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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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nicht lange in Bregenz, nicht wahr?«
    »Nein, Herr.« Gerald starrte verbissen auf seine staubigen Schuhe.
    »Die Sache mit deinen Eltern tut mir leid, Bursche«, bemerkte Ludowig nach einer Weile. »Aber der Mörder hat seine gerechte Strafe erhalten.«
    »Ja, Herr. Wenn er es denn war!«
    »Da besteht kein Zweifel!« Ludowig sah den jungen Mann scharf an. »Oder bist du anderer Ansicht?«
    »Nein, Herr.«
    »Das will ich hoffen.« Wieder streifte der Blick des Junkers ihn von der Seite. »Übrigens hat mir Wulfhard berichtet, dass auch sein Kumpan gefunden wurde.« Er lächelte verhalten, als Gerald zusammenzuckte und zu ihm aufsah. »Ja, in der Tat. Und auch ihn hat seine gerechte Strafe ereilt. Er trieb mit durchschnittener Kehle im Hafen. Wulfhard nimmt an, dass es Streit gab, als er versucht hat, die Beute zu verkaufen.«
    »Welche Beute?«
    Ludowig hob die Brauen. »Die Sachen deiner Eltern. Du hast doch nichts mehr gefunden, als du dazugekommen bist.«
    Gerald schüttelte stumm den Kopf.
    »Na, siehst du, Mörder und Diebe! Die Börse und Rache, zwei eindeutige Motive für so einen heruntergekommenen Taugenichts.«
    »Ja, Herr.« Gerald bog in eine schattige Seitenstraße. »Wir sind da.« Er wartete, bis der Junker sich aus dem Sattel geschwungen und sein Pferd angebunden hatte, dann öffnete er den Verschlag seiner Werkstatt und ließ Ludowig eintreten.
    »Deine Werkstatt steht immer offen?«
    Gerald grinste schwach. »Wer würde einen Amboss stehlen?«
    Ludowig sah sich prüfend um. »Das Werkzeug und alles andere hast du versteckt, sehr vernünftig. Aber auch sicher?«
    »Kommt mit!« Gerald zog einen großen Schlüssel aus dem Gürtel und schloss die Tür zu seinem Wohnraum auf. »Den Schlüssel habe ich selbst hergestellt«, sagte er stolz, während er zu der Truhe ging und das Schwert herausholte.
    Ludowig nahm es in die Hand und betrachtete es von allen Seiten. »Gute Arbeit. Wo ist die Scheide?«
    »Die habe ich beim Lederer in Auftrag gegeben.«
    Ohne die Augen von der glänzenden Klinge zu nehmen, befahl Ludowig: »Dann hol sie. Rasch. Ich bleibe solange hier.«
    Gerald zögerte, und Ludowig warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Worauf wartest du noch, Bursche? Ach so …« Er griff an seinen Gürtel und zog eine volle Geldkatze heraus. »Hier. Dein Lohn und der des Lederers. Bezahl ihn nach deinem Gutdünken. Und jetzt geh, ich will die Gräfin nicht warten lassen.«
     
    Jeder in der Unterstadt kannte den Lederer, doch niemand wusste viel über ihn. Seine ärmliche Werkstatt befand sich am Rande der Unterstadt, doch die Gerüchte besagten, dass er im Laufe seines bewegten Lebens einen beträchtlichen Schatz zusammengerafft hatte. Wenn er arbeitete, arbeitete er gut, doch meistens sah man ihn, ob Regen, ob Sonnenschein, vor seiner Werkstatt hocken und die Menschen beobachten. Nachrichten, Gerüchte, Klatsch, früher oder später landete alles beim Lederer.
    Gerald konnte den charakteristischen Geruch nach Tierhaut bereits eine Gasse weiter riechen, und wenig später sah er auch den vertrauten Anblick des alten Mannes, dessen Gesicht selber wie Leder aussah, wie er mit halb geschlossenen Augen und vor dem Bauch gefalteten Händen in die Sonne blinzelte. Er rührte sich nicht, als Geralds Schatten über ihn fiel, nur seine Augen änderten die Blickrichtung. »Gott zum Gruß, Schmied. Ich hab dich lange nicht gesehen.«
    »Ich war fort.« Gerald zögerte und wünschte, er könnte in dem ausdruckslosen Gesicht lesen. »In St. Gallen.«
    »Müssen wichtige Geschäfte sein, die einen jungen Burschen von der Arbeit abhalten. Man hört so einiges.«
    Geralds Körper entspannte sich. Offensichtlich war der Lederer bereit, zu sprechen. »Was hört man denn?«
    Der Alte kicherte belustigt. »Eine plumpe Frage, junger Mann.«
    Gerald legte die Hand an den Gürtel und knetete die Börse in seinen Fingern. »Für bestimmte Antworten wäre ich bereit, zu bezahlen.«
    Das Kichern verstärkte sich, wurde höher und schriller. »Woran liegt es nur, dass ihr jungen Leute glaubt, alles kaufen zu können? Ich bin ein alter Mann, ich hab den Sonnenschein und ein Dach über dem Kopf.« Er stand auf und drehte sich zu seiner Werkstatt um. »Die Scheide für den Junker ist fertig. Warte einen Moment.«
    »Aber …«
    Doch der Lederer achtete nicht auf seinen Protest. Ein paar Minuten lang hörte Gerald ihn im Dunkel seiner Werkstatt rumoren, ehe er mit der glänzenden Lederscheide zurückkam. »Sag dem Junker, den

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