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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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imstande sein würde, die gleiche Haltung einzunehmen. Noch strahlte ich jeden Menschen an, der sich uns zu Füßen warf, um mir und Rahotep zu huldigen.
    Der Erste in der langen Reihe unserer Gäste war Nefermaat. Ihm folgten alle Angehörigen der königlichen Familie. Nach den Familienmitgliedern und den Fürsten zogen die hohen Würdenträger der Regierung Seiner Majestät an uns vorüber, gefolgt von den beiden Königlichen Bauleitern Rechmire und Kamose. Kamose fiel wie alle anderen vor mir auf die Knie und drückte seine Nase in den Staub. Zuerst dachte ich, er würde nicht aufsehen, doch dann trafen sich unsere Blicke, und er lächelte. Ich nickte mit dem Kopf, das Äußerste, was ich mir gemäß Hofzeremoniell leisten durfte.
    Dann kamen die fremdländischen Gesandten, darunter auch der Botschafter von König Sargon.
    Als das Abendessen begann, war ich so erschöpft, dass ich beinahe eingeschlafen wäre. Rahotep und ich saßen unbeweglich neben Seneferu und Hotephores. Ich hatte nicht gewusst, dass Nichtstun so anstrengend sein konnte!
    Wegen der großen Zahl der Gäste wurde das Abendessen im Thronsaal und im angrenzenden Bankettsaal serviert.
    Ich aß nur wenig von den Speisen, die mir gereicht wurden. Die Hitze im Saal war unerträglich, und der Duftkegel auf meiner Perücke begann sich zu verflüssigen und über mein Gesicht herabzulaufen. Das Öl tropfte durch die schwere Perücke hindurch und verklebte meine aufgesteckten Haare. Während ich den gelenkigen kuschitischen Mädchen zusah, die einen erotischen Tanz vorführten, der besonders Khufu gefallen haben dürfte, tupfte eine Dienerin auf ein Zeichen von mir mein schweißnasses Gesicht ab.
    Ich hatte nur noch ein Ziel: bis Mitternacht durchzuhalten, um mich dann mit Rahotep in unser Schlafgemach zurückzuziehen.
    Und dann bemerkte ich Khufu, der mich nicht aus den Augen ließ. Seine Blicke schienen mich zu entkleiden, mir Fingerbreit um Fingerbreit das hautenge Gewand auszuziehen.
    Um Mitternacht erhoben sich Rahotep und ich und verabschiedeten uns unter dem angetrunkenen Gejohle der höchsten Würdenträger des Reiches in unser Schlafgemach.
     
     
    Lange nach Mitternacht lag ich in meinem Bett und starrte die gemalten Sterne an der Decke an. Rahotep und ich hatten gemeinsam die Halle des Horus verlassen, dann hatte er sich vor meiner Wohnung höflich, aber bestimmt von mir verabschiedet. Nicht einmal in unserer Hochzeitsnacht hatte er das Bedürfnis mit mir zu schlafen. Ich war so enttäuscht und dabei so wütend, dass ich keine Tränen hatte. Meine Faust ballte sich um eine Stofffalte des Bettlakens.
    Eine Stunde lag ich wach, dann erhob ich mich, zog mir ein loses Gewand über und machte mich auf einen langen Weg.
    Die meisten Gänge des Palastes lagen im Dunkeln. Die Geräusche der Feierlichkeiten im Thronsaal drangen kaum bis hierher. Ich schlich den Gang entlang, der zu Rahoteps Wohnung führte.
    Leise öffnete ich die Tür und betrat seinen Wohnraum. Es war Neumond, und es war finster in dem Raum. Ich schlich weiter bis zur nächsten Tür, Rahoteps privatem Arbeitsraum: Er war verlassen und dunkel. Dann war Rahotep also bereits zu Bett gegangen. Umso besser!
    Ich schlich weiter und bemühte mich, keinen Lärm zu machen.
    Hinter der Tür von Rahoteps Schlafgemach hörte ich Geräusche. Zunächst schien es sich um eine leise geführte Unterhaltung zu handeln, doch dann hörte ich auch das Rascheln von Stoff und das leise Knarren von Holz. Ich horchte an der Tür, konnte aber nichts mehr hören. Vielleicht hatte ich mich getäuscht?
    Ich öffnete vorsichtig die Tür und betrat den Raum, der von einer einzigen Öllampe erhellt wurde.
    Rahotep lag im Bett und hielt Ti in seinen Armen.
    Wenn ich eine Öllampe in der Hand gehalten hätte, dann hätte ich sie jetzt fallen lassen. Rahotep widmete sich leidenschaftlich Tis schlankem Körper, küsste ihn auf den Mund, schlang seine Arme um Tis Hüften und zog ihn auf sich. Im goldenen Schein der Öllampe schimmerten die beiden Körper wie Götterstatuen aus Kupfer.
    Ich stand an der Tür und wusste nicht, in welche Richtung ich gehen sollte. Vorwärts in die Konfrontation? Rückwärts in das Schweigen? Bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, hatte Rahotep mich gesehen. »Nefrit, was machst du hier?«
    »Ich wollte …« Langsam bewegte ich mich in Richtung Tür, doch Ti war schneller, sprang aus dem Bett und schlug die Tür zu. Ein Entkommen war nicht möglich.
    »Was wolltest du?«, fragte mich Ti

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