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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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nickte. Oh Gott, steh mir bitte bei, flehte sie mit geschlossenen Augen. Ich möchte keinem etwas Böses wünschen, aber was wäre, wenn sich Ludolf ganz zufällig einen deftigen Schnupfen holen würde? Dafür möchte ich auch umso fleißiger nach der armen Frau suchen. Ich verspreche feierlich, nicht eher zu ruhen, bis ich sie gefunden habe. Als Ausgleich nehme ich hinterher auch eine Erkältung demütig an.
    In diesem Moment klopfte es an der Tür.
    Ein junger Mann trat ein. Er war etwa fünfundzwanzig Jahre alt, doch das Haar lichtete sich schon an der Stirn. So erschien er ein wenig älter. Anstelle der üblichen kurzen Jacken und engen Hosen trug er einen mantelartigen, dünnen Umhang, ein weites Leinenhemd. In dieser schmucklosen Tracht ähnelte er eher einem ärmlichen, jungen Doktor als dem Sohn einer gut situierten Ritterfamilie. Er verneigte sich leicht vor Heilwig. Dann drehte er sich zu Agnes und wünschte auch ihr einen guten Tag. Die verdrehte die Augen und erwiderte den Gruß mit sichtbarem Missmut. So wandte er sich wieder der Äbtissin zu.
    »Ludolf, du weißt, worum es geht?«
    »Ja. Mein Vater sagte, wir sollen nach einer verschwundenen Frau suchen.«
    Kurz nach Mittag hatte der Vater ihn zur Seite genommen und ihm die Bitte der Stiftsherrin übermittelt. Zuerst klang es ja noch verlockend: In verdecktem Auftrag Geheimnissen auf die Spur kommen konnte man nicht jeden Tag. Dazu musste einem schon eine gehörige Portion Vertrauen entgegengebracht werden. Aber dann kam der Schock. Der Vater eröffnete ihm, dass Agnes mitkam. Dieses zickige Frauenzimmer, das keinen Spaß verstand, das ihn, so oft es ging, beschimpft und von oben herab behandelt hatte. Ludolf hatte unmissverständlich klargemacht, dass er unter solchen Umständen den Auftrag nicht annehmen konnte. Er hatte seinem Vater bittere Vorwürfe gemacht, weil er der Äbtissin dieses Ansinnen nicht sofort abgeschlagen hatte. Der Verwalter des Domhofes hatte seinen Sohn ausreden lassen, hatte sich alle Ausflüchte und Beteuerungen ebenso wie die Vorwürfe angehört. Als der junge Mann mit seiner Litanei zum Ende gekommen war, hatte er ruhig, aber sehr bestimmt erklärt, dass die Sache beschlossen war. Wenn der Bischof einen Auftrag erteilte, hatten sie zu gehorchen. Punkt! Damit war die Unterredung beendet. Jeder Widerspruch von Seiten Ludolfs hätte in diesem Augenblick höchstens ein paar Ohrfeigen zur Folge gehabt.
    Die Stiftsherrin erklärte noch einmal den Auftrag. Der junge Mann hörte aufmerksam zu, während sich Agnes grollend wieder zum Fenster gewandt hatte. Zum Schluss fragte die Äbtissin, ob Ludolf einverstanden war.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, gefällt es mir nicht. Ich würde gern wieder nach Hildesheim und mich dort mit einigen Schriften beschäftigen. Der verstorbene Bischof Wedekind von Minden hat bei seinem Bruder Gerhard 12 dafür gesorgt, dass ich jederzeit die Bibliothek benutzen darf. Aber mein Vater sagte, dass dieser Auftrag wichtiger sei. Also gehorche ich. Nur ...« Ludolf stockte und schaute verlegen zu der Scholasterin hinüber. »Ich weiß nicht, ob es so klug war, dass gerade wir zwei ausgewählt wurden.«
    Agnes wirbelte wieder herum und sagte zur Äbtissin: »Ihr seht, auch er will nicht.«
    Heilwig schüttelte den Kopf. Sie hatte ihrem Cousin, dem Bischof, versprochen, dass sie alles regeln werde, und er vertraute fest darauf. Sie mochte ihn keineswegs enttäuschen; denn das konnte schlimmstenfalls auch zum Schaden des Stifts gereichen. Es war ein so verlockender Gedanke gewesen, den zwei Streithähnen die Suche zu übertragen. Als Strafe für ihr ewiges Gezänk. Aber auch, um sie Zusammenarbeit zu lehren. Sie sollten erkennen, dass man sich in dieser Welt auf andere verlassen musste, um Erfolg zu haben. Jeder benötigte Freunde, die für ihn da waren. Aber diese Freunde musste man sich erst verdienen.
    Die Äbtissin seufzte. »Ihr beiden seid nun mal die Einzigen, die ohne Verdacht zu erregen nach Kuneke suchen können. Wir haben volles Vertrauen in eure Fähigkeiten und zweifeln nicht an euerm Erfolg. Wenn ihr gleichen Sinnes seid, werdet ihr sie finden. Ihr seid nicht dumm. Also lasst euch nicht von euren Gefühlen beherrschen. Das schadet euch und dem Auftrag. Es darf kein Verdacht aufkommen, weder eure neuen Nachbarn noch der Herr Wedekind vom Berge dürfen etwas merken. Es ist ein wichtiger Auftrag vom Bischof, der unser Beschützer und Beistand ist. Wir wollen ihn nicht enttäuschen. Ist das jetzt

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