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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Mädchen von den Ordovizern?«
    »Ja.«
    Seine Hand lag noch immer in der ihren, plötzlich kalt und unnatürlich weiß. Breaca drückte sie sanft und zwang sich zu lächeln. »Sie kann sich glücklich schätzen. Ich wünsche euch alles Gute und viel Glück. Aber wir beide, du und ich, sind noch immer durch unseren Eid verbunden, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann wird das genügen. So viel zumindest habe ich von Airmid gelernt: Geliebte mögen kommen und gehen, aber der Treueeid, der eine Kriegerin an ihre Träumerin bindet - oder an einen anderen Krieger -, der hält ein ganzes Leben lang. Komm jetzt.« Sie richtete sich wieder auf, entzog ihm behutsam ihre Hand und drehte ihn an den Schultern herum. »Die Fährleute warten schon, und es gehört sich nicht, sie noch länger warten zu lassen. Geh jetzt. Wir sehen uns bei der Bestattung deines Vaters wieder, und dann werden wir überlegen, was getan werden kann, um das Gift, das Amminios ist, unschädlich zu machen. Das ist die Sache, die am allerwichtigsten ist.«
    Als sie dies sagte, konnte sie ihren Worten sogar Glauben schenken.

XX
    Die Totenplattform stand auf der Kuppe einer kleinen Anhöhe im Norden der Residenz. Eine Meute rot gescheckter Jagdhunde mit rauem Fell und argwöhnischen Augen hielt am Fuß der Plattform Wache. Drei Männer, die das Zeichen des Sonnenhunds auf den Unterarmen trugen und auf der Stirn den mit schwarzer Farbe aufgemalten Speer der Trauer, schichteten grün belaubte Zweige und Gras über einer Feuergrube von der Länge eines menschlichen Körpers auf. Dichter, würzig riechender Rauch stieg von der Grube auf und wogte in Schwaden unterhalb der Plattform, um langsam zu dem in Leintücher gehüllten Leichnam vorzudringen, so dass der Verwesungsgeruch, selbst wenn man in Windrichtung stand, nur ganz schwach wahrzunehmen war.
    Breaca trieb ihre Stute an einen der Stützpfeiler der Plattform heran. Frühmorgendlicher Nebel schwebte in Kniehöhe und verhüllte den Erdboden. Rauchschwaden verschleierten den Himmel. Nebel und Rauch erzeugten eine gespenstisch anmutende Atmosphäre, die Breaca das Gefühl vermittelte, in einer unirdischen Welt der Stille und des Todes eingeschlossen zu sein. Erinnerungen an den heimtückischen Nebel der Träumer ließen kalte Schauder über ihr Rückgrat rieseln, die wieder abzuschütteln nicht so ganz einfach war.
    Sie war nicht die Erste, die dem Verstorbenen einen Besuch abstattete. Vor ihr waren schon etliche andere dagewesen, die Geschenke für die Reise in das Totenreich mitgebracht hatten. Ein Schild aus dünner Bronzefolie mit kunstvoll eingravierten fliegenden Reihern auf dem Schildbuckel lehnte gegen einem der Pfeiler; eine Kette aus roten Korallen hing in Schlaufen von dem Geflecht aus Haselnusszweigen herab, das die Plattform bildete; ein an einer Lederschnur baumelndes silbernes Horn stieß klirrend dagegen, das Geräusch durch den Nebel gedämpft. Und überall war Gold: Unzählige Ringe, Münzen und Armreifen hingen im Rauch. Der Wind und die vom Feuer aufsteigende Hitze spielten mit ihnen und drehten sie langsam im Kreis herum. Der Rauch jedoch machte all diese Kostbarkeiten stumpf und glanzlos und ließ sie wie unedles Metall erscheinen.
    Breacas Geschenk bestand aus einem Torques aus geflochtenen Goldsträngen, den sie speziell für diesen Anlass von Gunovic gekauft hatte. Der Halsreif war nicht so formvollendet schön und kunstfertig gearbeitet wie diejenigen, die ihr Vater geschmiedet hatte, aber er kam dem Vorbild so nahe, wie es jeder lebende Schmied bewerkstelligen könnte: Er wies ein kompliziertes Muster auf, ohne jedoch überladen zu wirken, und war seinen Preis durchaus wert. Breaca nahm den Torques aus ihrer Satteltasche und band ihn unter einer Ecke der Plattform fest, wo der Rauch ihn nicht so schnell schwärzen würde. Der älteste der Feuerhüter nickte ihr beifällig zu.
    Einen Moment später tauchte ein Reiter hinter ihr aus dem Nebel auf. Sie lenkte die Stute ein paar Schritte von der Plattform fort und wartete. Selbst wenn sie ihn nicht erwartet hätte, hätte ihn seine Größe sofort verraten. Er war noch etwas breiter in den Schultern, als sie ihn von ihrer letzten Begegnung her in Erinnerung hatte, und sein Haar war jetzt von grauen Strähnen durchzogen, ansonsten jedoch hatte er sich kein bisschen verändert.
    »Togodubnos, sei gegrüßt. Deinem Vater wird im Tode alle Ehre erwiesen.«
    »Bisher.« Er begrüßte sie mit einem flüchtigen Lächeln. Der zeremonielle Empfang der

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