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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Zeitraum ungewisser Bedingungen führen, die zu ernst sind, um sie ins Auge zu fassen. Das könnte heftige Wechselkursschwankungen und wahrscheinlich weitere Wertverluste der ausländischen Währungen gegenüber dem Dollar verursachen. Dies wäre ein Anreiz für alle diejenigen, die neuartige Ideen für Patentlösungen und Hilfsmittel vorbrachten, die sich vom Goldstandard unterschieden, um ihre Waren zu verkaufen; zudem ein Anreiz für Regierungen, verschiedene Experimente mit Papiergeld und Inflation durchzuführen. Das könnte tatsächlich dazu führen, dass die USA das Gold der ganzen Welt an sich ziehen.« Ihrer Meinung nach konnte das nur zu »einem schrecklichen Zeitraum« der »Mühsal, des Leidens und … sozialer und politischer Unruhen« führen, was in einer Art »monetärer Krise« kulminieren würde.
    Strong wies darauf hin, dass den Briten nur ein paar Wochen, bestenfalls einige Monate blieben, um zu handeln. Für den Moment wurde das Pfund von den positiven politischen Entwicklungen im Inland gestützt. Das amerikanische Kapital beurteilte Europa wegen des Dawes-Plans sehr optimistisch, und die Fed hatte Großbritannien helfen können, indem sie Mitte 1924 die Kreditkonditionen in den USA lockerte. Strong warnte, dass sich dieses enge Fenster bald schließen könnte, weil Großbritannien mit der Rückzahlung der Kriegsschulden begann, was mit Sicherheit zu einer Schwächung des Pfunds führen würde. Die Lockerung der Kreditbedingungen durch die FED 1924 hatte den inländischen Bedürfnissen der USA gedient – die amerikanische Wirtschaft hatte im Sommer eine milde und kurzlebige Rezession erfahren. Allerdings näherte sich rasch der Zeitpunkt, an dem die Fed aus inländischen Gründen die Kreditzügel wieder anziehen musste, was es für Großbritannien schwieriger und teurer machte, Kapital zur Stützung seiner Währung anzuziehen. In den Korridoren der Fed murmelte man schon, Strong lasse sich von seinen Freunden in London zu sehr beeinflussen.
    Ihm war völlig klar, dass die britischen Preise noch immer um zehn Prozent zu hoch waren und dass eine weitere Deflation, um die Preise zu senken, weitere Härten mit sich bringen würde. Aber er war immer mehr davon überzeugt, dass man die Briten dazu drängen musste, die große Entscheidung zu treffen – er nannte es force majeure . Die Schocktherapie, Großbritannien zum Wettbewerb auf den Weltmärkten zu zwingen, war zwar schmerzhaft, würde aber auf effizientere Weise zur nötigen Angleichung der Preise führen als eine überlange Phase restriktiver Kreditpolitik.
    Die Amerikaner erkannten: Falls Großbritannien zum Gold zurückkehren sollte, war es extrem wichtig, dass die Anbindung nicht beim ersten Anzeichen von Problemen wieder aufgegeben wurde. Sonst würde die Glaubwürdigkeit des gesamten Systems infrage gestellt und sämtliche Währungen der Welt könnten in Turbulenzen geraten. Die US-Regierung war nicht in der Position, irgendeinem Land Geld zu leihen. Während des Kriegs hatte es genug Kredite von der einen Regierung an die andere gegeben, und nun mussten die Bedingungen dieser Ausleihungen neu verhandelt werden. Um sicherzustellen, dass Großbritannien von genügend hohen Reserven zehren konnte, versprach Strong 200 Millionen Dollar von der New Yorker Fed. Von den Partnern bei J. P. Morgan kam eine weitere zögerliche Zusage im Volumen von 300 Millionen Dollar.
    Strong stellte eine wichtige Bedingung: Dabei handelte es sich nicht, wie man annehmen könnte, um Einschränkungen der Wirtschaftspolitik der Bank of England – etwa die Höhe der Kreditvergabe oder das Zinsniveau. Die einzige Bedingung lautete, dass dieser Kredit nur dann verfügbar sein würde, solange Norman Präsident der Bank of England blieb.
    Bei seiner Abreise war Norman in ungewöhnlich sentimentaler Stimmung; vielleicht wegen der halben Milliarde Dollar, die er gleichsam in der Tasche trug, vielleicht auch wegen des kräftigen Vertrauensbeweises, den er persönlich von den Amerikanern erhalten hatte. An Bord der S. S. France schrieb er Strong eine Notiz:
Mein lieber Ben,
Du wirst nicht erwartet haben, dass ich Dir einen Brief schreibe. Dieses Biest von einem Schiff schaukelt so sehr, dass ich kaum auf einem Stuhl sitzen, geschweige denn an einem Tisch schreiben kann. Aber was auch immer uns dieses Jahr bringen mag, bin ich doch glücklich, dass ich es mit Dir begonnen habe: Es ist immer richtig zu sagen, dass wir einander nicht oft genug treffen … Wir sollten uns

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