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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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nur zu deinem Besten.“
    Als wäre das jetzt noch wichtig.
    Sie hatte gewusst, dass er alles täte, um seinen Krieg zu gewinnen. Sie hatte es gewusst und gehasst und war dennoch so dumm gewesen zu glauben, dass sich seine Gefühle seit ihrer ersten Begegnung geändert hatten. Er war bei ihr geblieben, anstatt mit seinen Freunden nach Chicago zu gehen. Er hatte ihr beigebracht, wie man kämpft. Er hatte sie sogar nach dem Gemahl einer Harpyie ausgefragt, um Himmels willen! Und dann hatte er beschlossen, sie zurückzulassen. Sie hatte nicht gewusst, ob aus Sorge um sie oder ob er sie nicht mitnehmen wollte, weil er nicht an sie und ihre Fähigkeiten glaubte.
    Jetzt wusste sie es. Er hatte sich nicht gesorgt. Er hielt ihren Vater für seinen Feind – und sie gleich mit.
    War sie seine Feindin?
    Wenn er recht hatte und der Mann auf dem Porträt Galen war, der Anführer der Jäger, dann war Galen tatsächlich ihr Vater. Sie hatte Tage, Monate, Jahre damit verbracht, immer dieselbe Gestalt anzustarren: dasselbe fahle Haar undhimmelfarbene Augenpaar, dieselben breiten Schultern und weißen Flügel. Denselben breiten Rücken, dasselbe kantige Kinn. Sie war mit den Fingerspitzen darübergefahren und hatte sich vorgestellt, echte Haut zu spüren. Wie oft hatte sie davon geträumt, dass er käme, um sie zu holen, sie in die Arme nähme und um Vergebung bäte, weil er so lange gebraucht hatte, um sie zu finden, und dann mit ihr in den Himmel flöge? Unzählige Male. Nun war er in der Nähe … Sie könntenzueinanderfinden …
    Nein. Es gäbe keine glückliche Wiedervereinigung. Nicht, nachdem sie erfahren hatte, dass er ein Dämon war … dass er Menschen wehtat … dass er Sabin umbringen wollte – Sabin, nach dem sie sich unentwegt verzehrte, der sie allerdings in einen dreckigen Kerker geworfen hatte, als bedeutete sie ihm nicht das Geringste.
    Gwen drehte sich im Kreis und lachte erbittert. Der Fußboden war ekelhaft schmutzig. Drei Wände waren aus Stein. Nicht aus leicht zu bearbeitendem Putz, sondern aus glattem Felsgestein. Die vierte Wand bestand aus dicken Metallstäben. Es gab nicht einmal ein Feldbett, auf dem man schlafen konnte, oder einen Stuhl zum Sitzen.
    Was er als Letztes gesagt hatte, bevor er sie in diesem Dreckloch zurückgelassen hatte? „Wir reden darüber, wenn ich zurück bin.“
    Bestimmt nicht.
    Erstens war sie dann nicht mehr da. Zweitens würde sie ihm den Kiefer mit der Faust zertrümmern, sodass er nie mehr sprechen könnte. Und drittens würde sie ihn umbringen. Dabei war ihre Wut verglichen mit der ihrer Harpyie noch gar nichts. Sie kreischte in ihrem Kopf und forderte Vergeltung. Wie hatte Sabin ihr das nur antun können? Wie hatte er ihr dieses neu erwachte Verlangen nach Rache einfach nehmen können? Wie hatte er sie hier einsperren können, nach dem Wahnsinnssex, den sie miteinander gehabt hatten?
    Sabins Verrat traf sie viel stärker als das Wissen um die böse Natur ihres Vaters.
    „Hurensohn!“, brüllte Bianka und stampfte von einem Fuß auf den anderen. Rings um ihren gestiefelten Fuß spritzten dunkle Sandkörner auf. „Er hatte unsere Flügel zusammengesteckt, bevor ich überhaupt wusste, was los war. Er hätte gar nicht fähig sein sollen, das zu tun. Niemand hätte fähig sein sollen, das zu tun.“
    „Ich werde ihn mit seinen eigenen Eingeweiden erhängen.“ Kaia rammte die Faust gegen einen Metallstab. Das Gitter hielt stand, da Kaias Kraft nun nicht mehr größer war als die eines Menschen. „Ich werde ihm die Gliedmaßen abtrennen, Stück für Stück. Ich werde ihn an meine Schlange verfüttern und in ihrem Bauch verrotten lassen.“
    „Er gehört mir. Ich werde mich um ihn kümmern.“ Das Traurige war, dass Gwen nicht wollte, dass ihre Schwestern ihn bestraften. Sie wollte es selbst tun. Ja, das zum einen. Zum anderen wollte sie ihn trotz allem – sogar trotz ihres Verlangens, ihn zu verstümmeln und umzubringen – nicht verletzt sehen. Wie dämlich war das denn? Als er sie eingesperrt hatte, hatte sie nicht nur Reue, sondern auch Erleichterung in seinem Blick gelesen. Also verdiente er, was auch immer sie ihm antäte. Er verdiente alles, außer dass sie weich wurde.
    Es hatte eine Weile gedauert, bis sie die Gründe für seine Erleichterung gefunden hatte. Doch am Ende war es ihr gelungen. Er hatte, was er wollte: Sie konnte die Burg nicht verlassen und würde nicht gegen die Jäger kämpfen. Das war ihm wichtiger gewesen, als ihr die Freiheit zu schenken, auch

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