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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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änderten sich der Zuschnitt und die Polierung der Steinquader. Nach weiteren hundert Schritten hörten die behauenen Quader völlig auf, und der Boden, die Wände und die Decke des Ganges waren glatt geschliffener Sandstein: Der Gang war an dieser Stelle direkt aus dem Fels geschlagen worden.
    Immer wieder richtete ich meinen Blick auf den Prinzen Nefermaat, der vor mir durch den engen Gang kroch. Die Fackel warf einen düsteren Lichtschein bis zu mir herüber. Dann machte der endlose Grabschacht einen leichten Knick in die Waagerechte, hinter dem die beiden verschwanden.
    Ich folgte ihnen bis zu einem kleinen Raum, kaum größer als eine Nische, der von oben durch das flackernde Licht einer Fackel erleuchtet wurde.
    Ein Seil und eine Winde!
    Dort oben war die Grabkammer des Königs.
    Unschlüssig blieb ich stehen.
    Der Wesir und sein Bauleiter begannen nach ihrer kurzen Besichtigung der Grabkammer, sich wieder in den Gang abzuseilen.
    Was nun?
    Sollte ich vor den beiden hinaufsteigen und damit im Gegenlicht und im Schein der Fackel deutlich sichtbar sein? Oder sollte ich die beiden Männer passieren lassen, um hinter ihnen die Oberfläche zu erreichen? Aber wo konnte ich mich denn verstecken? Zwei oder drei Schritte hinter mir war eine schmale Nische, mehr ein Mauervorsprung, der wohl durch ungenaue Messungen bei der Ausschachtung des Grabganges entstanden war.
    Ich huschte in den tiefen Schatten der Nische.
    Gerade noch rechtzeitig!
    Der Wesir und sein Bauleiter schritten in gebückter Haltung an mir vorbei die steile Rampe hinauf zum Licht.
    Ich presste mich gegen die kalte Wand und hielt den Atem an.
    Wenn einer der Männer stehen blieb und sich umblickte, würde er mich im Schein der Fackel entdecken!
    Erst als sie das Plateau erreicht hatten, wagte ich mich aus meinem Versteck und rannte den Gang entlang.
    Den Eingang des Grabtunnels bewachten Schwertträger, die mir den Fluchtweg versperrten.
    Verdammt, damit hätte ich rechnen müssen!
    Aber besser zwei oder drei Wächter, deren Aufmerksamkeit irgendwann nachließ, als der schwere Rollstein vor dem Eingang, der mein sicherer Tod gewesen wäre. Also nahm ich geduldig das Schicksal hin, an dem ich selbst schuld war.
    Aus der Finsternis des Stollens heraus sah ich Prinz Nefermaat seine Sänfte besteigen und mit seinem Gefolge die Baustelle verlassen. Die Besichtigung des Vorstehers aller Bauarbeiten des Königs war beendet. Aber wenn ich erwartet hatte, dass sich die Bewaffneten nun vom Eingang des Grabschachtes zurückziehen würden, hatte ich mich getäuscht.
    Stunden später ging die Sonne unter. Ein Signal ertönte, und die Arbeiter ließen die Schleppseile fallen, wo sie gerade standen, und machten sich auf zur Essensausgabe am Flussufer. Als der letzte Arbeiter seine Ration an frisch gebackenem Brot erhalten hatte, seinen Krug mit süßem Bier gefüllt und sich in seine Hütte zurückgezogen hatte, war es bereits dunkel geworden. Ich dachte an meinen Vater und dass er mich vermissen würde. Ob er mit dem Essen warten würde? Ob er mich suchen oder die Lageraufsicht verständigen würde? Ich richtete mich auf eine lange Nacht im Grabschacht ein und beobachtete die Wächter.
    Sie saßen auf der Plattform vor dem Gang, hatten einige Schritte entfernt ein kleines Feuer entzündet und vergnügten sich mit Wein und Essen. Als die drei Wächter die leeren Schüsseln am Rand der Plattform nahe der Baurampe abgestellt hatten, kreiste der Weinschlauch. Sie machten sich nicht die Mühe, den Dattelwein in ihre Becher umzufüllen, sondern ließen ihn unter großem Gelächter direkt in ihre Kehle laufen.
    Das war meine Chance! Wenn sie so betrunken waren, dass sie einschliefen, konnte ich an ihnen vorbei nach Hause laufen. Geduldig lehnte ich mich gegen die Wand des Grabschachtes und wartete ab.
    Der Mondgott Chons stand schon hoch am Himmel, als einer der Männer auf seiner Binsenmatte eingeschlafen war. Die beiden anderen unterhielten sich, als eine junge Frau die steile Baurampe heraufkam und das Geschirr einsammelte, um es zu waschen. Die Männer winkten sie ausgelassen lachend heran, doch sie ignorierte sie, drehte sich um und wollte wieder hinuntersteigen. Da sprangen beide auf und liefen zu ihr hinüber, um sie zu beschwatzen, einen Schluck Dattelwein mit ihnen zu trinken.
    Die junge Frau, deren Gesicht ich in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, folgte ihnen bis ans Feuer, setzte sich mit dem Rücken zu mir und ließ sich von den Soldaten einschenken. Einer

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