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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Schwan war ein mächtiges Traumsymbol; der Vogel brachte Nachrichten von den Göttern des Lichts und der Sonne zu Nemain, die über die Wasser herrschte, und diejenigen, denen er im Traum erschien, genossen die besondere Gunst dieser Götter. Der Name der Frau sagte Breaca allerdings nichts, und sie bereute jetzt, dass sie nicht aufmerksamer zugehört hatte, wenn Geschichten über die Ordovizer-Sippen am Feuer erzählt worden waren. Caradoc schloss die Augen, und sie hatte den Eindruck, dass er betete. Das Licht des Feuers spielte auf seinen Wangen und warf dunkle Schatten in die Einbuchtungen unter den Wangenknochen. Der explosive Funke des Zorns in seinem Inneren war erloschen, und es schien sicher, dass sein Vater gerade den vernichtenden Schachzug gemacht hatte. Höchste Zeit also für die Eceni, sich in das Spiel einzumischen.
    Breaca ließ den Türpfosten los und trat vorwärts in den Lichtkreis der Fackel. Sie spielte das Spiel ganz offen, nach Art von Togodubnos. An diesem Ort war es zu gefährlich, etwas anderes zu tun.
    »Warum hast du ihm erst jetzt gesagt, dass seine Mutter tot ist?«, verlangte sie zu wissen. »Das wäre doch sicherlich schon eher möglich gewesen.«
    Sie war ein Gast. Sie konnte die Naive spielen, konnte sogar ein bisschen gerechte Empörung an den Tag legen. Die Gesetze der Gastfreundschaft hinderten Cunobelin daran, allzu unangenehm auf ihre Frage zu reagieren.
    Der Sonnenhund wandte sich stirnrunzelnd zu ihr um. Er hatte sie für eine neutrale Beobachterin gehalten, nicht für eine Mitspielerin. »Hohe Frau«, sagte er. »Ich hielt es für das Beste, dass mein Sohn eine Nachricht wie diese erst dann erfahren sollte, wenn er wieder bei seinem eigenen Volk sein würde.«
    Caradoc lachte bitter. Der Schmied hatte den Blasebalg neben dem Feuer liegen lassen. Der junge Krieger betätigte die Griffe, um die Glut anzufachen und die winzigen Flammen zu neuem Leben zu erwecken. Das Gesicht von Breaca abgewandt, sagte er scharf: »Er musste es mir persönlich sagen, um die richtige Wirkung zu erzielen. Er wollte mich wachsweich und gefügig haben und bereit, seine Anweisungen zu befolgen. Mein Vater hat den großen Traum, dass sich das Reich des Sonnenhundes eines Tages von der Ostküste bis hin zur Westküste erstreckt und seine Enkelsöhne gemeinsam über dieses riesige Reich herrschen werden. Er will jetzt von mir, dass ich in den Westen reite und die Führung meines Volkes übernehme.«
    Mein Volk, nicht das Volk meiner Mutter . Er hatte diese Formulierung sicherlich nicht zufällig gewählt. Das Feuer beleuchtete ihn grell von unten, verwandelte sein Gesicht in einen Totenschädel, im Licht der Götter leuchtend. Sein Haar war ausnahmsweise einmal nicht der hellste Teil von ihm. Er blickte zu seinem Vater auf. »Ist es nicht so?«
    »In etwa, ja. Wirst du es tun?«
    »Nein, und wenn ich es täte, würden sie mich nicht anerkennen. Du vergisst, dass bei dem Volk der Streitaxt nur Frauen die Thronfolge antreten können, so wie es auch bei den Eceni üblich ist. Es geht nicht darum, dass ein Mann einschreitet, um die Macht zu übernehmen, ehe sie eine andere Frau wählen; das wird bereits geschehen sein. Cygfa hat jüngere Schwestern, die höchstwahrscheinlich schon ihre Nachfolge angetreten haben, und selbst wenn sie keine hätte, so bin ich doch dein Sohn, und ich trage die Blutschuld an ihrem Tod. In dem Moment, in dem ich die Grenze überquere, bin ich tot.«
    »Das ist doch Unsinn. Die Frau starb durch einen Unfall. Meine Männer werden das bezeugen.«
    »Deine Männer, davon bin ich überzeugt, werden nur das sagen, was man ihnen zu sagen befohlen hat, aber wenn sie mit dem Tod einer Träumerin konfrontiert werden, werden vielleicht sogar sie es fertig bringen, die Wahrheit zu sagen. Wenn du schuldig bist, dann bin auch ich schuldig. So ist nun mal das Gesetz.«
    »Caradoc, du warst doch den ganzen Winter über bei uns«, warf Breaca ein. »Du hattest doch keine Ahnung, was geschah, und folglich auch keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen. Luain hat die Amtsgewalt des ranghöchsten Träumers von Mona. Er wird dich von der Blutschuld freisprechen.«
    Sie hatte vielleicht nicht unbedingt das Richtige gesagt, aber sie hatte Caradocs ausgeprägtes Ehrgefühl erlebt, und sie konnte sich nur zu leicht vorstellen, wie er nach Westen ritt, um an Stelle seines Vaters den Preis für eine Tat zu bezahlen, die er unmöglich hätte verhindern können.
    »Danke. Es könnte sein, dass wir

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