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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Kaiser des Imperiums: über die Zeit der Soldatenkaiser und der cardassischen Kriege, über das Interregnum Magistrale, als die zaubermächtigen Gelehrten über das Reich geherrscht hatten, die Wiedergeburt unter Carolus dem Prächtigen bis zu den Erbfolgekriegen unter seinen Söhnen. Auch die Schrift wandelte sich mit der Geschichte: von der Capitalis minor über die Uncialis quadrata bis zur carolingischen Halbunzialschrift und schließlich zur humanistischen Kursive.
    Die Rolle endete in geschwungener Kanzleischrift mit bekannten Namen, wenn auch von den stolzen Titeln nur noch Kürzel übriggeblieben waren:
    Alexis iij., Princ. Thurionis, Imp. R. temp. iij;
Juliañs ij. Alexis, Princ. Aureolis, Imp. R.;
Fabiañs v. Alexis, Fil. ej., Princ. Thurionis, Imp. R. p. a. exûs.
    »Das bist ja du!«, rief Kim aus.
    »Das ist die Bulla Thurionis, die alte Genealogie meines Hauses«, erklärte Fabian, und ein Hauch von Ehrfurcht schwang in seiner Stimme mit. »Sie galt als verschollen, obwohl in den Archiven zu Magna Aureolis Abschriften davon existieren. Aber dies scheint das Original zu sein, der Schrift und dem Alter nach zu urteilen. Aber wie kommt es hierher?«
    »Du meinst, hier in die Bibliothek?«
    »Nein, hier in diese Welt, in diese Zeit. Denn dies ist die Dynastie der Könige des Imperiums, wie es sie hier und jetzt nie gegeben hat. Hier nennen wir uns immer noch die Herren von Thurion, aber wir haben seit langem keine wirkliche Macht mehr. Die liegt in den Händen des Imperators, der jenseits der Sichelberge zu Agrachuridion regiert.«
    Er schwieg.
    »Da ist noch was«, knurrte Burin. »Fällt dir nichts auf?«
    Fabian starrte mit gerunzelter Stirn auf das Dokument und musste blinzeln. Lag es nur an der schlechten Beleuchtung, oder begann die Tinte bereits zu verblassen?
    »Die Liste ist zu lang«, sagte Burin.
    Fabian verstand nicht, was er meinte. »Aber es ist alles korrekt. Mein Großvater Alexis, drei Mal König und Kaiser, mein Vater Julian, bis hin zu mir …«
    »Er hat recht!«, rief Kim aus. »Wenn dies wirklich die alte Stammrolle des Hauses Thurion ist, die seit vielen Jahren vermisst wird – wieso reicht sie dann bis zu dir? Bis in die Gegenwart?«
    »Und jetzt schau dir das an!«, meinte Burin und reichte ihm eine andere Rolle. Sie war viel kürzer als die erste.
    »Aber das ist –« Fabian war entgeistert. Das Dokument glich dem ersten bis in jede Einzelheit; selbst die Altersflecken des Pergaments waren identisch. Bis zu einem gewissen Punkt:
    »… Talmond der Wilde, Raubritter von der Thann,
    hingerichtet durch das Schwert –
Helmond der Bastardt, seyn Sohn, König der Diebe,
    gehenckt durch den Strang –
Justin die Ratte, deßen Sohn, gezogen & geviertheilt,
    d. s. p.«
    Dann war Schluss. Der Rest des Pergaments war mit einem scharfen Messer abgetrennt, aber es war auch so deutlich, dass nichts mehr folgte. Vermutlich hatte jemand den Rest des kostbaren Schreibmaterials für andere Zwecke verwendet.
    »Und welche von beiden ist jetzt echt?«
    »Keine«, sagte Kim. »Oder beide. Es sind beides verschiedene Fassungen der Geschichte. Aber keine von ihnen stimmt mit dem überein, was wir wissen. Nach der einen Fassung müsste das Haus Alexis hier im Imperium der Menschen bis auf den heutigen Tag regieren. Nach der anderen ist es seit Jahrhunderten ausgestorben. In beiden Fällen wärst du nicht hier, Fabian.«
    Fabian sah ihn an. Unsicherheit lag in seinem Blick, ein Schatten, der vorher nicht da gewesen war.
    »Jetzt weißt du, wie man sich fühlt, wenn man in die falsche Zeit geraten ist …«, bemerkte Kim.
    »Es geht noch weiter«, brummte Burin. »Es gibt noch eine Version.«
    Das dritte Pergament war verbrannt und verkohlt, aber es war ganz offensichtlich dasselbe Stück wie die ersten beiden, mit denselben Rissen und Flecken im Material. Doch es war leer.
    »Versteht ihr?«, sagte Burin. »Die Geschichte ist noch im Fluss. Irgendjemand ist dabei, sie zu verändern – ich weiß nicht, wer und wo und wann und wie. Nur, wir haben keine Zeit mehr. Wenn wir nicht handeln, dann werden wir auch verblassen und ausgelöscht werden wie die Schrift auf diesem Pergament …«
    Fabians Unsicherheit war einem tiefen Schrecken gewichen. »Aber wieso sind wir dann überhaupt hier?«
    »Ich denke, es sind die Ringe, die uns schützen gegen den Wind der Zeit«, sagte Gilfalas. »Solange der Eine Ring des Hohen Elbenfürsten uns erhält. Aber auch seine Macht ist begrenzt und währt nicht ewig.«
    Der

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