Die Herren der Zeit
beobachten.
Und nachzudenken.
»Der König ist zurückgekehrt!«
Die Gefährten standen noch wie versteinert, als das Echo des vielstimmigen Rufes an den Wänden verhallte.
Burin war der Erste, der seine Sprache wiederfand – und, wie es schien, auch seinen unverwüstlichen Humor: »Ich habe das Gefühl, diese Szene haben wir schon einmal erlebt. Doch war es nicht Fabian, der zum König ausgerufen wurde?«
Gwrgi wandte sich ihm zu. Er grinste übers ganze Gesicht. »Aber es ist sehr effektiv, nicht wahr? Ich wollte das immer schon mal ausprobieren. Und schließlich bin ich König der Gnome von Zarakthrôr – oder etwa nicht?«
»Aber … das war in jener anderen Zeit, von der uns Kim berichtet hat«, wandte Gilfalas ein. »Jener Zeit, an die wir uns nun vage erinnern, durch die Macht seines Ringes. Wie kommt es, dass du jetzt plötzlich wieder der Alte bist, der, als den wir dich kannten, bevor …« Er verstummte.
»Nun«, meinte Gwrgi leichthin, »es geht auch ohne Ring, wie ihr seht, zumindest hier in der Welt unter dem Berg, wo sich alle Zeiten begegnen. Obwohl es«, fügte er mit einer Verbeugung an Ithúriël hinzu, »manchmal hilft. Ich bin Euch unendlich dankbar, Herrin«, und seine Stimme wurde wieder ernst, »dass Ihr mich aus dem Gefängnis im Stein befreit habt. Obwohl Ihr damit, wie ich befürchte, auch andere Dinge geweckt habt, die man besser hätte schlafen lassen.« Alle sahen ihn fragend an, was er damit meinte, doch Gwrgi ließ sich nicht näher darüber aus. »Gemach«, sagte er, »es wird sich alles klären. Wir haben Zeit. So viel Zeit, wie wir brauchen.«
Burin steckte seine schwere Streitaxt wieder weg und verschränkte die Hände im Gürtel. »Wir haben keine Zeit«, stellte er fest. »Sie läuft uns davon. Verstehst du, sie haben uns alles weggenommen: Unsere Freiheit. Unsere Zukunft. Und die, die wir lieben.« Seine Augen waren tief umschattet, und ein tiefer Grimm sprach daraus, wie ihn nur Zwerge hegen können, die niemals etwas wieder hergeben, was sie besitzen.
»Es gibt keine Freiheit im Reich der Gnome«, sagte Gwrgi leise, »und keine Zukunft. Und was die Liebe betrifft, davon weiß ich nichts.« Sein Blick ging in die Runde. »Aber sag mir, wo ist mein Freund Kim? Denn dieser Ffolksmann hier ist es offensichtlich nicht.«
Aldo merkte plötzlich, dass die Augen Gwrgis auf ihm ruhten, und so verbeugte er sich hastig. »Aldo Kreuchauff, aus Aldswick, zu Euren Diensten.«
»Zu meinen Diensten?« Die Augen funkelten. »Das hör ich gern. Und was ist mit Fabian? Dem Kaiser? Wo habt ihr ihn versteckt?«
Gorbaz, der im Hintergrund gekauert hatte, richtete sich auf. Seine massige Gestalt warf einen riesigen Schatten auf die Wände. Ein Zischen ging durch die Versammlung der Gnome, und Waffen wurden gezückt.
»Ich bin nicht Fabian«, grollte er.
Wenn Gwrgi überrascht oder gar erschrocken war, so ließ er es sich nicht anmerken. »Ein Bolg«, stellte er fest. »So etwas hat es hier lange nicht mehr gegeben.«
»Ich bin auch ein Geschöpf«, knurrte Gorbaz. »Wie du.«
»Wie ich?« Gwrgi zog die Brauen hoch. »Das täte mich wundern …«
»Genug des Geplänkels«, fuhr Burin dazwischen. »Fabian und Kim sind verschollen in der Zeit, und wenn es uns nicht gelingt, die Fehler der Vergangenheit zu richten, dann werden sie und wir alle verblassen und vergehen, als wären wir nie gewesen.«
»Wir hatten gehofft, hier in der Gewölbten Halle Rat zu finden«, fuhr Gilfalas fort. »Doch durch den Umweg, den wir nahmen – und bei dem wir dich aus dem Kerker befreiten –«, fügte er betont hinzu, »weiß nun auch er nicht mehr, wo wir uns befinden. Du musst uns helfen, dorthin zu gelangen.«
»Muss ich das?« Seine Art, mit Fragen zu antworten, hatte allmählich etwas Irritierendes. »Nun«, sagte er, »vielleicht muss ich, um der schönen Herrin willen. Doch nun lasst uns erst essen und trinken. Ihr werdet Hunger haben. Der König war verloren und ist zurückgekehrt; das muss gefeiert werden. Das bin ich meinem Volke schuldig. So viel Zeit muss sein.«
Er wandte sich um, und mit raschen Schritten ging er voran. Burin, Gilfalas und Ithúriël blickten sich hilflos an, dann zuckte Burin die Achseln, als wollte er sagen: Welche andere Wahl haben wir denn, und ging ihm nach. Aldo und Gorbaz schlossen zu ihnen auf, und von hinten flutete schlurfend, humpelnd und gleitend das Heer der Gnome heran und folgte ihnen nach.
Der Weg führte durch eine weitere Tunnelröhre; diese jedoch
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