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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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habe die Kaiserkrönung verschlafen?«
    Erna strich über Utas Decke. »Nein, Liebes. Du warst krank, und wir alle haben für dich gebetet.«
    »Du musst mir alles erzählen, Erna«, forderte Uta mit belegter Stimme.
    Erna nickte. »Wenn du wieder gesund bist, berichte ich dir sogar, wo das Wasser des Tibers am dreckigsten ist.«
    »K-A-I-S-E-R-I-N«, buchstabierte Uta ehrfurchtsvoll, während Ernas Blick an Milde gewann.
    »Ich habe noch nie jemanden so innig beten sehen«, sagte sie beeindruckt. »Er war hier, als ich noch ganz schlaftrunken war.«
    Uta schaute auf. »Er?«
    »Der Naumburger!«
    Enttäuscht senkte Uta den Kopf. »Graf Ekkehard möchte ich noch nicht begegnen. Ich benötige noch einige Tage, um mich an den Gedanken zu gewöhnen.«
    »Ich rede nicht von Graf Ekkehard. Den wirst du wahrscheinlich eine ganze Weile nicht sehen«, entgegnete Erna.
    »Der wetteifert mit Esiko darum, wer das Heer im Osten anführen darf. Das habe ich neulich gehört, als ich mit Arnold frühmorgens schon die erlesensten Speisen aufgetragen habe.« Uta hob den Kopf. »Du meinst«, sie ergriff Ernas Hände, »Hermann von Naumburg war hier?«
    Erna strahlte. »Ja, sicher!« Ihr Tonfall schloss jede andere Möglichkeit aus.
    Daraufhin verlor sich Utas Blick im Nirgendwo. Sie meinte, an den Wänden hellbraune Punkte tanzen zu sehen, bis sie nach einer Weile erschöpft wieder die Augen schloss und auf ihr Krankenlager zurücksank.
    Genau zehn Tage, nachdem Erna ihr vom Besuch des Markgrafen berichtet hatte und der kaiserliche Tross sich bereitmachte, in den Speyergau zurückzukehren, ließen Utas Fieberschübe nach. Einer der päpstlichen Ärzte gab der Trossheilerin, die Uta bereits nach der Schlammlawine auf dem Stein versorgt hatte, Anweisungen für deren Pflege auf dem Rückweg mit: Sie sollte täglich mehrere Kräuteraufgüsse bekommen und gegen die Kopfschmerzen etwas Mohnsaft einnehmen. Den Weg von Rom bis zum Gardasee verschlief Uta im Krankenkarren. Der Schlaf half, die Fieberschübe endgültig zu vertreiben. Als sie die Südausläufer der Alpen erreichten, entließ die Heilkundige Uta aus ihrer Obhut, nicht jedoch ohne ihr zuvor das Versprechen abgenommen zu haben, die vatikanischen Tränke weiterhin einzunehmen, damit ihre Körpersäfte wieder ins Gleichgewicht kamen.
    Noch am selben Tag hatten Grete und Adriana nicht länger an sich halten können, ihr zu erzählen, was sonst noch so alles in Rom geschehen war: Man hatte Elisabeths Körper, an den mehrere Wackersteine gebunden gewesen waren, leblos aus dem Tiber gefischt. Als sich herausstellte, dass Elisabeth zum letzten Mal gesehen worden war, als man die Doppelhochzeit des Ballenstedter Geschwisterpaares verkündet hatte, überkam Uta eine schlimme Ahnung. Als untadelige Hofdame der Kaiserin – niemand hatte eine sündige Selbsttötung vermutet – hatte Elisabeth ein Grab auf dem Gottesacker von San Sebastian erhalten.
    Zur Überraschung aller Besorgten bereitete Uta die erneute Alpenüberquerung kaum Mühe, zumindest bemerkte sie die damit verbundenen Anstrengungen nicht. Doch je näher sie der Heimat kamen, desto größer wurde das seltsame Unbehagen, das Uta in sich verspürte.
    Mit dem ersten Schnee ritten Kaiserpaar und Hofstaat durch das heimatliche Burgtor im Speyergau ein, und Uta fand in ihrer Kemenate ein Schreiben von Hazecha vor, das sie etwas von den trüben Gedanken an die bevorstehende Hochzeit ablenkte. »Adriana, sieh nur!« Uta ließ ihr Reisebündel fallen und faltete das Pergament aufgeregt auseinander. Die Schwester berichtete ihr von der Freude über die erhaltene Abschrift und ihren Fortschritten in der Heilkunde. Sie schrieb weiterhin, dass Wigbert von der Ballenstedter Burg geflohen war. Er wollte kein Ritter sein, sondern sein Leben und Schaffen dem Herrn widmen. So hatte er sich als Gast für wenige Tage im Stift Gernrode aufgehalten, um danach in den Südwesten zu einer neuen brüderlichen Gemeinschaft aufzubrechen. Uta lächelte. Wie schön es doch war, dass Hazecha und Wigbert nun fern der väterlichen Burg in Frieden und Ruhe leben konnten. Utas Frage bezüglich Esikos hatte Hazecha jedoch unbeantwortet gelassen.
    »Schon wieder eine Abschrift des Hofkaplans, die dich so strahlen lässt?«, fragte Adriana.
    Uta schüttelte den Kopf. »Nein, ein Schreiben von meiner Schwester.«
    »Wie geht es ihr denn in Gernrode?«, wollte Adriana wissen und legte einige Reisekleider in ihre Truhe.
    »Vor einiger Zeit schon hat sie das ewige

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