Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
Stück Pelikan abgebissen hatte. Das Fett lief ihm über die Lippen. Eine Dienerin reichte ihm ein Tuch, an dem er sich die Hände abwischte. Dann reinigte sie mit einem frischen, in Zitronenwasser getauchten Tuch seine Lippen. »Ich bin gleich zurück«, sagte er, als er fertig war.
    Merit wartete, bis er verschwunden war, dann rückte sie ihr Sitzkissen ganz nah an meines.
    »Hat dein Vater wirklich nach Rahotep gefragt, Merit?«
    »Nein. Ich will mit dir allein sprechen! Das ist in letzter Zeit beinahe nicht möglich. Entweder bist du nicht da oder du bist von einer Hundertschaft des Palastregiments umgeben. Ist General Ti in dich verliebt?«
    Es war also schon anderen Mitgliedern der königlichen Familie aufgefallen, dass ich überwacht wurde. »Was willst du mit mir besprechen?«
    »Rahotep und du habt euch den ganzen Abend angeschwiegen. Du liebst ihn nicht.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, die ich nicht kommentierte. »Hast du schon mit ihm das Bett geteilt?«
    »Ich wüsste nicht, was dich das …«
    »Es geht mich sehr wohl etwas an, Nefrit! Vielleicht ist dir entgangen, dass Khufu heute eine Prinzessin mit dem Blut des Gottes Horus geheiratet hat. Henutsen kommt in der Thronfolge nach mir. Und Khufu hat jetzt einen Sohn, der ihm selbst nachfolgen könnte.«
    »Das ist mir alles nicht entgangen, Merit.«
    »Es wird immer wahrscheinlicher, dass Khufu der nächste König des Oberen und des Unteren Landes wird. Ich werde ihn heiraten müssen!« Sie klang verzweifelt. »Bitte, Nefrit, tu mir das nicht an!«
    Rahotep kehrte an den Tisch zurück. »Unser Vater wollte mich gar nicht sprechen, Merit!«
    Seine Schwester zuckte mit den Schultern. »Dann habe ich seine Geste wohl falsch verstanden, Rahotep.«
    Als sie sich erheben wollte, um unseren Tisch zu verlassen, näherte sich Sekhem auf Krücken. Sie starrte ihn an, als sei der Einbeinige ein fremdes Wesen, das von den Sternen herabgestiegen war.
    »Nefrit, bitte komm sofort!«, flüsterte Sekhem mir zu.
    »Was ist geschehen, Sekhem?«
    »Satamun ist krank.«
    Satamun lag auf dem Bett in ihrer Kammer. Sie war sehr blass und sprach im Fieber. In einem wachen Augenblick klagte sie über Schmerzen in Brust und Bauch. Ich ließ einen der Hofärzte rufen, der sie untersuchte. Er fand keine Ursache für ihr Fieber, und so schickte ich ihn wieder fort.
    Ich verbrachte die Nacht an ihrem Bett. Zwei Tage später war sie genesen.
     
     
    Wenige Tage später überbrachte mir ein Bote des Königs meine Ernennung zur Bauleiterin der Wirtschaftsdomäne nördlich von Mempi. Der Göttliche hatte meine Bitte nicht vergessen. Mein Sekretär richtete mir in meinem Garten einen Arbeitsplatz unter freiem Himmel ein, wo ich die ersten Pläne zeichnete.
    Eine Woche nach seinem Auftrag legte ich Seneferu die neuen Baupläne vor. Schweigend betrachtete er die Pläne und die dazugehörigen Berechnungen zur wirtschaftlichen Nutzung des bebauten Geländes. Ich zeigte ihm auf dem Plan die Wirtschaftsgebäude, die Magazine und Kornspeicher, die Ställe für die Pferde, die Weiden für die Rinder und Schafe, die Felder.
    »Hier drüben wird Wein angebaut.« Ich deutete auf ein Gebiet, das ich mit blauer Tinte beschriftet hatte.
    »Wein?« Er sah die Karte nicht einmal an.
    »Zurzeit wird der Wein mit dem Schiff nach Mempi transportiert, was auf die Dauer zu teuer ist.« Ich wich seinem Blick aus. »Und das hier ist eine Dattelplantage.«
    »Und das hier?« Nicht nur zufällig berührten sich unsere Hände.
    »Das sind Kornfelder. Es wird genug Korn geben, um ganz Mempi und die Residenz von Kornlieferungen aus dem Umland unabhängig zu machen.«
    »Du hast die Felder außerhalb des Fruchtlandes und außerhalb der Überschwemmungsgrenze eingezeichnet …«
    »Ich lasse schwarze Erde aus den fruchtbaren Hapi-Sümpfen per Schiff herbringen, Euer Majestät. Etwa hundert Schiffsladungen dürften für dieses Gebiet hier ausreichen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Der Wind aus der Wüste wird die Erde forttragen.«
    »Nein, Euer Majestät. Sobald die Erde bepflanzt ist und feucht gehalten wird, hat der Wind keine Macht mehr. Ich werde ein Bewässerungssystem graben lassen, das die schwarze Erde so feucht halten wird wie kurz nach der Flut.«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Du hast an alles gedacht, nicht wahr?«
    »Nein, Euer Majestät. Ich habe über die Organisation der fünftausend Arbeiter und ihrer Familien noch nicht nachgedacht. Es werden viele Gottesdiener darunter

Weitere Kostenlose Bücher