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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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aber die Mumien tiefbraun verfärbten.
    Nach siebzig Tagen wurden die konservierten Leichname von Nefermaat und Aserkaf in ihren Sarkophagen auf zwei Schiffe geladen, die nach Abodu aufbrachen. Die königliche Familie bestieg die
Re
, die
Udjat
und die
Ankh
und segelte stromaufwärts hinter den beiden Toten her.
    Nach den Weihrauchopfern im Osiris-Tempel von Abodu wurden die beiden Sarkophage erneut auf die Schiffe gebracht, und wir erreichten am einundneunzigsten Tag nach Beginn der Mumifizierungsriten Pihuni. Der Trauerzug formierte sich im Hafen, durchquerte mit den beiden Sarkophagen und den Grabbeigaben die Pyramidenbaustelle zu den beiden Gräbern, die nicht weit voneinander entfernt lagen.
    Hesire räucherte als Totenpriester im Pantherfell und opferte vor den Toten. Zu beiden Seiten der Sarkophage hatten zwei Frauen in Stellvertretung der Göttinnen Isis und Neftis zu wachen und den Tod zu beklagen. Hotephores und ihre Tochter Merit bewachten den Sarg von Aserkaf, Meresankh und ich den des Nefermaat. Noch vor Aserkafs Grab vollzog Hesire die Zeremonie der dritten Mundöffnung durch Berühren des Gesichts des Toten mit dem entsprechenden Instrument.
    Mit versteinerter Miene stand Seneferu vor dem Sarkophag seines Bruders. Tränen funkelten in seinen Augen.
    Sarenput stand während der Zeremonien für seinen Vater neben mir. Wenn sein Blick nicht auf die Unendlichkeit des Totenreiches gerichtet war und er mit dem Ka seines Vaters sprach, fühlte ich seine sehnsuchtsvollen Blicke auf mich gerichtet.
     
     
    Am Morgen ihrer Hochzeit mit Khufu war Merit still und in sich gekehrt. Sie musste den zweiten Bruder heiraten, den sie nicht mochte. In einem stillen Augenblick am Vorabend hatte sie mir anvertraut, wie gern sie Sekhem geheiratet hätte. Ich hatte die Stirn gerunzelt: Sekhem als künftiger Herrscher?
    Khufu und Merit bestiegen in der engen Kleidung, die mich selbst vor fast drei Jahren zur Bewegungslosigkeit verdammt hatte, ihre Sänften. Khufu, trotz seiner harten Gesichtszüge ein attraktiver Mann, trug einen Zeremonialbart aus Türkis und Gold unter dem Kinn und war um die Augen mit gemahlenem Lapislazuli geschminkt. Er trug an diesem Tag, wie Aserkaf vor ihm, das Kopftuch eines Königs.
    Die Prozession und die Hochzeitszeremonie im Atum-Tempel unterschieden sich nicht von den Ritualen der Vorjahre. Merit saß auf ihrem Thron neben ihrem Vater und ihrem Bruder. Ihr starrer Blick kontrastierte mit dem zufriedenen Lächeln auf Khufus Lippen. Meine Vorsteherin der Schminkgefäße hatte an diesem Morgen ihre verweinten Augen mit Kohle geschminkt.
    Nach den Zeremonien am Altar des Atum hielt ich mich in Merits unmittelbarer Nähe auf. Ich wollte da sein, falls sie erneut zusammenbrach.
    Das Abendessen fand im Garten des Palastes statt. Sie waren alle erschienen: Gaufürsten, Hohepriester, Generäle, Minister, Beamte und Schreiber.
    Rahotep hatte sich nicht an meinen Tisch gesetzt, obwohl ihm dieser Platz vom Zeremonienmeister Sennedjem zugeteilt worden war. Ich ertrug während der ersten vier Speisenfolgen die Prinzen Maatkare und Merire.
    Nichts verbindet so sehr wie eine gemeinsame Feindschaft. Maatkare hatte sein Studium an der Tempelschule des Ptah abgeschlossen und eine Position im Kriegsministerium übernommen. Merire stand kurz vor seiner Ernennung zum Propheten des Ptah und lebte im Tempel. Jeder von beiden hatte einen anderen Grund, Khufu zu hassen.
    Als das Essen beendet war, ging ich zum Fürsten von Amurru hinüber, der mir während der Mahlzeit aufgefallen war, weil er zu den feurigen Klängen der kuschitischen Musik zur Belustigung der Gäste getanzt hatte.
    »Es ist mir eine Freude, dich kennen zu lernen, Prinzessin Nefrit.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Fürst Adonija. Darf ich mich zu dir setzen?«
    Adonija deutete auf einen freien Stuhl neben sich und ich nahm Platz. Ich fragte ihn über Amurru aus, weil mich alle Informationen aus den Fremdländern brennend interessierten. »Warum willst du all das wissen, Prinzessin?«
    »Ich will reisen.«
    »In Amurru kann man derzeit nicht reisen.«
    »Warum nicht?«
    Er zögerte, als ob er vermutete, dass ich ohnehin über diese Informationen verfügte. »Es ist zu gefährlich. König Scharrukena bedroht unsere Grenzen im Osten.«
    Fürst Adonija nahm einen Zweig Datteln von einem der Teller, die ihm gereicht wurden. Er riss eine Frucht ab und steckte sie in den Mund, um darauf herumzukauen.
    »Wird er Amurru angreifen?«
    »Das weiß nur

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