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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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die Hand. »Hören wir ihn zu Ende an.«
    Eckhard hielt dem Blick des Grafen stand. »Ich fürchte, sie wird Ludowig wählen. Sie vertraut ihm. Gebt ihm den morgigen Tag. Unser Tag wird übermorgen sein. Sonst würden Mord und Totschlag ausbrechen!«
    Udalrich setzte sich wieder. »Wie sieht Euer Plan aus?«
    »Sehr einfach. Und dann werden wir endgültig wissen, wer hinter den Morden steckt.«

12
    »Wie sehe ich aus, Ludowig?« Wendelgards Hände zitterten, als sie den Schleier richtete. »Du musst mir nicht die Wahrheit sagen. Dies ist nur das letzte Mal, dass ich einem lebenden Menschen diese Frage stellen werde.«
    »Ach, Wendelgard!«
    Sie lächelte unter Tränen. »Ich danke dir für alles, Ludowig. Auch für deine … Aufmerksamkeit.«
    Er packte ihre Hände und drückte sie so fest, dass sich ihre Fingerkuppen verfärbten. »Du kannst immer noch zurück. Salomo muss dich freigeben. Und er wird! Wendelgard, du bist nicht für dieses Leben geschaffen!«
    Sie versuchte nicht mehr, die Tränen zurückzuhalten. »Ich habe ein Gelübde abgelegt, und das werde ich halten. Aber ich danke Gott, dass ich meine Kinder sicher in deiner Obhut weiß.«
    »Du vertraust sie mir wirklich an?«
    Sie wischte die Tränen weg. »Natürlich, Ludowig! Wem, wenn nicht dir! Aber ich selber … nein! Ich habe in den letzten Wochen darüber nachgedacht, wie es dazu kommen konnte, dass ich Udalrich in Gedanken untreu geworden bin. Ich konnte es, weil ich immer wusste, dass es nur ein Traum ist. Ich werde in meine Zelle zurückkehren, und ich werde die Erinnerung an zwei Männer, die mir teuer waren, mitnehmen. Aber nur einem von beiden kann ich gehören. Verstehst du das?«
    »Ich versuche es.« Er nahm sie sanft in die Arme und bettete ihren Kopf an seine Schulter. »Wendelgard, was immer geschieht, vergiss nie, dass ich dich liebe. Du hast gefragt, wie du aussiehst. Du bist wunderschön.« Er befreite eine Locke aus ihrem Schleier und küsste sie. »Ich liebe dich.«
    Es klopfte, und sie löste sich sanft aus seinen Armen. Ihre Augen waren gerötet, aber ein Leuchten erfüllte sie. »Herein.«
    »Ich bin es, Herrin«, sagte Fridrun. »Der Bischof wartet auf Euch. Und für Euch, Herr, ist ein Bote draußen.«
    »Ich …«
    »Geh nur, Ludowig.« Sie schob ihn mit leisem Druck über die Schwelle und trocknete ihre Augen. »Bitte Salomo herein«, befahl sie Fridrun und strich ihr über die Wange. »Werde glücklich, versprich mir das.«
    »Ach Herrin, vielleicht wird doch noch alles gut!«
    »Natürlich wird es gut!«, flüsterte Wendelgard und faltete die Hände. Sie trat ans Fenster ihrer Kemenate, durch das die Morgensonne hereinschien, und schaute auf die gezackten Gipfel der Alpen. »Bis zu Udalrichs Mündigkeit wird Ludowig die Grafschaft verwalten. Und ich werde für euch alle beten.«
    In Fridruns Gesicht arbeitete es. »Das meinte ich nicht, Herrin, ich …«
    »Fridrun!«
    Das Mädchen verstummte jäh, als der Bischof mit großen Schritten in den Raum kam.
    »Ja, Herr?«
    »Lass uns allein.«
    »Ja, Herr!« Sie huschte hinaus.
    »Dieses Mädchen!« Er sah ihr kopfschüttelnd nach. »Bist du bereit, Wendelgard?«
    »Ja, mein Abt.«
    »Diese Förmlichkeit ist nicht nötig. Aber es ist gut, wenn du dich schon auf dein neues altes Leben einstellst. Du willst also Ludowig die Vormundschaft für deine Kinder übertragen?«
    »Ja!«
    »Dann lass uns gehen. Die Kirche wird sich bereits mit Bittstellern und Bettlern füllen.« Er legte ihr die Hand zwischen die Schulterblätter und führte sie zur Tür.
    Sie drehte den Kopf, um ihm ins Gesicht zu sehen. »Ich weiß, mein Leben als Gräfin ist fast vorbei, aber ein letztes Mal möchte ich dir die Frage stellen: Du wirkst angespannt. Gibt es etwas, was ich wissen sollte?«
    Er öffnete ihr die Tür.
    »Also nicht«, seufzte sie. »Es ist gut.« Mit einem gezwungenen Lächeln trat sie auf den Gang und schritt zur Treppe. Salomo folgte ihr in einigem Abstand. Doch als sie aus dem Treppengang in die kleine Halle kam, brach ihre Fassung endgültig zusammen. Alle waren sie gekommen, um ihr Lebewohl zu sagen.
    Gudrun löste sich aus dem Kreis der Bediensteten und reichte Wendelgard einen Strauß Blumen. »Wir werden darauf warten, dass Ihr nächstes Jahr wiederkehrt, Herrin. Wir werden dafür beten.«
    Wendelgard drückte ihr Gesicht in die kühlen Blätter und schluchzte auf. »Danke! Ich danke euch allen. Ich werde auch beten! Lebt wohl!«
    »Nein! Wir werden alle mit Euch gehen. Heute wird

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