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Die Herren des Krieges

Die Herren des Krieges

Titel: Die Herren des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Klein
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schrille Schreie. Klauen gruben sich in Corsons Schulter. Er wehrte sich nicht. Veran ließ Ngal R’nda los, der nun den Schnabel öffnete, um Atem zu schöpfen. Urianer in violetten Togen ergriffen Veran, aber dieser schrie: »Ich habe es bewiesen, das Ei ist nicht blau! Er ist ein Betrüger!«
    »Er lügt!« schrie Ngal R’nda zurück. »Er hat das Ei mit Farbe besprüht! Bringt ihn um!«
    »Brecht das Ei entzwei!« schrie Veran. »Wenn ich lüge, muß die Innenseite blau sein! Brecht das Ei entzwei!«
    Ngal R’nda wurde von Urianern umkreist. Sie zeigten noch Ehrfurcht, wirkten aber irgendwie drohend. Ngal R’nda stieß piepsende Laute aus, die Corson nicht verstand, aber der Sinn war klar.
    »Soll ich das Ei zerbrechen?«
    Stille. Dann hörte man Laute kurz und gnadenlos. Ngal R’nda neigte den Kopf.
    »So sei es. Ich werde die Schale zerbrechen, was eigentlich erst nach meinem Tode geschehen sollte, damit sie mit meiner Asche vermischt werden kann. Ich, der letzte Prinz von Uria, bin der einzige in der Reihe meiner Ahnen, der das Blaue Ei zweimal zerbricht!«
    Er ergriff das Ei, hob es hoch und schmetterte es gegen den unteren Rand des Metallblocks. Bruchstücke fielen auf den Boden. Ngal R’nda ergriff ein Stück und hielt es dicht vor seine altersschwachen Augen. Dann prallte er zurück und fiel in Ohnmacht.
    Einige der Edlen sprangen vor und ergriffen ein Stück von Ngal R’ndas Toga. Der Stoff hielt, und nun schleiften sie den Alten über den Boden. Ein Aufruhr brach los. Corson fühlte sich losgelassen. Endlich hatten alle Urianer Ngal R’nda erreicht. Verrückt vor Wut, pickten sie den letzten Prinzen von Uria zu Tode.
    Jemand berührte Corsons Arm. Es war Veran.
    »Kommen Sie, wir gehen, bevor diese Vögel zum Nachdenken kommen und meinen Trick durchschauen.«

 
32.
     
    In jedem Jahrzehnt stieg er ab, näherte sich einem Vorübergehenden und fragte: »Welches Jahr haben wir?«
    Manche fielen in Ohnmacht, andere liefen weg, einige wenige verschwanden. Diese mußten ebenfalls Kenntnisse über das Zeitreisen besitzen. Aber immer wieder fand er auch Leute, die ihm gerne Auskunft gaben. Diese schauten auf den Mann mit dem Monster und lächelten. Einmal war es ein Junge, dann ein Urianer, ein alter Mann oder eine Frau.
    Eine Frage brannte dann auf Corsons Lippen: »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Denn ihr Lächeln und ihre Bereitwilligkeit, Auskunft zu geben, waren ihm ein Rätsel. Sie mußten ihn kennen. Er hatte viele Führer, die ihm den Weg zeigten, aber sie sagten ihm immer nur das Datum, und wenn er versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln, lenkten sie ab. Selbst das Kind hatte nichts weiter gesagt.
    Als er dem Urianer begegnete, wollte er rasch wieder in die Zeit springen. Das wäre ein Fehler gewesen, denn der Vogel machte ein Zeichen des Friedens. Er trug eine prächtige weiße Toga und sagte mit einer Grimasse, die wohl ein Lächeln darstellen sollte: »Wovor fürchtest du dich, mein Sohn?«
    Auf den ersten Blick hatte er Ngal R’nda ähnlich gesehen, aber das lag nur an seinem hohen Alter.
    »Ich glaube, ich kenne dich«, sagte der Urianer. »In einer schlimmen Zeit kamst du aus dem Nichts. Ich war noch sehr jung damals, aber ich erinnere mich, daß ich dich zu einem Waschraum führte und dir etwas zu essen brachte, bevor ich dich zu einem geheimnisvollen Zeremoniell begleitete. Seitdem haben sich die Dinge zum Guten gewandelt. Ich freue mich, dich wiederzusehen. Was willst du wissen?«
    »Ich suche den Rat«, antwortete Corson. »Ich habe eine Botschaft zu überbringen.«
    »Du wirst ihn am Strand finden, etwa dreißig oder vierzig Kilometer entfernt von hier. Aber du wirst etwa hundertzwanzig Jahre warten müssen.«
    »Danke«, sagte Corson. »Ich brauche nicht zu warten. Ich reise durch die Zeit.«
    »Das habe ich vermutet«, meinte der Vogelartige. »Ein prächtiges Tier hast du da.«
    »Ich nenne es Archimedes«, gab Corson Auskunft, »zum Andenken an eine Geschichte, die sich vor langer Zeit zugetragen hat.«
    Als er aufsteigen wollte, hielt ihn der Urianer zurück.
    »Ich denke, du grollst uns nicht wegen der Sache, die damals geschehen ist. Es war ein Fehler. Tyrannen erzeugen immer Gewalt. Sie zwingen uns zu kämpfen, damit sie ein Schauspiel genießen können. Du hast die Situation mit viel Feingefühl geklärt. Ein anderer hätte vielleicht ein Blutbad herbeigeführt. Wir Urianer sind dir alle sehr dankbar.«
    »Alle … euch eingeschlossen?« fragte Corson ungläubig.
    »Die

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