Die Herren des Krieges
und reichte sie Corson.
»Erfrischen Sie sich, lieber Freund. Sie schauen wirklich seltsam aus.«
Corson wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. Wenn dieser Strandmensch der Meinung war, daß genug Zeit blieb, so wollte er nicht widersprechen. Er setzte die Flasche an seine Lippen und verschluckte sich.
»Mögen Sie keinen Wein?« fragte der Mann.
»Das ist der beste Wein, den ich je getrunken habe.«
»Dann trinken Sie, soviel Sie wollen, Freund. Wir haben genug.«
Corson zog die Handschuhe aus und trank. Nach dem zweiten Schluck fühlte er sich frischer.
»Sind Sie hungrig?« fragte er den Nackten. »Ich habe noch Militärverpflegung dabei.«
»Danke«, sagte der Mann. »Ich bevorzuge doch etwas Delikateres. Oh, wie dumm von mir, daß ich nicht eher daran gedacht habe. Sie sind sicher hungrig nach der langen Reise.«
Er wühlte wieder im Sand und zog einen großen, silbernen Behälter hervor, dann öffnete er den Deckel und schnüffelte zufrieden.
»Bedienen Sie sich. Sie müssen allerdings mit den Fingern essen. Wir führen hier ein sehr einfaches Leben.«
Zu Corsons Erstaunen enthielt der Behälter etwas, was aussah wie ein halbes Huhn. Dazu kamen eine Soße und Gemüse, wie es Corson noch nie gesehen hatte. Aber der Geruch machte ihm sofort großen Appetit. Er aß so gierig, daß er zunächst nicht mehr dazu kam, die wichtigsten Fragen zu stellen. Dann sagte er endlich: »Ich habe Dyoto gesehen!«
»Eine schöne Stadt, wenn auch ein wenig altmodisch«, meinte der Mann.
»Der Krieg hat sie ausradiert.«
Völlig verblüfft erhob sich der Mann.
»Welcher Krieg?«
Dann begann er zu lachen. »Oh, natürlich. Sie kommen ja aus einer wirren Zeit. Sie haben sicher einen Schock bekommen, aber das konnten Sie nicht wissen.«
»Was konnte ich nicht wissen?«
»Dyoto wurde verlassen. Das ist alles. Die Stadt wurde nie zerstört. Sie entsprach einfach nicht mehr unserem Lebensstil.«
Corson versuchte diese Nachricht zu verarbeiten. »Und wie ist euer Lebensstil?« fragte er schließlich.
»Sie sehen es ja. Sehr einfach. Wir müssen viel nachdenken. Wir machen uns bereit für die«, er zögerte, »eh, Zukunft, wie Sie sagen würden.«
»Sind Sie wirklich sicher, daß Sie keine Hilfe brauchen?« fragte Corson sich das Fett von den Fingern wischend.
»Sicher brauchen wir Sie, Corson. Aber nicht hier und nicht jetzt.«
»Sind Sie wirklich ganz sicher, daß Ihnen nichts fehlt?« beharrte Corson.
»Sehe ich so aus? Meinen Sie vielleicht Kleider? Wir tragen heute kaum noch Kleidungsstücke.«
»Brauchen Sie Vorräte, Medizin. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der ganze Strand voll mit silbernen Behältern und Flaschen ist. Was machen Sie, wenn Ihre Vorräte zu Ende gehen?«
Der Mensch schaute nachdenklich aufs Meer. »Wissen Sie, das ist eine Sache, über die ich noch nie nachgedacht habe. Ich denke …«
Corson unterbrach ihn heftig: »Kommen Sie zu sich, Mann! Sind Sie verrückt oder krank? Es muß doch eine Möglichkeit geben, im Meer Fische zu angeln und in den Wäldern zu jagen. Wollen Sie denn hier verhungern?«
»Oh, ich glaube nicht, daß das nötig sein wird. Was glauben Sie denn, wo diese Flasche zum Beispiel herkommt?« meinte der Mann und erhob sich. Er war sehr groß, gut gebaut, und langes Haar fiel um seine Schultern.
Verwirrt erhob sich auch Corson. »Ich weiß es nicht.«
»Wenn uns der Wein ausgeht, so bestellen wir neuen.«
»Ah, Sie leben im Hinterland und kommen nur hierher, um zu essen und nachzudenken. Sie besitzen Diener oder Roboter«, meinte Corson strahlend.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Hinter den Dünen finden Sie weder Paläste noch einfache Hütten, ganz zu schweigen von Dienern und Robotern. Der Himmel ist unser Dach, und der Sand ist unser Bett. Finden Sie, daß es zu kalt oder zu warm ist?«
»Wo kommen dann die Vorräte her?« fragte Corson ärgerlich, indem er die leere Flasche mit dem Fuß wegstieß.
»Aus irgendeinem Jahrhundert in der Vergangenheit oder Zukunft. Ich weiß es nicht. Wir beschlossen, in diesem Jahrzehnten nichts anzubauen oder zu jagen. Dieser Ort ist gut zum Ruhen und Nachdenken geeignet. Natürlich können wir das Klima regeln, aber Sie werden auf diesem Planeten keine einzige Maschine finden. Was wir brauchen, kommt aus einer anderen Zeit. Wenn wir etwas brauchen, nimmt einer von uns Verbindung auf und bittet darum. Man schickt uns dann das Gewünschte her.«
»Was ist mit Dyoto?«
»Vor einiger Zeit merkten wir, daß
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