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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Graf, Herzog, Heerführer und Muttermörder Esiko von Ballenstedt rechtfertigten. »Wir müssen dich nur aus dem Kloster schleusen, ohne dass es jemand bemerkt.«
    »Vor dem Morgengebet bin ich bereit«, entgegnete Hazecha. Ihre Augen leuchteten, denn sie wusste schon einen Weg hinaus. Sie würde das steinerne Tor nehmen, durch das die Stiftsdamen mit den Glöckchen regelmäßig in den Wald verschwanden.
    Meister Tassilo legte das Schnitzwerk auf das Pergament, das auf dem sandigen Boden vor ihm ausgebreitet war, und ließ prüfend seinen Blick darübergleiten. Die Schnitzerei stellte das räumliche Abbild eines Bogens dar, der mehrfach aneinandergereiht ein Rundbogenfries ergab, der eines Tages die Fassade des Langhauses zum Dach hin schmücken sollte. »Ihr müsst die Formen exakt von der Zeichnung abnehmen«, wies er die drei umstehenden Zimmerburschen an. »Seht her!« Er zeigte auf das Pergament. »Euer Bogen ist noch zu breit. Solange ihr bei genauer Auflage des Holzes auf das Pergament meine Risse nicht erkennen könnt, müsst ihr noch Material wegnehmen. Es muss exakt übereinstimmen.«
    Die Zimmerburschen nickten.
    »Meister, schenkt mir kurz Eure Aufmerksamkeit!« Der Burgherr war an ihn herangetreten. »Wo ist Uta von Ballenstedt?«, fragte er mit gedämpfter Stimme, so dass ihn keiner der Umstehenden verstand. Er hatte sie drei Tage lang nicht mehr gesehen.
    Tassilo bedeutete den Zimmerburschen, die Arbeit wieder aufzunehmen, und wandte sich dann seinem Gesprächspartner zu. »Nach unserer morgendlichen Besprechung mit den Gewerkmeistern, es war an jenem Morgen, an dem Ihr den Streit am Rödel schlichten konntet, bat sie darum, ihre Arbeit für zehn Tage ruhen lassen zu dürfen.«
    »Ihre Arbeit ruhen lassen zu dürfen? Für so viele Tage?«
    »Ja, Markgraf«, entgegnete Tassilo. »Es schien mir so, als habe sie eine wichtige Reise im Sinn, von der abzuhalten mir nicht zustand.«
    »Eine wichtige Reise?«, fragte der erneut verwundert. »Haben die zwei Bewaffneten oder wenigstens ihr Kammermädchen sie begleitet?«
    Während Tassilo auf den frischen Mörtel blickte, trat er einige Schritte von der Chorwand weg. »Eine Begleitung erwähnte sie nicht, Herr«, sagte er nachdenklich.
    »Hat sie denn gesagt, wohin sie will? Erinnert Euch, Meister!«
    Tassilo blickte auf. »Sie sagte etwas von einem Kloster.« Während er berichtete, erschien auch ihm die Situation mit einem Mal ungewöhnlich. »Mir war, als wolle sie kein Aufsehen erregen.«
    »Ein Kloster?«, wiederholte Hermann. Alleine zu einem Kloster reiten! Was war nur in sie gefahren, dass sie sich solchen Gefahren aussetzte? Der Winter konnte jeden Tag hereinbrechen; schon jetzt war es viel zu unwirtlich für eine Reise. Tassilo war verzweifelt. »Was hätte ich tun sollen?«
    »Sie zurückhalten, Meister! Es herrscht Krieg an der Ostgrenze, und das Heer zieht zur Genüge Schurken und Gauner an«, entgegnete er ungehalten und blickte zum Himmel hinauf. Eine geschlossene, dunkelgraue Wolkenschicht schob sich über den Burgberg.
    »Wie kann ich helfen, Markgraf?«, fragte Tassilo und schalt sich einen Narren, Uta so einfach gehen gelassen zu haben.
    »Betet, dass ich sie einhole, bevor die Schurken in den Wäldern es tun!« Mit diesen Worten verließ er die Baustelle und eilte zu den Stallungen der Hauptburg. Er würde mehrere Pferde mit sich führen, damit er durchreiten konnte, und es gab nur ein Kloster, das ihm beim Gedanken an sie einfiel. Die Kaiserin hatte Utas Erziehung im Kloster Gernrode einst betont, als es um die Vermählung mit Ekkehard gegangen war.
    Das Glockengeläut, das den Beginn der Morgendämmerung anzeigte, holte Uta aus einem unruhigen Schlaf. Arnold hatte zuerst nur kurz gebrummt, als sie ihn in der Gästezelle wach gerüttelt hatte, um ihn von den weiteren Reiseplänen in Kenntnis zu setzen, dann aber hatte er sich zielstrebig, wenn auch wankend, erhoben. Uta legte sich die beiden Umhänge um und zog sich die Kapuze wieder tief ins Gesicht.
    Kurz darauf standen sie vor der Pförtnerin. Arnold verabschiedete sich, dankte für die höfliche Aufnahme und ließ dann die Pferde bringen. Als er und Uta die Tiere durch das Stiftstor führten, kam Schwester Edda auf sie zugelaufen.
    »Wartet!«
    Uta hielt die Luft an. Arnold wagte ebenfalls keine Regung und unterdrückte den aufkommenden Hustenreiz.
    »Schwester Hazecha hat Euch noch etwas Gesundes für die Reise vorbereitet«, meinte Edda schwer atmend und hielt Arnold ein Säckchen mit

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