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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Wesir unterstellt sein. Ich wünsche, dass du die Grundzüge der Diplomatie erlernst, bevor du Verhandlungen in meinem Namen durchführst.«
    »Aber ich habe nicht …«
    »Du hast mit deinem Charme einen zögernden Fürsten von Amurru, einen Vasallen, den ich zu verlieren drohte, gewonnen. Deine Äußerungen bezüglich König Sargon haben ihn überzeugt. Er war beeindruckt, dass du Sargon persönlich kennst. Er hat seine Vasallenschaft erneuert und gestattet, dass ein Regiment aus Kemet in seine Hauptstadt verlegt wird.«
    »Ich halte das für keine besonders gute Idee!«
    »Sollte ich besser zwei Regimenter nach Amurru schicken?«
    »Das meinte ich nicht, Majestät.«
    »Das weiß ich. Ich kenne deine Auseinandersetzungen mit Kanefer und erwarte, dass sie beiderseitig zum Wohle des Reiches beigelegt werden. Außerdem wünsche ich, dass du deine Ehe mit Rahotep in Ordnung bringst. Der Hohepriester des Re wird künftig in Mempi residieren.«
     
     
    Rahotep war wütend, dass er von seinem Vater nach Mempi befohlen wurde. Im Sonnentempel von Iunu hatte er uneingeschränkt die Priesterschaft und den immensen Tempelbesitz regieren können, im Palast war er unter Beobachtung durch Seneferu und Khufu.
    Kanefer tobte ebenfalls, als er von meiner Ernennung durch seinen Vater erfuhr. Er ließ mich rufen und teilte mir seinen Unwillen über die Entscheidung des Königs persönlich mit.
    Ich übergab die Bauleitung der Grabanlage und der Wirtschaftsdomäne an die Bauleiter Rechmire und Hemset, blieb aber dem König gegenüber weiter verantwortlich. Ich überwachte die Bauarbeiten von meinem Arbeitsraum im Ministerium für die Fremdländer aus. Rechmire und Hemset erstatteten mir ein Mal in der Woche Bericht über den Baufortschritt und die auftretenden Probleme am Fundament der Pyramide.
    Zwei Tage später bezog ich meine Kabine auf der
Udjat
. Ich freute mich auf diese Horusfahrt, die uns bis Buto führen würde. Ich würde endlich das Meer sehen! Diesmal segelte Khufu mit Merit und Henutsen auf der
Ankh
, Seneferu mit Hotephores auf der Sonnenbarke
Re
. Ich saß auf dem Oberdeck unter einem Sonnensegel, als Rahotep sich missgelaunt auf einen Stuhl neben mir fallen ließ.
    »Hast du das veranlasst, Nefrit?«
    »
Was
habe ich veranlasst?«
    »Dass wir gemeinsam eine Kabine bewohnen.«
    »Davon weiß ich nichts. Bist du sicher?», fragte ich überrascht.
    »Meine Truhen stehen in deiner Kabine. Wieso glaube ich dir deine Unwissenheit nicht? Wieso habe ich außerdem das Gefühl, dass du schuld daran bist, dass ich wieder im Palast wohne? Du bist mächtig geworden, Nefrit! Dein Einfluss auf meinen Vater ist unübersehbar geworden.«
    »Du hast zu lange in der Sonne gestanden, Rahotep!«
    »Wer hat angeordnet, dass wir dieselbe Kabine haben?«
    »Dein Vater hatte den Wunsch geäußert, dass wir …«
    »Du diskutierst mit meinem Vater unsere Ehe? Womöglich wenn du zu ihm ins Bett steigst?«
    Ich verließ wortlos das Oberdeck und suchte mir eine ruhige Stelle am Bug.
    Ich hatte nicht die Absicht, mit Rahotep in einem Bett zu schlafen, und so breitete ich eine Schlafmatte am Bug aus und schlief an Deck.
    Als ich am nächsten Morgen erwachte, ankerte die
Udjat
neben der
Re
im Hafen von Chem. Ich drehte mich auf die Seite, um mich zu erheben, und sah Seneferu vom Bug der
Re
zu mir herübersehen. Seinen Blick konnte ich nicht deuten.
    Seneferu und seine Söhne Khufu und Rahotep besuchten im Lauf des Tages die Residenz des Fürsten von Chem, setzten die Steuer fest und hielten Gericht. Den ganzen Tag verbrachte ich an Rahoteps Seite. Der Hohepriester des Re gab Audienzen, nahm Huldigungen entgegen und verteilte die Reichtümer seines Tempels an die Armen. Er betete mit den Menschen, hörte sich ihre Sorgen an und sprach Recht. Ich saß neben ihm, zwang mich zu lächeln und einfach nur schön zu sein. Es war mir Demütigung genug, dass die Menschen zu mir aufsahen, um mich wegen meiner äußeren Gestalt zu lieben. Immer wieder hörte ich die Rufe meines Namens in Verbindung mit einem Titel, den mir das Volk von Chem gegeben hatte: Große Geliebte von Kemet.
    Am Abend hielt Khufu Hof. Er lud Rahotep und mich auf die
Ankh
zu einem Abendessen ein. Ich war überrascht, als auch Seneferu und Hotephores erschienen. Die Zeit der Trauer um Nefermaat und Aserkaf war vorbei und Khufu tat alles, um uns zu verzaubern. Das Essen war exzellent, der Traubenwein aus Seneferus zweitem Regierungsjahr, die tanzenden Mädchen von ausgesuchter Schönheit,

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