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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Fall geschehen soll, dass er ernsthaft krank wird – oder stirbt.« Suidger war sich der Anspielung, die in diesem Gedanken lag, durchaus bewusst. Die Askese Alberics begann bereits, seine Gesundheit zu schädigen. »Wie ich weiß«, ergänzte Suidger äußerlich gelassen, »werden die Mönche Eures Klosters im Schnitt etwa dreißig Jahre alt – und der Prinzeps ist Mitte zwanzig.«
    Odo erwiderte nichts. Es war leichter, dachte er, einen Muselmanen zu einem Christen zu machen, als einen wohlgenährten und weltlich denkenden Menschen wie Suidger zu einem spirituellen, und jedes Wort dahingehend wäre verschwendeter Atem gewesen. Im Grunde war aber auch er froh, dass Marocia wieder frei war und notfalls agieren konnte. Sie hatte von ihrer Haft aus einen Frieden möglich gemacht und zwei Ehen eingefädelt, und sie würde Alberic – ob er es wollte oder nicht – helfen. Ja, hier war alles getan, und ein neuer Abschnitt konnte beginnen.
    »Zahlen liegen Euch, wie mir scheint. Ihr wärt ein guter Advokat geworden«, sagte Odo ein wenig müde.
    »Vielleicht werde ich noch einer«, erwiderte Suidger und sah zu, wie Odo langsam, gebeugt und unbemerkt von der Menge den Saal verließ.
    Die zweite offizielle Hauptperson des Abends war Alberics Schwester Eudoxia. Mit dem Sonnenaufgang würde sich ihr Hochzeitszug in Bewegung setzen. »Nun zieh nicht so ein Gesicht, mein Kleines«, sagte Marocia und zwickte Eudoxia in die propere Wange. »Sonst denken die Leute noch, du würdest lieber hier bleiben, statt Kaiserin zu werden.«
    Der wahre Grund für Eudoxias heruntergezogene Mundwinkel, wusste Marocia, war ihre Ankündigung, den Hochzeitszug zusammen mit Blanca, Alazais und Crescentius bis Bari begleiten zu wollen. Ihre älteste Tochter hatte sich gedankenlos der Stimmung Alberics gegen sie angepasst. Doch im Gegensatz zu ihrem Bruder verfügte sie weder über Mut noch Kreativität, ja, selbst ihre Fähigkeit zum Trotz war beschränkt, und so konnte sie nur grimmig und ohnmächtig zusehen, wie Marocia ihren Willen in die Tat umsetzte. »Da dein Bruder so enorm wichtig und darum in Rom unabkömmlich ist«, stellte Marocia ironisch fest, »muss jemand anderer deine Familie bei der Übergabe repräsentieren.«
    Eudoxia wand sich wie in einem kratzenden Kleid, aber sie schwieg.
    Marocia kniff ihr erneut in die Wange. »Sieh es mal so, Kleines: Nach Bari bist du mich endgültig los.«
    Sie lachte, aber es klang nicht glaubwürdig, und den ganzen übrigen Abend verbrachte sie damit, Eudoxia von nahem und aus der Ferne zu betrachten.

    Bari war mit seinem gut ausgebauten Hafen und den vielen Dutzend Handelskontoren eine der bedeutendsten Städte in Süditalien, aber es war auch eine einzige gigantische Festung. Das Imperium hielt hier den größten Teil seiner kolonialen Truppen stationiert, und so war im Laufe der Jahrhunderte Wehrwerk an Wehrwerk gebaut worden. Baris mächtige Mauern und gewaltige runde Türme leuchteten im Abendgold der Augustsonne, als der Brautzug sich näherte. Tore so dick wie Eichenstämme öffneten sich knarrend und fielen hinter dem römischen Gefolge wieder wuchtig zu. Von da an dominierten Rot und Weiß das Straßenbild, die Farben byzantinischer Soldatenuniformen und der riesigen flatternden Wappen. Zum ersten Mal in ihrem Leben befand Marocia sich inmitten jener Macht, die sie von Kind an bekämpft hatte.
    Gegenüber den Byzantinern ließ sie sich das selbstverständlich nicht anmerken und befolgte die Traditionen penibel und ohne jeden Anflug von Spott. Der komplizierte Übergaberitus sah vor, dass Eudoxia abgeschirmt, nur von den engsten Vertrauten umgeben, im prächtigsten Gemach der Stadt einquartiert wurde und von Tag zu Tag mehr zur Byzantinerin werden sollte. Zunächst erhielt Eudoxia die purpurne Robe des Kaiserhauses, dann flocht man ihr kostbare schwarze Perlen in das kunstvoll hochgesteckte Haar, dann wurden ihre römischen Dienerinnen von byzantinischen ersetzt, schließlich auch das sonstige Gefolge. Am fünften Tag war das einzige und letzte Römische des Brautzuges Marocia selbst sowie Blanca und ihre jüngsten Kinder Alazais und Crescentius, die sie auf der Reise begleiteten, und am sechsten Tag endlich erfolgte die eigentliche Übergabe. Michael, ältester Sohn des Kaisers, Mitregent und künftiger Schwager Eudoxias, nahm Eudoxia aus Marocias Händen entgegen, um sie sogleich auf das Flaggschiff der Flotte zu geleiten, doch er wirkte hochmütig, träge und desinteressiert dabei.
    »Ein

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