Die Herren des Krieges
…
»Ende der Phase zwei«, schrie Veran triumphierend.
Die Falle war vorbereitet. Es würden noch zweihundert oder zweihundertfünfzig Jahre vergehen, bevor Ngal R’nda in dieser Falle gefangen würde.
Zeit, dachte Corson, als er vom Pegason stieg, ist die geduldigste von allen Gottheiten.
29.
Das Monster schlief. Es war fünfhundert Meter unter der Oberfläche des Planeten verborgen. Gefüllt mit genügend Energievorrat, hatte es nur den einen Wunsch, sich auszuruhen. Es war völlig damit beschäftigt, die achtzehntausend Sporen hervorzubringen, aus denen seine Nachkommen entstehen würden. Darum war das Monster verwundbar. Aus diesem Grund war es in das Basaltgestein eingedrungen und hatte dort sein Nest gebaut.
Das Monster träumte. In seinen Träumen erinnerte es sich an einen Planeten, den es nie selbst gekannt hatte, der aber die Wiege seiner Rasse war. Dort war das Leben einfach und schön gewesen. Dieser Planet war schon vor einer halben Milliarde von Jahren verschwunden, aber durch Vererbung blieben dem Monster klare Erinnerung an diese Urheimat. Hätten Corsons Zeitgenossen die Träume des Monsters während der Gefangenschaft deuten können, hätten sie den Schlüssel zu vielen Rätseln gefunden.
Sie hatten nie verstanden, wie das Monster, das bis auf seltene Gelegenheiten die Gesellschaft anderer Artgenossen mied, eine Kultur entwickeln konnte, nicht zu reden von den Anfängen einer Sprache.
Auch die Herkunft der Monster war für die Menschen ein unlösbares Problem. Zu Corsons Zeit war die Exobiologie bereits eine sehr anerkannte Wissenschaft. Es war möglich, anhand eines Exemplares den ganzen biologischen Weg einer Gattung zu bestimmen. Aber die Monster zeigten Merkmale von einem Dutzend Rassen. Kein Planet konnte so ein widersprüchliches Biest hervorgebracht haben. Darum hatte man auch keinen genauen Namen gefunden und sie einfach Monster genannt.
Ein Energiestrahl streifte das Monster für den Bruchteil einer Sekunde. Es bewegte sich im Schlaf und nahm gierig die Energie auf, die es brauchte. Es achtete nicht darauf, wo diese Energie herkam. Ein zweiter Energiestrahl weckte es auf, und ein dritter alarmierte es endlich.
Es merkte verwirrt, daß es einen Fehler gemacht hatte. Es hätte den ersten Energiestrahl nicht aufsaugen dürfen. Damit hatte es seine Position verraten. Da es zu verwirrt war, hatte es auch noch Teile der anderen Energiestrahlen aufgenommen. Wenn es sich fürchtete, befahl ihm sein Instinkt, alle Energie aufzunehmen, die vorhanden war, gleichgültig woher sie stammte.
Nun trafen härtere Strahlen seinen Körper. Das Monster begann über sein Schicksal zu weinen. Es fühlte sich als schwache Kreatur, die unfähig war, mehr als einen kleinen Zeitraum in Zukunft oder Vergangenheit zu beherrschen. Es klagte über das Los seiner unschuldigen Nachkommen, die vielleicht keine Chance mehr hatten, zu leben.
In einer Entfernung von etwa sechstausend Kilometern beobachteten riesige Vögel ihre Instrumente unter den neugierigen Blicken von Colonel Veran. Der Energiestrahl, der tief ins Innere des Planeten drang, war dreimal absorbiert worden.
»Da ist es«, sagte Ngal R’nda unruhig. »Sind Sie sicher, daß Sie es ausschalten können?«
»Absolut«, antwortete Veran mit arrogantem Selbstvertrauen. Das Bündnis war in Kraft getreten, aber Veran hatte viele Vorteile für sich herausgeschlagen. Sein Lager war zwar durch die Waffen der Urianer bedroht, aber das kümmerte ihn nicht. Er hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Er gab nun seine Befehle.
Das Monster mobilisierte seine Kräfte. Aber es fühlte sich wie gelähmt. Der Brutvorgang war zu weit fortgeschritten, als daß es einen Zeitsprung hätte machen können.
Es hatte die Wahl zwischen Selbsterhaltung oder Schutz der Nachkommenschaft. Es konnte auch nicht an die Oberfläche oder tiefer in die Erde dringen. Beides war zu gefährlich. Wieder beweinte es sein Schicksal.
Es bemerkte die Anwesenheit von Wesen in einer Entfernung von wenigen Kilometern. Einige Angehörige seiner eigenen Rasse näherten sich. Das war für das Monster kein Trost. Es wußte aus seiner Vergangenheit, daß brütende Monster eine saftige Beute waren. Kannibalismus erleichterte seiner Rasse den Austausch von Genen und verhinderte Entartung.
Im letzten Augenblick strengte es alle seine Kräfte an, um den Jägern zu entkommen. Es stieg auf und versteckte sich in einem Lavastrom. Aber Verans Pegasonen hatten dies vorausgesehen. Sie handelten nach
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