Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
für euch tun?“
Kaia ging in die Hocke und stieß einen Schrei aus. Es war ein Schrei, den er gut kannte. Ihre Harpyie hatte die Kontrolle übernommen. Etwa deshalb, weil er verletzt werden könnte? Oder weil eine andere Frau ihn angefasst hatte? So oder so – jetzt sah Kaia die Welt durch einen rotschwarzen Schleier, und ihre Zunge wollte Blut schmecken.
„Mein“, sagte sie mit doppelter Stimme. Das war die einzige Warnung. Danach griff sie an.
Während sie den schlanken Stock mit verblüffender Grazie und Entschlossenheit schwang, stieß Niederlage ein Wimmern aus, statt noch einmal den Sieg einzufordern. Kaia bewegte sich wie eine Tänzerin. Wie eine todbringende, psychopathische Tänzerin, die hoffte, den Rest ihres Lebens im Gefängnis zu verbringen. Meine Frau. Metall traf auf Knochen. Knochen knackten. Noch mehr Keuchen und Stöhnen.
Und dann war der Kampf in vollem Gang.
Als Kaia herumwirbelte, erhaschte er einen Blick auf ihr Gesicht. Es wirkte kalt und gnadenlos. In ihren schwarzen Augen züngelten rote … Flammen? Ja, echte knisternde Flammen. Er konnte ihre Hitze spüren, und auf seiner Haut bildeten sich Schweißperlen. Auf ihrer Haut lag ein azurblaues Leuchten. Nicht das typische regenbogenfarbene Leuchten von Harpyienhaut, sondern das blaue Leuchten heißer Flammen.
Wieder dachte er an ihren Kuss und daran, wie sie ihn verbrannt hatte. Wie heiß sie gewesen war. Ein lebender Hochofen. Es hatte ihn angetörnt und ihm das Gefühl gegeben, verdammt gut zu sein. Aber jetzt kam er ins Grübeln …
Besaß sie irgendeine besondere Macht?
Mit Krallen und Zähnen schnitt und biss sie sich durch ihre Gegnerinnen. Die Körper um sie herum bewegten sich so schnell, dass er sie mit den Augen nicht richtig verfolgen konnte, aber alle paar Sekunden wurde Kaia zurückgeworfen, als wäre jemand in sie hineingerannt. Im nächsten Augenblick heulte dieser Jemand vor Schmerzen auf – weil er oder besser sie, sich verbrannt hatte?
Gewinnen , knurrte Niederlage . Seine Angst war für den Moment vergessen.
Großartig. Einen Moment. Zuerst musste er noch etwas klären. Nämlich wie er sich in die Schlägerei einmischen sollte, ohne schnurstracks in Kaias Fäuste zu laufen.
Gewinnen!
Strider zog Jose – seine Sig Sauer – aus dem Hosenbund. Er hatte sich ebenfalls vorbereitet, denn ihm war klar gewesen,dass er jeden aus dem Weg räumen müsste, der ihm in die Quere käme. Jetzt wollte er nur noch jeden töten, der versuchte, Kaia zu „sabotieren“. So war das unter Freunden eben.
Er feuerte einen einzigen Schuss in die Luft ab. Bumm. Keuchen, das Rascheln von Kleidung, das Stampfen von Stiefeln. Dann: Stille.
„Haut verdammt noch mal ab“, knurrte er, während er die Waffe etwas tiefer hielt. „Sofort. Und bevor ihr euch die Köpfe mit der Frage zermartert, ob ich den Mumm habe, eure Gehirne in den Bäumen zu verteilen, lasst euch gesagt sein: Ja, hab ich.“
Keuchend und blutbespritzt hörte auch Kaia auf, sich zu bewegen. Blitzschnell wichen die Frauen vor ihr zurück. So schnell, wie sich diese geflügelten Viecher bewegten, hätten sie leicht versuchen können, ihn zu töten. Aber das taten sie nicht. Entweder begriffen sie, dass er – wie versprochen – einige von ihnen ausschalten würde, ehe sie ihn erreichten, oder sie hatten Angst vor seinem Dämon.
Niederlage summte zufrieden, und winzige Glücksfunken tanzten warm durch Striders Brust. Mehr Funken als gewöhnlich, wenn man bedachte, dass er noch gar nicht richtig gewonnen hatte. Dann erinnerte Strider sich an die allererste Herausforderung, die sein Dämon hinsichtlich Kaia und dieser Frauen angenommen hatte.
Jede, die versuchte, ihr wehzutun, müsste leiden. Nett.
„Du“, sagte er zu Kaia. „Komm näher.“
Auch sie gehorchte ihm. Mit der freien Hand strich er ihr über den Arm, um sie zu beruhigen. Doch verdammt! Es fühlte sich an, als würde er geschmolzenen Stahl berühren. Sogleich bildeten sich Brandblasen auf seinen Fingern. Aber störte ihn das? Wohl kaum. Was waren schon ein paar Schmerzen, wenn ihr Wohlbefinden auf dem Spiel stand?
Endlich ging ihr kratziger Atem ruhiger, das Schwarz wich aus ihren Augen und die züngelnden Flammen erstarben. Ihre Haut kühlte ab.
„Erstklassiges Work-out, Baby Doll“, sagte er.
„Jederzeit, Honigschnecke.“ Obwohl die Worte rau und abgehackt klangen, sprach sie mit nur einer Stimme. Ihre Harpyie war unter Kontrolle.
Strider sah sich um. Er und Kaia waren noch immer
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