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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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die Prügel, die sie verdient.«
    »Sag mal, hörst du mir eigentlich nicht zu?« Gerald schlug dem Mann den Käse aus der Hand. »Sie ist nicht hier. Verschwinde endlich!«
    Die Stimme des Wirtes klang beinahe freundlich, als er antwortete. »Ein guter Rat, Junge, leg dich nicht mit mir an.« Er zeigte auf seine Narben. »Glaubst du, die hat mir eine Katze ins Gesicht gekratzt? Das waren die Ungarn!«
    »Eine ungarische Katze oder doch eher eine von hier? Wenn du im Krieg warst, bin ich ein Müller.«
    Der Wirt schluckte den letzten Bissen Brot. Er verzog das Gesicht zu einer komischen Grimasse. »Dann verstehst du dein Handwerk aber schlecht. Mit dem Brot kannst du einen ehrlichen Kerl erschlagen.«
    »Dann bist du ja sicher«, brummte Gerald.
    Ein Lächeln kräuselte die Narben des Mannes und verschwand sofort wieder. »Genug geschwatzt. Ich will das Mädchen wiederhaben. Die hat ein hübsches Gesicht und weiß mit den Gästen umzugehen. Ich hab hart dafür gearbeitet, die Wirtschaft aufzubauen, jetzt hab ich keine Lust, mich um den verdienten Lohn zu bringen, nur weil meine beste Schankmagd sich vergafft.« Er stand auf und schlug Gerald jovial auf die Schulter. »Ich hab ja nichts dagegen, wenn sie ab und zu dein Lager teilt, solange es ihrer Arbeit nicht im Weg steht. Hast du eigentlich noch was anderes als Wasser?«
    Gerald starrte den dreisten Kerl sekundenlang sprachlos an. Sein Kinn schmerzte noch immer. Vorsichtig tastete er mit der Zunge die Zähne ab, aber sie saßen alle noch an ihrem Platz. »Fridrun«, sagte er leise. »So heißt sie also. Vielleicht …«
    »Was?«
    »Sie hat mich gefragt, ob es in Buchhorn Arbeit gibt. Ich hab ihr von der Schänke dort erzählt. Vielleicht ist sie wirklich gegangen.«
    »Du verdammter Narr!« Der Wirt machte eine rasche Bewegung, aber diesmal blockte Gerald den Schlag mit dem Unterarm ab und stieß den Mann zurück. Der Wirt keuchte auf, als er gegen die Tischkante stieß. Für den Bruchteil einer Sekunde stand er geduckt da und starrte Gerald hasserfüllt an, dann änderte sich der Ausdruck in seinen Augen plötzlich. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte: »Du bist ein Narr«, wiederholte er. »Vor allem, wenn du glaubst, dass du sie für dich allein haben wirst. Was glaubst du eigentlich, wie Weiber wie sie ihr Geld verdienen?«
    Gerald ballte die Fäuste. Plötzlich stand das Gesicht des Mädchens so deutlich vor seinem inneren Auge, als stünde sie neben ihm, nicht der schmierige Wirt. »Du dreckiger Lügner«, knirschte er.
    »Glaub, was du willst«, sagte der Wirt höhnisch. »Diesen Adalbert hat sie jedenfalls sehr hingebungsvoll gepflegt.«
    Geralds Fäuste waren jetzt so fest geballt, dass die Nägel in sein Fleisch schnitten. »Ich weiß. Sie hat mir davon erzählt.«
    »Ach? Hat sie dir auch erzählt, dass ich den Kerl vor die Tür setzen wollt’, aber sie hat so nett für ihn gebeten.« Er grinste anzüglich. »Mach’s gut und viel Spaß mit der Kleinen!«
    Er wollte gehen, aber Gerald packte ihn an der Schulter und drückte ihn auf den Hocker. »Halt, nicht so hastig. Jetzt habe ich noch ein paar Fragen.«
    Der Mann schaute zu dem jungen Schmied auf, der breitbeinig vor ihm stand. Sein Mundwinkel zuckte. »Sie ist eine Waise, sie hat …«
    »Nicht über Fridrun. Hat jemand nach Adalbert gefragt?«
    »Na, dein Vater.«
    »Sonst noch jemand?«
    Diesmal zögerte der Mann lange. Plötzlich schob er Gerald beiseite und stand ruckartig auf. »Ich möchte keinen Ärger kriegen.«
    »Den hast du bereits. Also?«
    »Es waren Leute da.« Der Wirt trat ans Fenster und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Gerald schauderte, als sich die Dunkelheit um ihn und den Mann legte. Der erzählte mit leiser, konzentrierter Stimme: »Die Leiche war schon weg, beim Pfaffen. Da kamen diese beiden Männer. Sie haben nach Adalbert gefragt und wollten dann sein Zimmer sehen. Wie gesagt, er war schon weg, aber seine Sachen lagen noch oben. Sie haben alles auseinandergenommen. Sogar die paar Lumpen, die er noch hatte, haben sie auseinandergeschnitten. Wenn du mich fragst, haben die was gesucht.«
    Gerald nickte nur. Er dachte an Fridruns Worte über die Spange. »Wie sahen sie aus?«
    »Die Männer? Groß, kräftig. Einer blond, einer dunkel. Burschen, die für Geld alles machen.«
    »So wie du«, warf Gerald verächtlich ein und hob gleichzeitig die Faust, doch der Wirt bewegte sich nicht einmal.
    »Nicht wie ich«, sagte er nur. »Später kam noch der Aufseher

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