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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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dürfen nicht rein! Das hier ist eine Studentenkneipe, und …« Seine Augen wurden immer größer. »Ein Elbe … nein, zwei Elben und ein Bolg und – ein Kind?«
    »Ich bin kein Kind!«, fauchte Aldo, dem die Sache allmählich zu weit ging. »Ich bin der berühmte Adlatus Alderonus, und wenn ich ein bisschen klein gewachsen bin, ist das mein Problem, nicht Eures.«
    »Einen Augenblick«, sagte der Wirt. »Seid ihr etwa die, nach denen man sucht? Nach denen wir Ausschau halten sollen, wie man uns gesagt hat?«
    »Na, na«, entgegnete Burin. »Könnt Ihr etwa nicht zählen, guter Mann? Ein Elbe, ein Mensch, ein Zwerg – so hieß es, nicht wahr? Und wir sind auch keine Wegelagerer. Wir zahlen für das, was wir verzehren.«
    Das schien den Wirt zu überzeugen. Dann aber weiteten sich seine Augen, als sich hinter Aldo auch noch der Esel seinen Weg ins Innere bahnte.
    »Keine Tiere!«, sagte er fest. »Das geht zu weit.« Und er ließ sich auch nicht davon abbringen, bis man sich einigte, dass Alexis im Hausflur angebunden bleiben sollte.
    Nachdem Aldo sich um den Esel gekümmert und ihn von seiner Packlast befreit hatte, folgte er den anderen in die Gaststube. Es war ein niedriger Raum mit gewölbter Decke, von Kerzen erleuchtet. Ein paar junge Burschen saßen lustlos an einem der Tische und tranken aus steinernen Krügen, aber sie schienen keine rechte Freude daran zu haben.
    »Was ist denn das für ein trostloser Laden!«, dröhnte Burin. »Herr Wirt, einmal Stoff für den ganzen Saal!«
    Der Wirt wischte sich seine Hände an der Schürze ab. »Nichts für ungut, Herr Studiosus«, sagte er, »aber mit welcher Münze gedenkt Ihr zu zahlen.«
    »Ich habe noch eine imperiale Krone, die mir mein Vater mitgegeben hat«, flüsterte Aldo Burin zu. »Wenn das hilft …«
    »Damit wirst du hier eher Misstrauen ernten«, gab Burin ebenso leise zurück. »Wenn keiner den Namen und die Umschrift kennt.« Laut fuhr er fort: »Mit Gold!« Er zog eine schwere goldene Münze aus einem Beutel und ließ sie auf den Schanktisch rollen. »Gold aus den Minen von Inziladûn. Kein Elbensilber«, fügte er mit einem Blick auf Gilfalas und Ithúriël hinzu, »das bei Tageslicht seinen Wert verliert. Richtiges rotes Zwergengold.«
    Der Wirt nahm die Münze. Seine Augen weiteten sich. Er prüfte die Münze, indem er hineinbiss. Dann überzog ein Lächeln sein Gesicht, das seine kleinen Schweinsäuglein Lügen strafte.
    »Bier für alle.«
    In schäumenden Humpen wurde das Bier auf den blankgescheuerten Tisch gestellt. Burin verteilte die Krüge. Ithúriël sah ihn misstrauisch an, als er ihr das Gemäß hinstellte.
    »Das ist also Bier?«
    »Bier. Cervisia. Gerstensaft. Stoff. Wie Ihr es nennen wollt. Sagt nur, Ihr habt noch nie Bier getrunken!«
    »Nein.« Sie lächelte. »Aber ich kann es ja mal versuchen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Gilfalas. Als Burin ihn entgeistert ansah, fügte er hinzu: »Aber ich kann mich erinnern, wie es schmeckt.«
    »Dann wollen wir die Erinnerung auffrischen. Auf das Gelingen! Ad Salamandrum ex! «
    Aldo kostete das Bier. »Nicht übel!«, stellte er fest. »Nicht so gut wie das im ›Goldenen Pflug‹ zu Aldswick, aber trinkbar.«
    Gilfalas trank in einem tiefen, durstigen Zug. Ithúriël kostete vorsichtig, verzog dann das Gesicht und nahm einen zweiten Schluck. »Das ist schon besser«, stellte sie überrascht fest.
    »Der zweite Schluck ist immer besser als der erste«, gab Burin ihr zu verstehen. »Und was sagst du dazu, Freund Bolg?«
    »Gut«, sagte Gorbaz und knallte seinen leeren Humpen auf den Tisch. »Mehr.« Er hatte das Gemäß in einem Zug geleert, ohne auch nur zu schlucken.
    »Bravo!«, tönte Burin. »Ein echter Stiefeltrinker. Aber bevor wir zum verschärften Trinken übergehen, sollten wir erst einen Cantus anstimmen.« Und mit lauter, sonorer Stimme begann er zu singen:
    »Bibit hera, bibit herus,
Bibit eques, bibit clerus,
Bibit albus, bibit gnomus,
Bibit princeps et ignomus,
Bibit doctus cum scriptura,
Bibit omnis creatura.
    Bibite, bibite, collegiales,
    Bibitur optime inter aequales!«
    Der Wirt kam an den Tisch geeilt. Seine Miene war besorgt, ja furchtsam. »Nicht so laut, meine Herren und … äh … meine Dame.« Ithúriël lächelte ihn an. »Man könnte uns draußen hören, und es ist schon Sperrstunde, und wenn die Wachen etwas merken, dann werden sie mir die Konzession nehmen – wenn nicht Schlimmeres.«
    Aber Burin ließ sich nicht mehr aufhalten:
    »Bibit ille, bibit

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