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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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mich nach dir.« Sarenput nahm mich in die Arme und küsste mich.
    »Ein Herrscher darf keine persönlichen Bedürfnisse haben!«
    »Ich bin nur ein Mensch, Nefrit. Und ich bin mit dir verheiratet.«
    Wir liebten uns lange und zärtlich.
    Als wir erschöpft nebeneinander lagen, fragte ich: »Seneferu hat heute Mittag ein Gespräch mit dir unter vier Augen geführt. Was habt ihr besprochen?«
    »Er hat mir eine Frage gestellt.«
    »Und diese Frage hat dich so beschäftigt, dass du wie ein Löwe im Käfig auf und ab gelaufen bist? Ihr habt beide sehr ernst ausgesehen. Um was ging es?«
    »Ich kann darüber nicht sprechen, Nefrit. Ich habe mich noch nicht entschieden, seinem Vorschlag zuzustimmen.«
     
     
    Dass Sarenput mich nicht ins Vertrauen zog, verärgerte mich. Was hatte er mit Seneferu besprochen, das nicht einmal ich hören durfte? Ich wurde von meinen Gedanken abgelenkt, als Ramesse an Bord auftauchte. Ich ließ meine Wut an ihm aus. »Wo bei allen Göttern warst du, Fürst von Buto?«
    Sein Lächeln erstarb. »Ich … ich war in Tis.«
    »Wenn du das nächste Mal Verstecken spielen möchtest, sag einfach Bescheid, dann lasse ich dich nicht erst suchen!«
    »Ich habe nicht Verstecken gespielt. Was wolltest du von mir?«
    »Ich wünschte deine Anwesenheit, Fürst.«
    »Nefrit, wir können doch nicht während der Anwesenheit deines Gemahls …«
    »Ich hatte nicht vor, dich in mein Bett zu befehlen, Ramesse. Ich will in ein Dorf in der Nähe fahren und brauche deine Begleitung.«
    Er sah mich verdutzt an. Diesen Ton war er von mir nicht gewohnt.
    Die Fahrt dauerte weniger als eine Stunde.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte nach dreiundzwanzig Jahren. Ich erkannte weder unsere alte Hütte noch Kamoses Feld oder einen unserer alten Nachbarn wieder. Die Menschen im Dorf starrten mich an, als sei ich von den Sternen herabgestiegen. Hierher hatte sich seit Jahrzehnten kein Mensch in weißer Kleidung verirrt. Ich konnte den Menschen nicht in die Gesichter sehen, weil sie ihre Nasen in den Staub drückten. Niemand wagte, auch nur den Kopf zu heben, als ich an ihnen vorüberging.
    »Was willst du hier?«, fragte mich Ramesse, der mit seinem Schwert gelangweilt im Sand herumstocherte.
    »Ich stamme aus diesem Dorf«, sagte ich.
    »Aus diesem Sandloch?«, fragte er ungläubig.
    »Ich habe vier Jahre meines Lebens hier verbracht. Vier Jahre, an die ich mich kaum noch erinnern kann.«
    Was war alles geschehen seit dieser Zeit! Seneferus Krönung. Die Pyramide von Pihuni. Die Schreiberausbildung im Ptah-Tempel. Mein Studium der Architektur. Djedef. Sarenput. Rahotep. Die Pyramide von Mempi. Die Erkenntnis, dass Kamose nicht mein Vater war. Der Verlust meiner Tochter. Ramesse und das Meer. Und wieder Sarenput.
    »Hier gibt es nichts, an was es sich zu erinnern lohnen würde!«, war Ramesses abschließendes Urteil.
    Enttäuscht kehrte ich zur Sonnenbarke zurück. Meine Vergangenheit war endgültig für mich verloren.
     
     
    Für den Abend war kein Empfang vorgesehen. Die Familie speiste an diesem Abend gemeinsam auf dem Oberdeck der Sonnenbarke. In der Vergangenheit hatten solche Abendessen nur selten stattgefunden, und ich vermutete, dass Seneferu auf diese Weise seine Familie, die zerstritten war und auseinander zu fallen drohte, zusammenbringen wollte. Sarenput saß an diesem Abend neben Seneferu, und sie schienen das Gespräch vom Mittag fortzuführen. Ich saß auf der anderen Seite von Sarenput und konnte kaum verstehen, was der Herrscher mit seinem Neffen zu besprechen hatte.
    »… Gedanken über meinen Vorschlag gemacht?«, hörte ich Seneferu fragen.
    »Noch nicht, Majestät. Ich wollte erst mit Nefrit …«, antwortete Sarenput.
    Was wollte er mit mir besprechen? Er hatte heute Nachmittag jede Gelegenheit gehabt, hatte es aber doch nicht getan. Warum nicht? Welche Entscheidung stand ihm bevor?
    »Warum zögerst du …« Den Rest von Seneferus Frage konnte ich nicht verstehen.
    »… habe keine Angst vor der Verantwortung, Majestät. Aber Euer Vorschlag kam so unerwartet.«
    Khufu, der neben mir saß, beugte sich zu mir herüber. »Kannst du verstehen, worüber die beiden sprechen?«, wollte er wissen.
    »Nein, und wenn ich es verstehen könnte, würde ich es dir nicht sagen, Khufu! Es ist offensichtlich eine Angelegenheit zwischen Sarenput und deinem Vater.«
    »Hat Sarenput es dir heute Nachmittag erzählt? Ihr wart beide plötzlich verschwunden.«
    »Er hat mir nichts erzählt.«
    »Ihr wart wohl so

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