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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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reichte ich ihm den Zweig und setzte meinen Weg über den Markt fort.
    Ich genoss die kurze Zeit meiner Freiheit, sah den Bäckern beim Brotbacken zu, den Schmieden in ihren Werkstätten und kaufte mir am Hafen einen Tonfisch. Der salzige Geschmack erinnerte mich an meine Kindheit, wie ich mit Kamose am Tag vor der Krönung Seneferus über den Markt geschlendert war, überwältigt von den neuen Eindrücken. Wie vor siebzehn Jahren ging ich hinunter zum Hafen und beobachtete die Schiffe, die stromabwärts fuhren.
    Die Sonne stand schon tief über dem Horizont, als ich in den Palast zurückkehren wollte. Der Hauptmann brachte meinen Wagen, als ich einen verkrüppelten Mann mit langen, ungepflegten Haaren und einem Stoppelbart an einer Hauswand lehnen sah. Er hielt den Marktbesuchern eine Schüssel hin, in die einige Vorübergehende Brotreste und Früchte warfen. Als er mich sah, rief er mir zu: »Tu die Maat, Herrin, und gib mir Kupfer! Ich habe ein Bein verloren und kann nicht mehr arbeiten! Gib mir zu essen, ich habe Hunger!«
    Ich blieb stehen. »Sekhem?«
    Der Hauptmann wollte mich davon abhalten, mich dem Mann im zerrissenen Schurz zu nähern. »Prinzessin, bitte …«
    Der Mann sah auf und betrachtete mich von oben bis unten. »Ich habe dich gesehen, das ist erst ein paar Wochen … du bist … du bist Prinzessin Nefrit.«
    »Das ist richtig, Sekhem.«
    »Woher kennst du mich, Prinzessin?«
    »Wir sind uns vor Jahren begegnet, Sekhem. Erinnerst du dich nicht mehr an mich? Ich bin Nefrit, Kamoses Tochter.«
    »Nefrit? Ich erinnere mich. Dein Vater hat mich fortgeschickt.«
    Ich hockte mich neben ihn. »Was ist mit deinem Bein passiert?«
    »Ich habe nur ein halbes Jahr auf Rechmires Tempelbaustelle als Lagerkommandant gearbeitet, dann bin ich in das Seth-Regiment eingetreten und habe Karriere als Offizier gemacht. Ich bin bis zum Rang eines Hauptmanns aufgestiegen und habe Seneferu in seinen Kriegen in Kusch und im Zedernland gedient. Im Zedernland bin ich von Prinz Khufu sogar für meine Tapferkeit ausgezeichnet worden. Hast du vielleicht einen Schluck Dattelwein für mich?«
    Ich winkte einem meiner Begleiter und bat ihn um einen Becher Wein aus der nahe gelegenen Weinschänke.
    »Im Zedernland haben wir vor allem Holz geschlagen, wenn wir nicht gerade gekämpft haben. Eine Zeder fiel direkt auf mich und zerquetschte mir mein rechtes Bein. Zum Glück konnte es rechtzeitig amputiert werden. Seitdem bin ich ein Krüppel und muss für meinen Lebensunterhalt betteln.«
    »Warum bist du nicht zu deiner Familie nach Weset zurückgekehrt?«
    Der Mensch ist neugierig. Das ist ein Naturgesetz, das sich durch die Menschenansammlung hinter mir bewies. Es war ein ungewöhnlicher Anblick: eine Prinzessin, die sich über einen Bettler beugte und mit ihm eine persönliche Unterhaltung führte. Meine Eskorte hatte alle Hände voll zu tun, die Menschen fortzuschicken.
    »Mein Vater ist vor zwei Jahren gestorben und meine Mutter lebt allein. Ich habe kein Kupfer, um nach Weset zurückzukehren, und ich kann meiner Familie nicht zumuten, sich mit einem Krüppel abzugeben.«
    »Dann werde ich die Maat walten lassen! Ich werde dir Arbeit geben, Sekhem.«
    »Du wirst dir keinen Gefallen tun. Ich kann fast nichts.«
    »Du kannst lesen und schreiben. Du wirst als mein privater Sekretär arbeiten!«
    »Wie viele Schreiber hast du schon, Prinzessin?«
    »Keinen, dem ich vertrauen kann.«
    Ich kümmerte mich persönlich um Sekhems Unterbringung in der Nähe meiner Wohnung. Ich wollte sichergehen, dass er sich ständig in meiner Nähe aufhielt, denn ich brauchte Verbündete im Palast. Nach der Rasur und dem Schneiden seiner Haare sah der Einunddreißigjährige besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Dann bat ich meinen Zeremonienmeister Reni, Sekhem mit seinen Aufgaben vertraut zu machen.
     
     
    Wenige Wochen später heiratete Khufu seine Schwester Henutsen im Großen Sonnenhof des Atum-Tempels. Nach dem Stieropfer fand in der Halle des Horus-Thrones ein Empfang für die Hochzeitsgäste statt. Nach der Huldigung durch die Fürsten, die Hohepriester und die Generäle der Regimenter begann das Abendessen, das im Thronsaal und im angrenzenden Bankettsaal serviert wurde. Noch während die Mahlzeiten aufgetragen wurden, kam Merit zu mir und Rahotep herüber.
    »Rahotep, ich glaube, dass Vater dich sprechen will!«, sagte sie. Sie deutete zum Thron des Herrschers hinüber.
    Ihr Bruder sah überrascht auf, nachdem er gerade von einem

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