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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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mich aufsuchte, war mein Gemahl. Ich saß in meinem Garten und nahm die Abendmahlzeit ein, als Rahotep im Ornat des Hohepriesters erschien, über den er einen dünnen Leinenmantel angezogen hatte, der seinen Verband verdeckte.
    »Ich komme gerade von meinem Vater!«, sagte er und ließ sich auf einen Stuhl mir gegenüber fallen.
    Ich schwieg und trank meine Gemüsesuppe.
    »War das deine Idee?«, fragte er.
    »Was war meine Idee?«
    »Die Scheidung. Was hast du ihm erzählt? Weiß er von meiner Beziehung zu Ti?«
    »Ich habe es ihm nicht erzählt. Ich habe auch nicht um die Scheidung gebeten.«
    Meine Dienerin bot Rahotep und mir einen Teller mit geröstetem Pelikan an, aber er lehnte mit einer Handbewegung ab. »Wer steckt dahinter?«
    »Sarenput.«
    »Wer kann ihn auf dem Weg zum Thron noch aufhalten? Mein Vater ist zurzeit in einer merkwürdigen Stimmung. Er spielt mit seiner Familie wie mit Spielfiguren auf einem Senet-Brett. Khufus Figur wird vom Feld geworfen …«
    »Er bleibt Oberkommandierender!«, wandte ich ein.
    »… Sarenputs Figur rückt gleich um mehrere Spielfelder auf. Noch vor wenigen Jahren hat ihm niemand ernsthaft das Amt des Wesirs zugetraut, und nun soll er Herrscher werden?«
    »Du urteilst hart über meinen künftigen Gemahl, Rahotep!«, wandte ich kauend ein. Ich war hungrig, weil ich den ganzen Tag auf der Baustelle der Knickpyramide zugebracht hatte, um mich über den Baufortschritt zu informieren.
    »Kanefers Figur steht unverrückbar in der Mitte des Spielbrettes. Ihn kann niemand aus dem Spiel werfen. Niemand weiß, welche unsinnigen Dogmen zur Verherrlichung des Gottes Atum Hesire sich gerade ausdenkt, aber auch seine Figur wird nicht angetastet. Und dann erscheinen plötzlich neue Figuren auf dem Spielbrett wie mein Bruder Merire, den mein Vater zu Sarenputs Nachfolger als Oberschatzmeister bestimmt hat. Merire ist Priester im Ptah-Tempel. Soll er das Schatzhaus vom Tempel aus verwalten? Oder mein Bruder Maatkare, den mein Vater zum Fürsten von Mempi ernannt hat.«
    »Du vergisst deine eigene Figur, Rahotep.«
    »Bin ich denn noch eine Figur in diesem Spiel?«
    Ich stellte den Teller auf den Tisch vor mir. Mir war der Appetit vergangen. Ich war diese Diskussion leid, die ich bereits mit Kanefer geführt hatte. »Wieso fragst du mich das? Ich dachte, du warst bei deinem Vater.«
    »Er schickt mich zurück nach Iunu.«
    »Ich dachte, du wolltest als Hohepriester im Tempel von Iunu residieren. Wir hatten vor wenigen Wochen …«
    »Es ist die Art, wie er es mir gesagt hat. Er sei die Machtkämpfe mit mir leid. Entweder ich unterwerfe mich seinem Willen, oder er wird den Propheten von Iunu zu meinem Nachfolger als Hohepriester ernennen.«
    »Er ist wirklich in einer merkwürdigen Stimmung.«
    »Wann wird die Scheidung vollzogen?«
    »Sobald du zugestimmt hast, Rahotep.«
    »Habe ich denn eine Wahl?«, fragte er resigniert.
    »Der Mensch hat immer die Wahl, sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Er muss nur mit den Konsequenzen leben. Dein Vater wird unsere Ehe von sich aus auflösen, wenn du nicht zustimmst.«
     
     
    Ich war bereits im Bett, als Sekhem anklopfte. »Empfängst du noch Besuch?«
    Ich legte den Papyrus beiseite, den ich gelesen hatte. »Wer ist es?«
    »Prinz Ramesse, Fürst von Buto.«
    »Er soll hereinkommen.«
    Sekhem trat zurück, um ihn in mein Schlafgemach zu lassen. Am Fußende meines Bettes blieb Ramesse stehen. Er trug einen Mantel aus kostbarem Königsleinen mit Goldstickerei an den Säumen. Auch der Leinenschurz darunter war sehr elegant. Er sah verführerisch aus, und er wusste es. Was hatte er vor?
    »Was machst du in Mempi, Ramesse? Ich dachte, du bist wieder nach Buto abgereist«, sagte ich zur Begrüßung.
    »Lenk nicht vom Thema ab! Ich will von dir wissen, ob die Gerüchte stimmen.«
    »Welche Gerüchte? Dass Henutsen schon wieder schwanger ist? Dass Maatkare eine Affäre mit der Tochter des Vorstehers der Salbgefäße des Königs hat? Dass Khufu über seinen Vater gesagt haben soll, er sei nicht bei Verstand?«
    »Du weißt genau, wovon ich spreche. Wirst du Sarenput heiraten?«
    »Das ist der Wunsch des Königs.«
    »Aber nicht dein eigener?«
    »Ich kann mich nicht erinnern, überhaupt gefragt worden zu sein.«
    Ramesse setzte sich auf das Fußende des Bettes und spielte mit der Bettdecke herum. »Wie eng wird deine Beziehung zu Sarenput sein?«
    »Seneferu erwartet, dass wir bald Kinder haben werden, um die Dynastie fortzusetzen.«
    Er hatte

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