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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Delegation aus Mona hatte bereits am vergangenen Abend stattgefunden, als sie angekommen waren. Jetzt gab es für sie beide keinen Grund mehr, förmlich zu sein; als ranghöchste Kriegerin von Mona war sie Togodubnos ebenbürtig, und selbst wenn sie rangmäßig unter ihm gestanden hätte, waren sie doch durch ihre Vergangenheit eng genug miteinander verbunden, um ganz offen sprechen zu können, wenn sie unter vier Augen waren. Er sagte: »Wir werden ihn morgen zu dem Grabhügel bringen. Luain mac Calma hat die Grabkammer konstruiert, in der er liegen wird. Wenn die Sonne scheint, wird Cunobelin in lebendiges Gold gehüllt zu seiner letzten Ruhestätte reisen.«
    »Und selbst wenn sie nicht scheint, wird sein Leichenzug trotzdem majestätischer und prunkvoller sein als alles, was die Welt je erblickt hat.« Breaca hatte die Vorbereitungen gesehen; noch nie zuvor in der Geschichte sämtlicher Stämme hatte es eine Beisetzung solch großen Stils gegeben. Allein schon die fast unübersehbar große Anzahl der Trauernden und die Vielzahl der Stämme, von denen sie kamen, machten Cunobelins Begräbnis einzigartig.
    »Das hoffe ich doch«, erwiderte Togodubnos. »Das ist die Absicht, die dahinter steht. Ganz gleich, welche Fehler mein Vater im Leben gemacht hat, er hat so vielen Menschen Sicherheit und unvorstellbaren Reichtum beschert, wie es kein anderer vor ihm getan hat. Wir sind es ihm schuldig, seiner noch ein letztes Mal ehrend zu gedenken, selbst wenn wir den Frieden, den er geschaffen hat, nicht bewahren können.«
    Hail kam auf Breaca zugerannt, während er gegen das Nebelmeer ankämpfte. Er hatte getötet und gefressen; die Spuren davon waren in Form von klebrigen dunklen Flecken an seiner Kehle zu erkennen. Er trug das hintere Viertel eines Hasen im Maul - des Tieres, das Nemain geweiht war - und legte es zu Breacas Füßen nieder. Wenn dies ein Omen war, dann war es ein gutes. Togodubnos beobachtete sie, als sie das blutige Fleisch in dem Beutel an ihrem Sattel verstaute.
    »Togodubnos, ich bin unbewaffnet.« Sie breitete die Arme aus und hob den Saum ihres Umhangs, um ihm den schlichten Gürtel zu zeigen, den sie darunter trug. »Ich habe meine Waffen bei der Torwache zurückgelassen, als wir gestern Abend angekommen sind. Und selbst wenn ich das nicht getan hätte, so ist dies doch die Zeit deines Vaters, und mein Respekt vor dem Verstorbenen würde mir verbieten, während dieser Zeit von meinen Waffen Gebrauch zu machen. Solange sein Leichnam noch über der Erde liegt und für die drei Tage nach seiner Beisetzung werde ich den Frieden respektieren.«
    Er nickte. »Natürlich. Das hätte ich auch nicht anders von dir erwartet.«
    »Was beunruhigt dich dann?«
    Er musterte sie argwöhnisch. »Ich habe gehört«, sagte er, »dass du vor den stehenden Steinen von Mona geschworen hast, dass du Amminios herausfordern und töten oder bei dem Versuch sterben würdest. Stimmt das?«
    »Das stimmt, ja. Und ich habe gehört, dass Caradoc das Gleiche geschworen hat. Wenn du dich aufmerksam in der Residenz umhörst, wirst du mitbekommen, wie Krieger von einem Dutzend verschiedener Stämme Wetten darüber abschließen, wer von uns beiden den anderen töten wird, um das Privileg zu haben, allein gegen Amminios zu kämpfen.«
    Togodubnos lächelte schwach. »Ein solcher Kampf zwischen dir und Caradoc wäre sicherlich sehenswert.«
    »Er wird aber niemals stattfinden. Caradoc und ich sind durch den Kriegereid gebunden und können nicht gegeneinander kämpfen. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre - den Schwur, Amminios zu töten, habe ich in jugendlicher Unreife und im Zorn geleistet, als ich damals zum ersten Mal nach Mona gekommen bin. Seitdem bin ich erwachsen geworden, und außerdem bin ich nicht mehr Breaca von den Eceni, der es freistand, so zu handeln, wie sie allein es für richtig hielt. Ich bin jetzt ranghöchste Kriegerin von Mona, und meine vordringlichste Aufgabe besteht darin, mich um das Wohl und die Sicherheit von Mona zu kümmern. Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich Amminios töten, aber ich werde ihn nicht extra zu diesem Zweck ausfindig machen. Und ich glaube auch nicht, dass Caradoc das tun wird. Auch er sieht die Sache inzwischen in ihrem größeren Zusammenhang.«
    »Das wäre gut.« Togodubnos führte sein Pferd von der Plattform fort. Breaca folgte ihm mit ihrer grauen Stute. In sicherer Entfernung von etwaigen Lauschern sagte er: »Amminios ist hier. Auch er hat seine Waffen abgegeben.

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