Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
als sie ging. Sag mir endlich die Wahrheit, verdammt noch mal!“
Sie öffnete den Mund. Um zu lügen. Er wusste es; und Zorn spürte es. „Tu es nicht.“ Bei jedem anderen hätte sein Dämon ihn mit dem Drang gequält, ebenfalls zu lügen. Bislang hatte Zorn sich nicht für Legions Sünden interessiert, er hatte sie nicht einmal registriert, doch wütend, wie sie beide auf sie waren, änderten sich die Dinge allmählich. „Die Wahrheit, verflucht. Nur die Wahrheit. Nach allem, was ich für dich getan habe – verdiene ich da etwa weniger?“
„D…du hast recht. E…es tut mir leid. Ich dachte nur … Ich dachte, es wäre leichter für dich, wenn du dächtest, sie hätte dich … freiwillig verlassen.“
Nein. Scheiße, nein. Er heulte auf wie ein gequältes Tier. Genau wie Zorn. „Dann hat also Galen …“
„Er hat sie geholt, ja. Es tut mir leid, Aeron. Ehrlich.“
Nun, da sich sein Verdacht bestätigt hatte … nun ja, er hätte sich genauso gut das Herz herausschneiden und es verbrennen können. Seine wundervolle Olivia war tatsächlich in den Händen seines Feindes. Und vermutlich fügte er ihr in diesem Moment unerträgliches Leid zu, denn Gnade gehörte nicht gerade zu den Praktiken, die Galens Armee anwandte.
Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte.
„Aeron. Sag mir, was ich tun kann, um …“
„Ruhe!“ Als er zu ihr hinübersah, biss er sich auf sie Innenseite seiner Wange, bis er Blut schmeckte. „Du hast eine Frau verletzt, die ihr Leben geopfert hat, um uns zu retten. Uns. Nicht nur mich, sondern auch dich. Sie ist der Grund dafür, dass du immer noch hier bist.“
„Es tut mir leid“, wiederholte Legion zerknirscht. Dann wandte sie den Blick ab und starrte auf den Fußboden. „Das meine ich ehrlich.“
„Das spielt keine Rolle mehr.“ Weil es Olivia auch nicht zurückbrachte.
Bestrafen.
Die Forderung, die Zorn so entschlossen vorbrachte, erschütterte ihn.
Sie hat uns verraten.
Vorsichtig. Willst du nicht lieber Olivia retten, fragte Aeron.
Wut verwandelte sich in Kummer. Himmel.
Das wertete er einfach mal als Ja. Aeron schob Legion aus seinen Gedanken und stapfte zum Kleiderschrank, um sich auf Luciens Rückkehr vorzubereiten. Wieder band er sich so viele Messer und Pistolen an den Körper, wie er nur konnte.
Für alle Fälle packte er auch die Überbleibsel des Wassers aus dem Fluss des Lebens ein. Die halbe Flasche. Strider hatte seine Anweisungen nicht so ganz genau befolgt, aber ein bisschen war immer noch besser als nichts. Hoffentlich würde Olivia nichts davon brauchen. Aber wenn Galen ihr wirklich etwas angetan hatte, gäbe es auf der ganzen Erde kein Loch, in dem sich der Bastard verkriechen könnte, und kein Stück Stoff, unter dem er sich vor seinen Blicken verbergen könnte. Am Ende würde Aeron ihn finden.
Rache.
Ja. Die Rache wäre sein.
Was habe ich nur getan?, dachte Legion entsetzt, als Aeron aus dem Zimmer stapfte, das er nach ihren Vorlieben eingerichtet hatte. Er litt. Und sie war der Grund dafür. Er hatte recht. Er war immer gut zu ihr gewesen, und sie hatte ihn zu dem gemacht. Sein Blick war leer und seine Stimme rau vor Verzweiflung.
Ihr Magen brannte vor Übelkeit. Sie hätte alles getan, alles, um die Sache erträglicher für ihn zu machen. Vielleicht … vielleicht sogar beiseitetreten, damit er wieder mit Olivia zusammen sein konnte. Nein. Hör auf, so zu denken. Weil sie diesen jämmerlichen Deal mit Luzifer gemacht hatte, stand ihr Kurs fest – genau wie Aerons.
Aber es musste doch irgendetwas geben, das sie tun konnte. Etwas, das ihn wieder glücklich machte. Etwas wie …
Die Antwort traf sie mit einem gewaltigen Schlag, und sie schloss die Augen. Nein, nein, nein, dachte sie zuerst. Und dann: Das ist die einzige Möglichkeit.
Für Aeron.
Mit zitternden Händen zog sie sich an. Eine Hose und ein T-Shirt, die sie sich von Danika geliehen hatte. Sie konnte den Engel zurückholen. Nicht damit Aeron wieder mit Olivia zusammen wäre, sondern damit er sich endlich von ihr verabschieden könnte. Zwar konnte Legion im Gegensatz zu Lucien keine Energiespuren verfolgen, aber sie konnte ihre Brüder aufspüren. So hatte sie auch Aeron gefunden, als sie einander zum ersten Mal begegnet waren. Sie hatte seinen Dämon in der Nähe gespürt. Und Galen konnte sie auch spüren.
Ich hätte ihn niemals mit dem Engel gehen lassen dürfen. Trotz des Tarnumhangs hatte sie in dem Augenblick, als er das Zimmer betreten hatte, gewusst, dass er es
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