Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
als hätten die Kriegerengel sich besonders anstrengen müssen, um diese Geschöpfe zu vernichten. Sie hatten einfach die Arme ausgestreckt, wobei ihre Feuerschwerter erschienen waren. Diese Flammen waren nicht in der Hölle erschaffen worden, sondern dem Mund ihrer Gottheit entsprungen, deren Atem weitaus heißer war als die Flammen, die alle Dämonen so liebten. Wenn sie auf die Schuppen trafen, zerfielen die Dämonen einfach. Aber dieser Kampf hier war damit wohl kaum zu vergleichen.
Kaia und Cameo lagen immer noch am Boden und krümmten sich vor Schmerzen. Auf ihrer Haut lag jetzt ein grünlicher Schimmer. Als Engel hätte Olivia sie beruhigen und ihren Schmerz einfach verschwinden lassen können. Doch gefangen in diesem kläglichen Körper, konnte sie rein gar nichts tun.
Nichts als auf der Hut sein und kämpfen.
Wenn sie irgendwie überleben wollte, brauchte sie etwas, das sie noch nie zuvor erfahren oder sich gewünscht hatte: Wut. Immerhin war Wut das, was Menschen stark machte. Oder? Sie schienen zu wachsen, zu zerstören, zu siegen, wenn sie dieses Gefühl verspürten.
Also … was machte sie wütend? Auf jeden Fall ihre Zeit in der Hölle.
Obwohl sich alles in ihr dagegen sträubte, beschwor Olivia die Erinnerung herauf. Die Flammen … der Gestank … diese schleimigen, gierigen Hände … Ihr Magen begann vor Übelkeit zu brennen, und unter den ersten Funken Wut mischten sich Angst und Ekel. Danach übernahm ihr Instinkt die Kontrolle, und ihr Entsetzen über den kaltblütigen Angriff auf Kaia und Cameo wurde immer stärker, bis es die Angst betäubte. Glücklicherweise nur die Angst.
„Du wirssst heute sterben, Engel.“
Sie ballte die Hände zu Fäusten. Ich bin stark. „Du kannst niemals so mit Aeron zusammen sein, wie du es dir wünschst, Dämon“, sagte sie in dem Wissen, dass die Wahrheit in ihrer Stimme für ein Wesen, das unter Lügnern aufgewachsen war, widerlich sein musste. „Ich sage das nicht, weil ich grausam sein will, sondern weil …“
„Sssei still. Sssei still!“ Mit ausgefahrenen Krallen schlug Legion nach ihr.
Olivia lehnte sich weit zurück, um sich außer Reichweite zu bringen. Ohne ihre Flügel, die sie stets im Gleichgewicht gehalten hatten, stolperte sie und wäre um ein Haar zu Boden gestürzt.
„Aeron liebt mich. Dasss hat er mir ssselbssst gesssagt.“
Fast ihre gesamte Wut versiegte, und sie konnte nichts dagegen tun. Mitgefühl war genauso tief in ihr verwurzelt wie das Bedürfnis, Freude zu schenken. Sie und Legion sehnten sich nach derselben Sache. „Und es stimmt auch. Er liebt dich. Aber er liebt dich nicht so, wie ein Mann eine Frau liebt, sondern wie ein Vater seine Tochter.“
„Nein.“ Ein kräftiges Aufstampfen. Ein Zischeln. „Ich werde ihn einesss Tagesss heiraten.“
„Wenn dem so wäre, hätte ich vermutlich nicht mein bisheriges Leben aufgegeben, um herzukommen und ihn zu retten. Ich hätte nicht mit ihm zusammen sein wollen.“ Sie sprach so sanft wie möglich, denn es war nicht ihr Ziel, die Gefühle der Dämonin zu verletzen. Schließlich mochte Aeron das … Ding aus irgendeinem Grund. Dennoch wusste sie, wie Dämonen funktionierten, und deshalb wusste sie auch, dass Legion sie so lange beschimpfen und ihr zusetzen würde, bis Olivia es ihr begreiflich machen konnte. „Ich habe schon in seinem Bett geschlafen und mich an ihn gekuschelt.“
Legion beschuldigte sie gar nicht erst, eine Lügnerin zu sein. Wie könnte sie auch? Engel kannten dieses Bedürfnis nicht, und das wusste der kleine Unhold genau. Stattdessen hielt sie inne und starrte Olivia mit offenem Mund an, während ihr Atem flach und abgehackt ging. Von ihren scharfen Zähnen tropfte noch mehr Gift.
„Du willst etwas, das du nicht haben kannst. Du bist neidisch und voller Sehnsucht. Das liegt in deiner Natur“, fuhr Olivia fort, „und ich verstehe diese Gefühle besser als je zuvor, weil sie der Grund dafür sind, dass ich hier bin. Auch ich bin neidisch und voller Sehnsucht. Es gibt jedoch eines, das du nicht verstehst: Dass du die Hölle verlassen hast, war für Aeron das Todesurteil. Du bist der Grund, weshalb man mich zu ihm geschickt hat. Du bist der Grund, weshalb man mir befohlen hat, ihn zu töten. Du bist der Grund, weshalb man an meiner Stelle einen anderen Henker schicken wird.“ Sie atmete tief durch. „Du bist der Grund, weshalb er sterben wird.“
„Nein. Nein! Den nächsssten dreckigen Engel werde ich genaussso töten, wie ich jetzzzt dich
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