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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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in den schnell trocknenden Lehm – wie ich es an der großen Pyramide gesehen hatte: Dort fand sich an jeder Ecke der Königsname des Seneferu in einer Kartusche.
    Als mein Vater nach Hause kam, betrachtete er erstaunt mein Werk. »Hast du die Pyramide gebaut?«, fragte er.
    »Ja, das ist meine eigene!«, sagte ich stolz.
    »Nur Könige haben Pyramiden«, wandte er ein.
    »Jetzt habe ich auch eine. Aber ich schenke sie dir.« Mit der Hand löschte ich meinen Namen aus und schrieb stattdessen seinen in den Lehm. »Jetzt ist es deine Pyramide.« Triumphierend legte ich den Schlussstein auf die Pyramidenspitze.
    Dann passierte die Katastrophe! Der noch feuchte Lehm begann wegzugleiten. Entsetzt stand ich vor meinem zerfließenden Bauwerk.
    »Nefrit, ich werde niemals in einer Pyramide begraben sein«, sagte mein Vater ernst.
    Doch er sollte sich irren.
     
     
    Schon früh am Morgen herrschte eine unglaubliche Aufregung auf der Baustelle. Zuerst dachte ich, dass die Wasser des Hapi erneut zu steigen begonnen hatten, weil viele Arbeiter im Hafen an den Landungsstegen der Barken waren. Doch dann sah ich Bewaffnete, die nicht die übliche Kleidung der Lagerpolizei trugen. Ihre Rüstungen schimmerten in der aufgehenden Sonne, und sie waren mit Bronzeschwertern bewaffnet.
    Ich stürmte hinüber zu Aperires Zelt.
    »Ich habe keine Zeit, Nefrit!«, keuchte er noch ganz außer Atem, während er eine schwere Goldkette mit dem Sonnenemblem seines Gottes umlegte. Er trug sonst nie Schmuck. »Verschwinde und lass dich heute hier nicht blicken!«
    »Was ist los?«, fragte ich und nahm auf einem Klappstuhl Platz, als hätte er mich nicht gerade fortgeschickt.
    »Prinz Nefermaat besucht überraschend die Baustelle. Er ist als Wesir der Vorsteher aller Bauarbeiten des Königs. Er ist dem Herrscher gegenüber verantwortlich für den Baufortschritt.«
    »Aber er war doch noch nie hier!«
    »Aber
jetzt
ist er hier! Verschwinde, Nefrit!«
    Ich hatte Aperire noch nie so aufgeregt gesehen. Er stürzte aus dem Zelt, nur um kehrtzumachen und eine Papyrusrolle von seinem Schreibtisch mitzunehmen. Dann ging er zehn Schritte und drehte erneut um, als er entdeckte, dass es die falsche Rolle war. Ich ging hinüber zu seinem Schreibtisch und reichte ihm die Gehaltsliste der Arbeiter. Er riss sie mir aus der Hand und verschwand nach draußen.
    Der Wesir Nefermaat wurde vom Königlichen Bauleiter Api, den Mitgliedern der Bauleitung und den Vorarbeitern umschwärmt wie das Licht von Motten. Ich beobachtete Aperire, der dem Prinzen in respektvollem Abstand folgte, als er sich in seiner Sänfte über die Baurampe auf die oberste Plattform der Pyramide tragen ließ.
    Das Gefolge des Wesirs blieb mit Aperire und den anderen Mitgliedern der Bauleitung zurück. Wenig später begaben sich der Prinz und der Bauleiter Api über die Rampe auf die unterste Stufe.
    Prinz Nefermaat, den Bruder des Lebendigen Gottes, von ganz nah zu sehen, das hatte ich mir vorgenommen. Ich rannte um die Zelte der Bauleitung herum und erreichte unbemerkt das Fundament des Pyramidensockels. Ohne einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden, kletterte ich die Steinquader hinauf bis zur Plattform. Obwohl es nicht viele Steinlagen waren, war ich außer Atem, als ich mich zwischen die Quader drückte und vorsichtig über den Rand blickte. Prinz Nefermaat und der Bauleiter Api standen nur wenige Schritte von mir entfernt und unterhielten sich. Ich erwartete, dass der Wesir in die Residenz zurückkehren würde, doch ich sollte mich täuschen. Prinz Nefermaat ging mit dem Königlichen Bauleiter Api hinüber zu einer Öffnung: Sie betraten den Schacht zum Grabkammersystem unterhalb des Pyramidenfundaments!
    Wenn Djedef hier gewesen wäre, hätte er mich zurückgehalten. Aber er hatte sich im Winter des zweiten Regierungsjahres von König Seneferu von mir verabschiedet. Sein Vater hatte eine Frau kennen gelernt und war mit ihr nach Mempi gegangen.
    Wegen des Besuchs des Prinzen war die Plattform menschenleer, und ich nutzte meine Chance. Niemand bemerkte mich, als ich wenige Augenblicke später ebenfalls im Tunnel verschwand und dem Fackelschein vor mir ins Innere der Pyramide folgte. Ich hatte Angst, entdeckt und geschlagen zu werden, aber meine Neugier war größer als meine Furcht.
    Der schmale und niedrige Gang führte steil bergab, tief ins Innere der Pyramide. Während der ersten hundert Schritte bestanden die Wände aus den behauenen Blöcken der äußeren Pyramide. Dann

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