Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
paar Schritte rückwärts.
Unterdessen kniete der Schmied vor dem Bischof auf dem Boden und küsste dessen Hand. Dietrich Wiegand bedankte sich stotternd für seine Freilassung.
»Dankt nicht mir«, unterbrach Otto ihn, »bedankt Euch bei den beiden dort drüben am Fenster. Sie haben Euren Hals gerettet. Ich habe nur das Urteil bestätigt.«
Dietrich erhob sich und kam vorsichtig auf Agnes und Ludolf zu. Er verbeugte sich sehr tief vor den beiden. »Ich möchte mich bei Euch bedanken. Ich meine wegen ... ähm ... Ihr habt mir das Leben gerettet. Nun ...! Es tut mir leid, dass ich Euch vorhin so angeschrien habe. Als ich hier ’reinkam und Euch sah, dachte ich ... na ja ... Ihr hättet mich angeklagt.«
Agnes legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. Sie erklärte ihm, dass er nichts von dem Auftrag hatte wissen können, den der Bischof ihnen gegeben hatte.
»Was wäre aus meinem Kind geworden? Der Vater der Mörder der Tante. Schlimm. Aber nun weiß ich auch, was mit Heinrich geschehen ist. Falls Ihr Hilfe braucht, ich sorge für alles. Und in meiner Schmiede braucht Ihr nie wieder ’was bezahlen.«
»Wir werden morgen wieder abreisen. Dann könntet Ihr uns beim Bepacken des Karrens helfen.«
Sein Gesicht hellte sich auf, seine Stimme wurde fester. Ein dankbares Lächeln erschien. »Das werde ich. Ganz bestimmt. Und ... und die Nachbarn kommen auch. Dafür sorge ich schon. Versprochen.«
Der Bischof gesellte sich wohlwollend lächelnd zu den dreien. »Mein lieber Schmied, es ist jetzt gut. Geht nach Hause und erholt Euch. Erzählt allen, dass die Mörder jetzt gefasst sind und bestraft werden. Nur das mit dem Kind Eurer Schwägerin verschweigt bitte. Es würde Eurem Herrn Wedekind das Herz brechen, wenn er immer wieder daran erinnert würde.«
Dietrich schwor, ganz bestimmt daran zu denken. Er bedankte sich nochmals, verbeugte sich immer wieder. Er eilte zum Ausgang. Dort wartete Pater Anno auf ihn. Gemeinsam machten sich der kleine Priester und der Schmied auf den Weg zurück nach Hause.
Mit einer unauffälligen Handbewegung wies der Bischof die sich noch im Raum befindlichen Geistlichen an, ebenfalls zu gehen. Sie verneigten sich kurz und eilten hinaus.
Er wollte nun mit Agnes und Ludolf allein reden. »Ihr beiden, Ihr habt wirklich ganze Arbeit geleistet. Die liebe Cousine hat nicht zu viel versprochen, als sie Euch empfohlen hat. Meine tief empfundene Dankbarkeit an Euch.«
Agnes ging einen Schritt weiter vor und machte einen tiefen Knicks. »Euer Hochwürden. Wir hatten Glück und Gottes Hilfe.«
»Ja. Unser himmlischer Vater hat es so gelenkt, dass der Bösen Plan aufgedeckt wurde. Wir nehmen uns oft genug zu wichtig in alldem, was wir tun und denken. Der da oben mag so manches Mal unsere Schritte lenken, wo wir es nicht merken. Wo wir es später auch nicht wahrhaben wollen. Aber er hat ein wachsames Auge auf uns. Da bin ich mir sicher.«
Agnes nickte zustimmend und antwortete mit einem leisen Amen.
»Tja. Den bisherigen Amtmann habt Ihr ja nun der Vernichtung geweiht, da brauchen wir für die Vogtei natürlich bald einen neuen. Eigentlich fällt die Ernennung in den Aufgabenbereich meines Bruders Wedekind. Aber es ist bestimmt in seinem Sinne, wenn ich Euch frage, ob Ihr das übernehmen wollt.«
Agnes verneigte sich. »Das ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe, aber ...«
Das schallende Gelächter des Bischofs unterbrach sie. Völlig verstört schaute sie Otto an. Langsam beruhigte sich der Bischof wieder. »Ach, meine liebe Tochter, dann wärt Ihr die erste Amtfrau. Das hat es noch nie gegeben. Auch wenn ich’s Euch ganz ehrlich zutrauen würde. Bei dem Angebot meinte ich eigentlich Ludolf.«
Agnes wurde rot. Verschämt bedeckte sie ihren Mund mit beiden Händen. Ihr hitziges Temperament hatte sie einmal mehr bloßgestellt. Und das vor dem Bischof. Warum konnte sie sich so schlecht unter Kontrolle halten? »Verzeiht mir bitte. Ich habe die schlechte Angewohnheit, schneller zu reden als zu denken.«
»Schon gut. Ihr seid noch jung und stürmisch. Genießt es, bevor Ihr so alt und klapprig wie ich geworden seid.«
Damit wendete er sich an Ludolf. »Junger Mann, bestimmt habt Ihr schon bei Eurem Vater ein wenig das Amt eines Verwalters kennengelernt. Möchtet Ihr mir die Freude machen und zur Burg kommen?«
»Das ist wirklich ein sehr großzügiges Angebot. Ich weiß Euer Vertrauen zu schätzen. Aber ich weiß nicht, ob ich zu einem Verwalter geboren bin. Ich habe viel Freude am Studieren.
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