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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und mit Herbsteicheln fettgemästete Schweine geschlachtet, und
     ihr eingesalzenes Fleisch zum Trocknen in Fässern über rauchende Feuer gehängt. Die Gerbergruben stanken nach Dung und Urin.
     Die Schafe wurden von den hochgelegenen Weiden abgetrieben, um sich in engen Ställen zu drängen, während die Täler von den
     Axthieben widerhallten, wo die Männer das Feuerholz für den Winter schlugen.
    |383| Die wenigen Dörfer, durch die wir zogen, waren menschenleer. Die Leute mussten davor gewarnt worden sein, dass Reiter kämen,
     und nun waren sie vor uns geflohen. Sie versteckten sich in den Wäldern, bis wir wieder verschwunden waren, und beteten, dass
     wir nicht vorhatten zu plündern. Wir ritten weiter, immer höher in die Hügel, und ich glaubte bestimmt, dass unsere Verfolger
     ihre Botschafter über die Römerstraße zu Kjartan geschickt hatten, um ihm zu berichten, dass wir westwärts ritten, um einen
     Bogen um Dunholm zu schlagen. Kjartan musste glauben, dass Guthred einen verzweifelten Versuch unternahm, Bebbanburg zu erreichen,
     und wenn unsere Täuschung gelang, so hoffte ich, würde Kjartan weitere Männer aus der Festung schicken, um in den westlichen
     Hügeln die Übergänge über den Wiire zu blockieren.
    Wir verbrachten die Nacht in diesen Hügeln. Einen gewissen Schutz bot uns ein Wäldchen an einem Südhang, auf dem auch eine
     Schäferhütte stand, in der die Frauen schlafen konnten. Wir anderen legten uns dicht an die Lagerfeuer. Ich wusste, dass Kjartans
     Späher uns von der anderen Talseite aus beobachteten, und ich hoffte, sie nun davon überzeugt zu haben, dass wir Richtung
     Westen zogen. Der Regen verzischte im Feuer, als Ragnar, Guthred und ich mit Sihtric sprachen und ihm jede Erinnerung an den
     Ort entlockten, in dem er aufgewachsen war. Ich erfuhr dabei nichts Neues. Sihtric hatte mir schon viel früher alles erzählt,
     was er wusste, und ich hatte oft darüber nachgedacht, während ich an Sverris Ruder saß. Dennoch hörte ich wieder zu, als er
     beschrieb, wie Dunholms Festungspalisade rund um die Kuppe des riesigen Felsens lief und nur am Südrand eine Lücke hatte,
     wo der Fels zu steil war, um erklettert werden zu können. Das Wasser kam von einem Brunnen auf der Ostseite. «Der Brunnen
     liegt außerhalb |384| der Palisade», sagte Sihtric, «ein kurzes Stück den Abhang hinunter.»
    «Aber der Brunnen hat seinen eigenen Befestigungswall?»
    «Ja, Herr.»
    «Wie steil ist der Abhang?», fragte Ragnar.
    «Sehr steil, Herr», sagte Sihtric. «Ich erinnere mich daran, dass ein Junge dort hinunterfiel und mit dem Kopf an einen Baum
     schlug und davon dumm wurde. Und an der Westseite ist noch ein Brunnen», fügte er hinzu, «aber er wird selten benutzt. Das
     Wasser ist trübe.»
    «Also hat er Nahrungsmittel und Wasser», sagte Guthred bitter.
    «Wir können ihn ohnehin nicht aushungern», sagte ich, «dazu fehlen uns die Männer. Der Brunnen an der Ostseite», ich hatte
     mich wieder an Sihtric gewandt, «liegt unter Bäumen. Wie viele sind es?»
    «Sie stehen dicht, Herr», sagte er, «es sind Hainbuchen und Ahorn.»
    «Und im Festungswall ist sicher ein Tor, damit die Männer zum Brunnen gehen können?»
    «Die Frauen gehen, Herr, ja.»
    «Kann der Fluss dort überquert werden?»
    «Eigentlich nicht, Herr.» Sihtric bemühte sich, uns zu helfen, doch es klang entmutigend, als er beschrieb, wie schnell der
     Wiire in einem fast abgeschlossenen Kreis um den Steilfelsen von Dunholm floss. Der Fluss sei flach genug, um hindurchzuwaten,
     sagte er, doch viele trügerische Untiefen, Strudel und Fischreusen machten ihn gefährlich. «Ein vorsichtiger Mann kann bei
     Tag auf die andere Seite kommen», sagte er, «aber nicht während der Nacht.»
    Ich rief mir ins Gedächtnis, was ich vor Augen gehabt hatte, als ich in Gestalt des Totenkriegers mit dem Schwert |385| so lange vor der Festung ausgeharrt hatte. Im Osten, so erinnerte ich mich, fiel der Hang steil ab, er war uneben und voller
     Baumstümpfe und Felsblöcke, doch auch bei Nacht müsste ein Mann in der Lage sein, diese Schräge bis zum Fluss hinunterzusteigen.
     Aber ich erinnerte mich auch an einen steilen Felsrücken, der mir die Sicht auf den Fluss versperrt hatte, und ich hoffte
     einfach, dass dieser Felsen doch nicht so steil war, wie ihn mir das Bild in meinem Kopf zeigte. «Was wir tun müssen», sagte
     ich, «ist, Dunholm bis morgen Abend zu erreichen. Kurz bevor es dunkel wird, müssen wir da sein. Und in

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