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Die Herren des Nordens

Titel: Die Herren des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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knapp.
    «Aber jetzt bist du wieder Herr Uhtred», sagte sie, «und ich habe, was dir gehört.» Sie gab einer der Nonnen ein Zeichen,
     und diese verließ den Raum. «Wir haben alles für dich aufgehoben», sagte Hild strahlend.
    «Alles?», fragte ich.
    «Außer deinem Pferd», sagte sie reumütig. «Ich konnte das Pferd nicht mitnehmen. Wie hieß es noch? Witnere?»
    «Witnere», sagte ich.
    «Ich fürchte, es ist gestohlen worden.»
    «Gestohlen?»
    «Der Herr Ivarr hat es sich genommen.»
    Ich sagte nichts, denn die Nonne war zusammen mit einer weiteren Gottesfrau zurückgekommen. Sie schleppten schwer an meiner
     sperrigen Rüstung und den Waffen. Auf ihren Armen trugen sie meinen Helm, mein schweres Lederwams, das Kettenhemd, meine Armringe
     und auch Wespenstachel und Schlangenhauch. Das alles ließen sie mir vor die Füße fallen, und mir traten Tränen in die Augen,
     als ich mich vorbeugte, um das Heft von Schlangenhauch zu berühren. «Das Kettenhemd war beschädigt», sagte Hild, «also haben
     wir es von einem Waffenschmied des Königs flicken lassen.»
    «Danke», sagte ich.
    «Ich habe darum gebetet», sagte Hild, «dass du dich nicht an König Guthred rächen wirst.»
    «Er hat mich versklavt», sagte ich barsch. Ich konnte kaum die Hand von meinem Schwert lösen. In den vergangenen beiden Jahren
     hatte ich so viele verzweifelte Momente erlebt, Momente, in denen ich geglaubt hatte, niemals mehr ein Schwert in die Hand
     zu bekommen, ganz zu schweigen von Schlangenhauch, doch nun lag es vor |270| meinen Füßen, und ich schloss meine Hand fest um seinen Griff.
    «Guthred hat getan, was er als das Beste für sein Königreich angesehen hat», sagte Hild ernst, «und er ist Christ.»
    «Er hat mich versklavt», wiederholte ich.
    «Und du musst ihm vergeben», sagte Hild mit Nachdruck, «so wie ich den Männern vergeben habe, die mir Gewalt angetan haben,
     und so, wie Gott mir vergeben hat. Ich war eine Sünderin», sprach sie weiter, «eine große Sünderin, doch Gott hat sich meiner
     angenommen und mich mit seiner Gnade erfüllt und mir vergeben. Also schwöre mir, dass du Guthred verschonen wirst.»
    «Ich werde keine Eide darauf leisten», sagte ich rau, und immer noch umklammerte ich den Griff meines Schwertes.
    «Du bist kein ungnädiger Mensch», sagte Hild, «das weiß ich. Du warst freundlicher zu mir, als ich es je verdient habe. Also
     lass auch bei Guthred Gnade walten. Er ist von gutem Wesen.»
    «Ich werde daran denken, wenn ich ihn treffe», sagte ich ausweichend.
    «Und denke daran, dass er seine Tat bereut hat», sagte Hild, «und dass er es getan hat, weil er glaubte, so sein Königreich
     bewahren zu können. Und denke auch daran, dass er zur Buße diesem Haus Geld gegeben hat. An armen, kranken Leuten herrscht
     nie Mangel, aber an Almosen immer.»
    Ich lächelte sie an. Dann stand ich auf, löste das Schwert, dass ich in Gyruum einem von Svens Männern abgenommen hatte, öffnete
     die Gewandfibel und ließ Umhang, Fibel und Schwert auf die Bodenspreu fallen. «Das kannst du verkaufen», sagte ich. Dann zog
     ich mir, keuchend vor Anstrengung, |271| mein schweres Kettenhemd über, gürtete mich mit meinen alten Schwertern und nahm meinen Helm mit dem Wolfskamm auf. Das Kettenhemd
     schien ungeheuer schwer auf mir zu lasten, nachdem ich so lange keine Rüstung mehr getragen hatte. Es war mir auch zu groß
     geworden, denn ich war in den Jahren an Sverris Ruder abgemagert. Ich streifte die Armringe über meine Hände, und dann sah
     ich Hild an. «Einen Eid leiste ich dir, Äbtissin Hildegyth», sagte ich. Sie blickte zu mir auf, und sie hatte den alten Uhtred
     vor sich, den Herrn und Schwertkrieger in seiner schimmernden Rüstung. «Ich werde dein Haus unterstützen», versprach ich,
     «und du bekommst Geld von mir und kannst es vergrößern, und du wirst immer unter meinem Schutz stehen.»
    Sie lächelte bei meinen Worten. Dann griff sie nach einem Beutel, der an ihrem Gürtel hing, und zog ein kleines Silberkreuz
     heraus. «Und das ist mein Geschenk für dich», sagte sie, «und ich bete, dass du es ehren wirst, wie ich es tue, und dass du
     seine Lehre verstehst. Unser segensreicher Gott ist an diesem Kreuz für all unsere bösen Taten gestorben, und ich zweifle
     nicht daran, Herr Uhtred, dass ein Teil der Schmerzen, die er ertragen musste, auch deinen Sünden geschuldet waren.»
    Sie gab mir das Kreuz, und unsere Finger berührten sich, und ich sah ihr in die Augen, und sie

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