Die Herren von Telkor - Die Trollhöhle (German Edition)
verschiedenen Baumarten sie vorbeigingen. Trotz des dic h ten Blätterdachs herrschte im Schatten der Bäume eine große Hitze und er fragte sich, wie es wohl auf den frei liegenden Serpent i nen sein würde. Die Gelegenheit, das zu erfahren, bot sich ihm schon bald. Um die Mittagszeit standen sie plötzlich vor einem san d farbenen, etwa dreihundert Meter hohen, säulenartigen Gebilde, um das sich ein geländerloser schmaler Pfad wie eine Schlange in die H ö he wand. Allein der Anblick dieses hohen Felsens, wie Grondel di e sen Turm genannt hatte, ließ Übelkeit in Spiffi hochsteigen, und das, obwohl er nur ein bisschen an Höhenangst litt. Nach einer ku r zen Pause machten sie sich da r an, den recht steil ansteigenden Weg zu erklimmen, der sie sp i ralförmig um die etwa hundert Meter breite Säule führte. Als sie sich schließlich wenige Fuß über den Baumwi p feln befanden, kam plötzlich ein kräftiger Wind auf, viel zu kräftig, um natürl i chen Ursprungs zu sein.
„Wo kommt der Sturm auf einmal her?“, rief Tado mit lauter Sti m me, denn seine Worte wurden wie Schnee umhergewirbelt.
„Ich weiß es nicht!“, antwortete Regan. „Aber es ist zu gefäh r lich, weiter zu gehen! Wir sollten warten, bis er sich gelegt hat!“
„Ich glaube, das wird nicht gehen!“, meldete sich Whomb zu Wort, der, um nicht weggeweht zu werden, im Windschatten der Gefäh r ten bleiben musste. „Die Baumkronen unter uns bewegen sich kein bisschen, es muss der Zauber des Lords sein!“ Den Vieren blieb nichts anderes übrig, als sich dem mittlerweile o r kanartige Ausmaße annehmenden Wind entgegenzustemmen und den etwa einen Meter breiten Pfad weiter nach oben zu klettern. Spiffi wollte etwas sagen, doch seine Worte wurden vom Sturm d a von getragen.
Obwohl die Vier die Säule bereits mehr als einmal umrundet ha t ten, kam der Wind noch immer von vorne. Es schien sich ta t sächlich um einen Zauber des Lords zu handeln. Schließlich mussten sie sogar rückwärts weitergehen, da sie kaum noch atmen konnten. Sie behie l ten dabei jedoch immer eine Hand an der Felssäule, um nicht vers e hentlich den Rand hinunterzustü r zen. Whomb drehte sich ab und zu um, um zu sehen, ob der Pfad nicht abrupt aufhörte und sie hinu n terfallen würden.
Dann plötzlich wurde es windstill. Der Sturm schwächte nicht ab, er hörte einfach auf, sodass die Gefährten, die sich vo r her weit nach hinten lehnen mussten, um nicht weggeweht zu we r den, hinfielen. Tado versuchte, seinen Sturz irgendwie abz u fangen. Der rechte Arm griff jedoch ins Leere und die Hälfte seines Obe r körpers ragte über den Abgrund hinaus. Noch ehe etwas Schlimmes passieren konnte oder er die Situation richtig realisierte, rollte er sich reflexartig z u rück auf den schmalen Pfad.
Der Aufstieg bis hierhin hatte sie etwa eine halbe Stunde geko s tet und die Sonne stand nun im Zenit. Spendete der bis vor w e nigen Sekunden noch wütende Wind wenigstens ein bisschen Abkühlung, knallte die Wärme jetzt ungehindert auf die vier G e fährten nieder. Dennoch beschlossen sie, eine kleine Pause einzulegen, da im M o ment keine Gefahr zu drohen schien. Leider warf die Felssäule ke i nen wirklichen Schatten, da sie sich nach oben hin immer mehr ve r jüngte und die Sonne , im Zenit stehend, genau mittig darauf nieder schien. So wäh r te ihre Rast nur kurz.
Mittlerweile war es so heiß, dass die Luft um sie herum zu fli m mern begann. Tado überlegte derweil, wie sie wohl wieder von der Säule herunterkommen sollten, denn wenn der unten w e hende Wind sie erfassen würde, würden sie über den Rand des Pfades hinausg e schleudert werden. Seine Gedanken wurden von einem überraschten Ruf Spiffis unterbrochen: „Was ist das dort?“
Der ehemalige Waldtreiber deutete nach rechts, wo sich nichts als Luft befand. Doch diese Luft fing soeben Feuer.
„Wahrscheinlich ein neuer Zauber des Lords“, vermutete Regan, der die Flammen misstrauisch im Auge behielt.
„Nein“, entgegnete Tado. „Das sind Feuerwinde. Es gibt eine Baumart, deren Pollen so klein sind, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennt. Sie entzünden sich sehr leicht, darum kommt es manc h mal vor, dass an heißen Sommertagen die Luft zu brennen scheint, obwohl es sich in Wirklichkeit nur um die Pollen dieses Baumes ha n delt.“
„Normalerweise entstehen die Flammen dicht über den Baumkr o nen, durch den vom Lord erschaffenen Wind sind die Pollen jedoch bis hier hinauf getragen worden“,
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