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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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beschäftigt miteinander, dass ihr nicht einmal Zeit zum Reden hattet«, stichelte er mit einem anzüglichen Grinsen.
    Ich schluckte ein bissiges ‘Was geht dich das an?’ hinunter und entgegnete betont sanft: »Wir sehen uns im Palast nicht oft, Khufu.«
    Rahotep und Hesire waren in ein Gespräch vertieft. Beide Hohepriester waren leidenschaftliche Verteidiger ihrer Götter und stritten bei jeder Gelegenheit über die Vorherrschaft des Atum über den Sonnengott oder die Macht des Re über den Schöpfergott. Tiya und Henutsen unterhielten sich über Henutsens Geburt ihrer Tochter, die erst vier Wochen her war. Hotephores sprach mit Khufu, als sich Ramesse plötzlich erhob, seinen Dolch zog und rief: »Tod dem Tyrannen!«
    Ich war so geschockt über seine Worte, dass ich zunächst überlegte, wen er mit dem Tyrannen meinte. Doch dann vernahm ich laute Schritte auf dem Oberdeck und sah zwanzig Sumerer in Rüstung mit gezogenen Waffen die Sonnenbarke erstürmen. Ich reagierte sofort, riss meinen Dolch hoch, mit dem ich das Gänsefleisch zerteilt hatte, nahm Hotephores bei der Schulter und zog sie zu den Kabinen hinüber.
    Ramesse und seine sumerischen Verbündeten warfen sich mit gezückten Waffen auf die königliche Familie. Seneferu und Sarenput waren aufgesprungen und hatten ihre Dolche gezogen, mit denen sie sich gegen die Angreifer wehrten, die mit ihren Kurzschwertern auf sie einhieben. Khufu rang mit einem Sumerer, der ihn gegen die Reling der
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gedrückt hatte und drohte, ihm die Kehle durchzuschneiden. Merit war aufgesprungen und zum Bug des Bootes geflüchtet, wo sie unbeobachtet im Schatten stand. Meresankh lag verletzt auf dem Boden und schützte ihren Körper durch ein Sitzkissen, das sie sich mit beiden Armen auf den Bauch drückte, um weiteren Stichen durch Dolche zu entgehen.
    Hotephores versuchte, hinter meinem Rücken etwas von den Kampfhandlungen zu sehen. »Mutter!«, rief sie ängstlich.
    »Flieh! Bleib bei Nefrit!« Meresankhs Stimme war schwach, aber trotz des Kampflärms vernehmbar. Hotephores gehorchte. Ich brachte sie in ihre Kabine und verschloss die Tür.
    Rahotep hatte sich unbewaffnet auf einen der Angreifer gestürzt und drängte ihn mit gezielten Faustschlägen ins Gesicht zurück. Hesire, der keine militärische Ausbildung hatte, tat sich mit den beiden Sumerern, die seine Arme hinter seinem Rücken festhielten, wesentlich schwerer, bis ich ihm mit einem Schwert zu Hilfe eilte. Rahotep konnte seinen Angreifer erledigen, und ich befreite Hesire von den beiden Sumerern. Für Henutsen, die wie versteinert inmitten des Kampfes gestanden hatte, kam jede Hilfe zu spät. Sie lag mit offenen Augen auf der Seite. Ein Schwert hatte sie durchbohrt.
    Meresankh war unbemerkt bis zur Reling gekrochen und versteckte sich immer noch hinter ihrem Sitzkissen. Sie war auf der anderen Seite, und ich konnte sie nicht erreichen.
    Rahotep rief mir zu: »Verschwinde von hier, Nefrit! Schwimm an Land, bring dich in Sicherheit!«
    Ich sah mich um: Hesire blutete aus zwei Wunden, Meresankh war schwer verletzt, Henutsen war tot. Khufu und Rahotep kämpften Seite an Seite gegen vier Sumerer, Sarenput und Seneferu standen mit dem Rücken zur Wand der Kabinen und wehrten sich gegen die Schwerter der Angreifer.
    Als ich mich selbst einem Angreifer gegenübersah, verlor ich die beiden aus den Augen. Ich stach zu und verletzte den sumerischen Krieger am Arm, sodass er sein Schwert fallen ließ. Als er sich danach bückte, um mich erneut damit zu bedrohen, beging er einen tödlichen Fehler.
    Der Kampf dauerte nur wenige Augenblicke, dann kam die Palastwache an Bord und nahm die Sumerer gefangen.
    Als der Kampf vorüber war, befreite ich Hotephores aus ihrer Kabine. Gemeinsam betraten wir das Schlachtfeld. Teller und Schüsseln der Abendmahlzeit bedeckten das Deck der Sonnenbarke, umgestürzte Becher lagen in Lachen von verschüttetem Wein.
    Zwei Palastwachen kümmerten sich um Meresankh, deren Verletzungen nicht lebensbedrohlich waren. Hesires Arm blutete stark, aber er wurde bereits verbunden. Sein hohepriesterlicher Schurz war mit seinem Blut befleckt.
    Seneferu stand wie versteinert inmitten des Durcheinanders. Er blutete aus einer Wunde an der rechten Schulter.
    »Wo ist Ramesse?«, fragte ich Rahotep.
    »Er wurde von Bord gebracht.«
    Ich wollte hinüber zu Seneferu gehen, um nach seiner Wunde zu sehen, aber drei Krieger der Wache hielten mich zurück. »Nicht jetzt, Prinzessin.«
    »Aber er blutet,

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