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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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uns belogen haben? Die Schwestern behaupten nämlich allen Ernstes, sie hätten den Rosenkranz gefunden, bevor Ihr gerufen wurdet. Denkt Ihr, wir sollten Schwester Maria aus dem Heilig-Geist-Hospital kommen lassen, damit sie ihren Standpunkt berichtigt? Mir war gar nicht bewusst, dass sie so unverschämt lügt.«
    Der Kustos schaute zwischen dem Bischof und Ludolf hin und her. »Es wird nicht nötig sein, die ehrwürdigen Schwestern kommen zu lassen. Sie werden sicherlich recht haben. Wahrscheinlich habe ich mich geirrt. Da bin ich wohl ein wenig nachlässig und bringe ab und zu etwas durcheinander in meiner Unvollkommenheit. Gerade wie jeder andere Mensch auch. Vielleicht habe ich der Witwe den Rosenkranz am Tag zuvor gegeben. Als sie bei mir die Beichte auf dem Berg ablegte.«
    »Ich habe mir Euren Rosenkranz sehr genau angesehen. Er ist sehr kunstvoll gestaltet und verziert. Er muss sehr wertvoll sein. Bloß nicht verlieren oder stehlen lassen und erst recht nicht verschenken. Aber Ihr macht Euch bestimmt nichts aus Reichtum. Alles nur weltlicher Tand, unwichtig, vergeht im Laufe der Zeit. Ihr habt Euren Sinn auf die Ewigkeit gerichtet, auf Unvergängliches, auf den Ruhm und den Erhalt der Kirche. Stimmt doch, oder?«
    Caspar von Ilse konnte nur stumm nicken.
    »Aber trotzdem. Ein Rosenkranz mit meinem Wappen, der nur für mich angefertigt wurde, ist etwas Besonderes. Ihr benutzt ihn bestimmt mehrmals am Tag für die Andacht. Darum kann ich mir nicht erklären, warum Ihr nicht wisst, wo und wann er Euch abhanden gekommen ist.«
    Ludolf ging langsam durch den Raum. »Ich habe da eine ganz andere Erklärung. Ihr wart sehr aufgebracht, als Ihr in der Beichte hörtet, dass Kuneke Wiegand einen Nachkommen der Familie vom Berge erwartete. Ihr seid ihr heimlich nachgeschlichen. Wahrscheinlich habt Ihr der Frau einen Vorsprung gelassen, damit Eure Verfolgung nicht auffällt. Oder hattet Ihr noch eine Beichte abzunehmen? Ihr habt Kuneke auf dem Weg zwischen Berg und Weser erwischt. Ihr habt sie zur Rede gestellt. Es kam zum Streit, zum Handgemenge. Während des Kampfes hat sie Euch den Rosenkranz aus dem Gürtel gerissen, ohne dass es Euch in jenem Moment auffiel. Ihr schlugt auf sie ein und warft sie ins Wasser. Marie hat aus ihrem Versteck alles beobachtet, aber leider hat sie Euch für den Schmied Wiegand gehalten. Ihr habt auch ihr Boot losgebunden, damit es wie ein tragischer Unfall aussah. Wessen Boot sollte es auch sein, das da am Rand des Weges angebunden war? Ihr habt kein anderes entdecken können. Ihr seid noch ein wenig am Ufer entlanggegangen, um sicherzugehen, dass Boot und Kuneke auch wirklich forttrieben. Dann habt Ihr Euch wieder auf den Weg in Richtung Minden gemacht. So seid Ihr nicht dort zurückgegangen, wo Marie sich versteckt hatte. Darum dachte sie, ihr Geliebter wäre mit seinem Boot über die Weser gefahren.«
    Alle schauten gebannt auf Ludolf.
    »So hat es auch Sinn, dass Kuneke im Hospital den Namen Pater Caspar erwähnte. Das waren die einzigen Worte, die sie noch hervorbringen konnte. Hätte sie doch ein wenig mehr Kraft gehabt, um einen ganzen Satz zustande zu bringen. Viel Leid wäre erspart geblieben. Die schwer verletzte Witwe bat nicht um eine Beichte bei Pater Caspar, wie die hilfsbereiten Schwestern schlussfolgerten, sondern sie nannte den Namen ihres Mörders.«
    Ludolf wandte sich abrupt herum und zeigte auf den Kustos. »Pater Caspar.«
    Absolute Stille. Man hätte eine Gewandnadel hören können, die zu Boden fiel. Alle hielten den Atem an. Der Kustos fing sich als Erster und erhob lautstark Einspruch. »Das entspricht keineswegs der Wahrheit! Ich habe dieser Frau den Rosenkranz nach der Beichte auf dem Berg geschenkt. Jetzt bin ich mir ganz sicher. Ihr habt mir geholfen, mich daran zu erinnern. Ich schenkte ihn ihr. Wer will das Gegenteil beweisen? Du etwa? Du Wurm!«
    Erschrocken trat Ludolf ob dieser Beschimpfung einen Schritt zurück. »Es ist offensichtlich.«
    Caspar von Ilse wirbelte herum zu den Brüdern vom Berge, die immer noch sprachlos auf ihren Stühlen saßen. »Werte hohe Herren, solche Anschuldigungen muss ich mir nicht bieten lassen. Entschuldigt bitte, ich habe noch wichtige Aufgaben zu erledigen. Ich empfehle mich.« Damit rauschte er an Ludolf vorbei und eilte mit großen Schritten in Richtung Tür. Simon vom Berge winkte nur kurz den Soldaten. Schon versperrten ihm zwei Wachen den Weg. Er versuchte mit Gewalt, sich an ihnen vorbeizudrücken, aber sie hielten ihn

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