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Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition)

Titel: Die Herren des Geldes: Wie vier Bankiers die Weltwirtschaftskrise auslösten und die Welt in den Bankrott trieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaquat Ahamed
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Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in die Wirtschaft zu pumpen.
    Hoover musste sich daher damit begnügen, den wichtigsten ökonomischen Einpeitscher zu spielen. Leider brachte er für diese Rolle nur wenig Talent mit. Er war schüchtern, unsicher und steif, fühlte sich in Gesellschaft nicht wohl und umgab sich mit Jasagern. Wie William Allen White meinte, war er auch »von Natur aus ein Schwarzseher, ein geborener Pessimist, der immer nur die trübselige Seite einer Situation sah.« Da er nicht in der Lage war, Vertrauen oder Optimismus zu wecken, verlegte er sich laut dem Magazin Nation darauf, »den Geist der Prosperität zu beschwören«, damit sich die Lage verbessern werde.
    Am 14. Dezember 1929, kaum sechs Wochen nach dem Crash, erklärte er, die Handelsumsätze zeigten an, dass die Zustände im Land »wieder normal« seien. Am 7. März 1930 prognostizierte er, die schlimmsten Auswirkungen seien »in 60 Tagen vorbei.« 60 Tage später verkündete er: »Wir haben das Schlimmste hinter uns.«
    Bis zu einem gewissen Grad steckte er in einem Dilemma, mit dem alle politischen Führer konfrontiert sind, wenn sie sich zur ökonomischen Situation äußern. Was sie über die Wirtschaft zu sagen haben, beeinflusst das Ergebnis – eine Analogie zur Heisenbergschen Theorie. Folglich haben sie kaum eine andere Wahl, als sich auf alberne positive Aussagen zu beschränken, die man niemals als Prognose ernst nehmen darf.
    Die Aufgabe, die Wirtschaft gesundzureden, wurde durch die Tatsache erschwert, dass sie nicht geradlinig abwärts tendierte. An manchen Punkten auf dem Weg nach unten schien sie sich zu stabilisieren. Nachdem sie sich in den letzten Monaten 1929 abgeschwächt hatte, fasste sie Anfang 1930 wieder Fuß. Der Aktienmarkt stieg sogar auf über 290 Punkte, was eine Erholung von 20 Prozent bedeutete. Und die Harvard Economic Society, eine der wenigen Vereinigungen, die die Rezession vorhergesagt hatten, argumentierte nun, das Schlimmste sei vorüber. Hoover klammerte sich an jeden Strohhalm, den er zu fassen bekam und stützte sich auf diese kurzen Zwischenspiele guter Nachrichten, wobei er nicht bemerkte, dass es sich um Trugbilder handelte. Im Juni 1930, als ihn eine Delegation des National Catholic Welfare Council aufsuchte und ihn um eine Erhöhung der Aufwendungen für öffentliche Aufgaben bat, sagte er: »Meine Herren, Sie sind 60 Tage zu spät gekommen. Die Depression ist vorbei.« Im selben Monat begann die Wirtschaft sich erneut abzuschwächen.
    Als die Fakten Hoovers Prognosen nicht gehorchen wollten, begann er schließlich, Tatsachen zu erfinden. In Pressekonferenzen behauptete er oft, dass die Beschäftigtenzahlen stiegen, wenn das eindeutig nicht der Fall war. Das Zensusbüro und das Arbeitsministerium, die für die Arbeitsmarktdaten zuständig waren, sahen sich unter ständigem Druck, ihre Zahlen zu schönen. Einer der Experten kündigte aus Abscheu über die Versuche der Administration, die Zahlen zurechtzubiegen. Schließlich wurde sogar der Chef des Amts für Arbeitsmarktstatistik zum Rücktritt gezwungen, als er den offiziellen Aussagen der Regierung öffentlich widersprach.
    Im Gegensatz zu Hoover unternahm Finanzminister Mellon gar nicht erst den Versuch, sich dieser Schönrederei anzuschließen. Seine Meinung war, dass Spekulanten, die Geld verloren hatten, dies verdient hätten und für ihr rücksichtsloses Verhalten bezahlen sollten. Die amerikanische Wirtschaft sei fundamental gesund und würde sich ganz von selbst erholen. In der Zwischenzeit, so meinte er, sei es die beste Politik »die Arbeit zu liquidieren, die Aktien zu liquidieren, die Farmer zu liquidieren und die Immobilien zu liquidieren … das wird die Verdorbenheit aus dem System treiben … Die Menschen werden härter arbeiten, ein moralischeres Leben führen. Werte werden wieder zu ihrem Recht kommen, und unternehmerische Menschen werden die Trümmer der weniger kompetenten Leute auflesen.«
    Eine Gruppe, die sich Mellons Rat bezüglich der Liquidationen offenbar zu Herzen genommen hatte, waren die Russen. 1930 brauchte die Sowjetregierung dringend Devisen und beschloss, ihre wertvollsten Kunstwerke an die kapitalistischen Feinde zu verkaufen. Für Mellon war dies eine einmalige Chance, eine einzigartige Kunstsammlung zu Ramschpreisen zu erwerben, und er verpasste sie nicht. Nach einigen geheimen Verhandlungen über Kunsthändler in Berlin, London und New York arrangierte Mellon den Kauf von insgesamt 20 Werken. Stets

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