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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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wahrheitsgemäß.
    »Sein Ehrgeiz, seine Hartnäckigkeit bei der Erfüllung seiner Aufgaben und seine Zielstrebigkeit zeugen von seinen Leistungen. Aber zur Fortsetzung einer Dynastie gehört mehr als nur die Beschäftigung mit Papyri, Nefrit. Der künftige König der Zwei Länder muss Kinder haben, die nach ihm herrschen können.«
    Ich nickte und konnte ihn nicht ansehen. »Ich weiß.«
    »Khufu weiß das auch«, warf der König wie beiläufig ein. »Henutsen hat heute Morgen einem gesunden Sohn das Leben geschenkt. Sie hat ihn Khepre genannt.«
    Ich hatte Henutsen schon besucht und den kleinen Khepre bewundert. Er hatte bereits die kräftige, befehlsgewohnte Stimme eines künftigen Herrschers.
    Sollte ich es wagen? Was hatte ich zu verlieren? »Darf ich Eure Majestät um etwas bitten? Ich ersuche um Zuteilung einer Aufgabe hier im Palast. Ich langweile mich zu Tode!«, platzte ich heraus, dankbar für die Aufmerksamkeit des Königs. »Ich habe jahrelang auf der Baustelle von Bauleiter Kamose gearbeitet und sehne mich nach einer praktischen Beschäftigung.«
    »Was willst du tun?«
    »Was immer Ihr mir an Aufgaben gebt.«
    »Sinnvollerweise solltest du dich mit etwas beschäftigen, was du gelernt hast, nicht wahr?«
    Ich wartete ab.
    »Ich werde darüber entscheiden …«
    »Danke, Euer Majestät!«, unterbrach ich ihn.
    »… aber ich erwarte von dir, Nefrit, dass du deine erste und einzige Aufgabe erfüllst: Rahotep eine Tochter zu schenken!«
     
     
    Rahotep erfuhr von Thotmes, dem Zeremonienmeister seines Vaters, von meiner Audienz. Er war so wütend, dass er mich aufsuchte. Ich hatte ein Bad im Lotusbecken genommen und ließ mir von Satamun ein neues Kleid anlegen, als Rahotep in mein Schlafgemach stürmte. »Verschwinde!«, fauchte er Satamun an.
    »Satamun wird gehen, wenn ich sie entlasse, Rahotep!« Satamun sah von mir zu meinem Gemahl und zurück zu mir. Es war nicht der erste Konflikt, den sie erlebte. »Das wird sein, wenn sie ihre Aufgabe hier erfüllt hat.«
    Satamun schnürte die Bänder meines plissierten Gewandes, legte mir einen Gürtel um und ordnete mit einem Grinsen, das nur ich sehen konnte, die Haare meiner Perücke, obwohl sie damit in den Aufgabenbereich der Vorsteherin meiner Perücken eingriff.
    »Ich danke dir, Satamun. Du kannst jetzt gehen!«, sagte ich mehr für Rahotep bestimmt als für sie. Satamun wusste, wann ihre Aufgaben erfüllt waren.
    »Was, bei allen Göttern, hast du meinem Vater erzählt, Nefrit?«, fragte mich Rahotep, als wir allein waren.
    »Worüber, Rahotep? Über uns? Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
    »Worüber habt ihr dann gesprochen?«
    »Jedenfalls nicht über dich und Ti.«
    Rahotep ging hinüber zur Gartentür und blickte hinaus. Befürchtete er, dass wir belauscht wurden? Als er sich erneut zu mir umdrehte, war er ruhiger geworden.
    »Er hat mich nach meiner Schwangerschaft gefragt«, sagte ich.
    »Seit wann interessiert sich mein Vater für deinen Zustand?«
    »Er interessiert sich nicht für meinen Zustand, sondern für den Zustand deiner Gemahlin, Rahotep. Der künftige Herrscher muss Kinder haben, die nach ihm die Dynastie fortsetzen werden.«
    »Die Dynastie! Ich denke an nichts anderes mehr! Die Dynastie besteht aus ihm selbst und niemand sonst. Seneferu Nebmaat stellt alles in den Schatten, was vor ihm kam, und wird über allem leuchten, was nach ihm kommen wird. Er baut an seiner zweiten Pyramide, während mancher Herrscher nicht einmal eine einzige vollenden konnte. Er baut neue Tempel, er erweitert alte, er gründet Wirtschaftsdomänen für den königlichen Totenkult. Wenn die Zwei Reiche nicht bereits vereinigt gewesen wären, hätte er auch das noch vollbracht.«
    »Dein Vater will seinen Nachfolger bestimmen.«
    »Die Dynastie ist ebenso ein Wahn wie der Atum-Kult!« Rahotep hatte mir nicht zugehört.
    »Der Nachfolger muss in der Lage sein, Kinder zu zeugen!«, fuhr ich gnadenlos fort.
    »Das ist alles eine einzige Inszenierung für den Kult an Seneferu!«
    »Kannst du das?«
    »Kann ich was?«
    »Dich opfern für die Dynastie!«, schrie ich.
    »Das tue ich bereits, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang«, brüllte er zurück.
    »Dein Vater verlangt von dir den Einsatz nach Sonnenuntergang. Und nicht in Tis Bett, sondern in meinem!«
    Zwischen Rahoteps Augen entstand immer dann eine tiefe Falte, wenn er nachdenklich war. »Die Gründe meines Vaters kann ich nachvollziehen, Nefrit. Aber warum bei allen Göttern willst du unbedingt schwanger

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