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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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sich verstohlen um, aber der Wirt war gerade damit beschäftigt, einen Zechpreller vor die Tür zu prügeln.
    »Red weiter!«, drängte Gerald.
    »Ich versteh nicht viel von Schmuck. Wie auch?« Sie lächelte flüchtig, und ein reizendes Grübchen blitzte in ihrer Wange auf. »Aber sie muss wertvoll gewesen sein, weil er sie in seinem Saum eingenäht hatte. Und hübsch sah sie auch aus, sehr fein, mit einer Buche und einem Horn in der Mitte.«
    »Eine Buche und ein Horn, bist du sicher?«
    »Doch, ja.«
    »Mädchen!« Gerald packte ihre Hand und hielt sie fest. »Das ist das Wappen der Grafen von Buchhorn! Hast du meinen Eltern davon erzählt?«
    »Nein. Aber Adalbert wollte ihnen die Spange sowieso geben. Er hat sehr geheimnisvoll getan. Ist das wichtig?«
    Er sprang so heftig auf, dass der Stuhl umkippte. »Das ist sogar ungeheuer wichtig, Mädchen! Sag mir noch eins, hast du gesehen, ob meine Eltern Gepäck dabeihatten, als sie aufgebrochen sind?«
    »Deine Mutter hatte auf jeden Fall ein Bündel dabei. Ob die Spange da drin war …«
    Gerald ließ sie nicht ausreden. »Aber sie hatten kein Bündel dabei, als ich sie gefunden habe. Ich danke dir! Ich danke dir sehr!« Er presste noch einmal ihre Hand, warf ein paar Münzen auf den Tisch und rannte aus der Schankstube.

5
     
    Gerald kaute mühsam. Das Brot aus dem Brotkasten war fast so hart wie der Käse, der seit einer Woche in ein Tuch eingeschlagen darauf wartete, verspeist zu werden. Graues Morgenlicht verwandelte die wenigen Möbelstücke in zerfließende Schatten. Er spülte einen weiteren Bissen mit einem Schluck Wasser hinunter und stützte das stoppelige Kinn in die Handfläche. Das letzte Mal, als er sich so verlassen vorgekommen war, hatten seine Eltern noch gelebt. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass es immer einen Teil in ihm gegeben hatte, der an eine Versöhnung geglaubt hatte. Jetzt war es zu spät. Auch würde er sich bald Gedanken darüber machen müssen, wo seine Zukunft lag.
    »Buchhorn oder Bregenz.« Gerald stopfte sich noch einen Bissen Brot in den Mund und kniete vor der Truhe nieder, die neben seinem Bett stand. Er wuchtete den schweren Deckel zurück und hob vorsichtig einen langen, in Tücher eingewickelten Gegenstand heraus. Liebevoll löste er die Umhüllung und strich über die glatte Klinge des Schwertes, das er für den Junker geschmiedet hatte. »Ein Jammer, dich an diesen eingebildeten Kerl zu verkaufen, aber ich brauche das Geld.« Er wickelte das Tuch wieder um den Stahl. »Dringend sogar.«
    »Aufmachen!«
    Gerald schrak zusammen. Donnernde Faustschläge prasselten gegen seine Tür, deren Holz erzitterte.
    »Mach sofort die Tür auf!«
    Geralds Herz schlug bis zum Hals. Er streifte das Tuch zum zweiten Mal von der Klinge und stand geräuschlos auf. Der Tod seiner Eltern hatte ihn misstrauisch gemacht.
    Die fremde Stimme wurde noch lauter: »Ich tret die Tür ein, wenn du nicht sofort aufmachst!«
    Gerald packte die Waffe fester. Das ungewohnte Gewicht des Schwertes zerrte an seinem Handgelenk. »Ich komme gleich.«
    »Mach auf, du Wüstling!«
    Mit einem Ruck riss Gerald die Tür auf, die die Kammer von seiner Werkstatt trennte.
    Ein wuchtiger Schlag ließ ihn rückwärts taumeln. »Wo ist sie?«
    Gerald prallte gegen die Wand und erlangte mühsam das Gleichgewicht wieder. Seine linke Hand tastete über sein Kinn, während er versuchte, das Gesicht seines Angreifers zu erkennen. »Du bist doch …« Er versuchte, das Schwert in eine drohende Position zu manövrieren. »Du bist der Wirt vom ›Felchen‹.«
    »Schlauer Bursche! Also, wo ist sie?«
    »Wer?«
    »Fridrun!«
    »Wer?«, wiederholte Gerald verwirrt.
    Die Augen des Mannes blitzten auf. »Meine Magd!«, brüllte er. »Wo ist das verdammte Mädel?«
    »Woher soll ich das wissen?« Gerald fühlte, wie Wut und Besorgnis in ihm rangen. »Hier ist sie jedenfalls nicht.«
    Der Wirt drängte sich an Gerald vorbei und blickte sich in der winzigen Kammer um. »Durchs Fenster, wie? Hast du deshalb so lange gebraucht?«
    »Ich sage dir doch …«
    »Ist ja auch egal.« Der Mann ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem Gerald gesessen hatte. Während Gerald das Schwert wieder in der Truhe verstaute, langte er nach dem Brot und steckte sich einen Brocken in den Mund. »Die Kleine hat dich rangelassen. Glück gehabt. Ich hatte weniger Erfolg. Sag ihr einfach, dass sie nichts zu befürchten hat, dann soll sie zu mir zurückkommen. Wenn sie nett bittet, erspare ich ihr vielleicht sogar

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