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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Vorankündigung im Garten meiner Wohnung auf. Ich war gerade von der Baustelle zurückgekehrt und schwamm in meinem Lotusbecken.
    Er kam auf mich zu, gefolgt von meinem Zeremonienmeister: »Es tut mir Leid, Prinzessin, aber Seine Heiligkeit ...«
    »Es ist gut, Reni. Du kannst dich zurückziehen.«
    Reni verschwand, und Rahotep ließ sich auf einen Stuhl am Beckenrand fallen. Er trug einen kurzen Leinenschurz mit Goldstickerei, einen goldenen Halskragen und zwei Armreifen. Der Ornat eines Prinzen, nicht der eines Priesters!
    »Ich werde bald nach Iunu zurückkehren«, begann er das Gespräch. »Nach dem Begräbnis der Königin.«
    »Bist du nur gekommen, um mir das zu sagen?« Ich legte meine Arme auf den Beckenrand und sah in die Abenddämmerung hinauf. Die ersten Sterne funkelten am Gewand der Himmelsgöttin Nut.
    »Nein, nicht deshalb. Ich will wissen, was zwischen dir und Khufu ist.«
    Ich sah ihn überrascht an. »Was soll sein?«
    »Ihr habt eine seltsame Beziehung.«
    »Du täuschst dich: Khufu und ich haben überhaupt keine Beziehung.«
    »Aber ständig diese Blicke zwischen euch! Das Gerücht über eure Affäre geht nun schon seit Jahren. Sein Nasenreiben beim Abschied vor dem Feldzug. Seine Bemerkungen während der Testamentseröffnung. Sein Verhalten dir gegenüber danach. Sein Verhalten mir gegenüber. Er hat sogar seine Geliebte Iya aus seinem Bett geworfen. Was ist zwischen euch?«
    Ich schwamm zu Rahotep hinüber und stieg aus dem Becken.
    »Nichts. Wir hassen uns leidenschaftlich.«
    Rahotep war aufgesprungen und hatte das Leinentuch ergriffen, bevor eine Dienerin herbeieilen konnte, um mich abzutrocknen.
    »Khufu verhält sich mir gegenüber, als wäre er bereits Lebendiger Gott.« Mein geschiedener Gemahl wickelte mich in das Tuch und trocknete mich ab. »Mein Bruder hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ich dich in Ruhe lassen soll.«
    »Aber du lässt mich doch in Ruhe.«
    Rahotep schwieg. Er schien nachzudenken, was er mir eigentlich sagen wollte. Ich wickelte mich in das Leinentuch und ging hinüber zu den Stühlen.
    »Ich komme gerade von meinem Vater ...«, begann Rahotep, als er mir folgte.
    »Du warst diese Woche jeden Tag bei ihm! Wie geht es ihm?«
    Er sah mich überrascht an. »Lässt du mich überwachen?«
    Ich lachte: »Nein, Rahotep. Ich arbeite im Palast des Wesirs: Ich weiß alles.«
    »Aber nicht, was mein Vater und ich besprochen haben.«
    Ich zögerte. »Nein.«
    »Er hat mir eine Frage gestellt ...« Rahotep führte den Satz nicht zu Ende.
    »Ich kann mir denken, welche Frage das war. Dein Vater will nicht, dass Khufu den Thron besteigt.«
    Rahotep seufzte. »Mein Vater hat mir eine Bedingung gestellt.«
    »Dieselbe wie vor Jahren?«
    »Dieselbe, Nefrit: Eine Gemahlin und eine Hand voll Kinder.«
     
     
    Seneferus Wahl von Rahotep als möglicher Thronfolger überraschte mich völlig. Er hatte zwar seinen Sohn vor Monden als das kleinere Übel bezeichnet, Rahoteps Fanatismus für den Sonnengott Re und seine Beziehung zu Ti hatten ihn aber von diesem Entschluss wieder abgebracht. Wollte er Rahotep ernennen, nur um Khufu in die letzte Reihe des Spielbrettes zu stellen? Was ging im Palast vor? Unsichtbare Kräfte waren am Werk, schwerer zu berechnen als die Kräfte einer einstürzenden Pyramide.
    Über die schwere Krankheit, die Seneferu ans Bett fesselte, konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Der Arzt Meru murmelte auf meine Nachfrage etwas von einem geheimnisvollen Fieber. Seinen Worten entnahm ich aber, dass der König so geschwächt war, dass er die Regierungsgeschäfte vollständig dem Wesir überlassen musste.
    Khufu bot in seinem lautlosen Feldzug alles auf, was seine umfangreichen Waffenkammern enthielten: Gerüchte, Intrigen, Drohungen. Er war es, der das Gerücht in die Welt setzte, ich hätte ein Verhältnis mit Sargons Sohn Urnammu, meinem künftigen Stiefsohn. Er war es, der Tiya als mögliche Gemahlin für Sargon ins Spiel brachte. Er war es, der seinen kranken Vater auf meine unverzichtbare Position im Ministerium hinwies und auf mein Wissen um die Geheimnisse des Pyramidenbaus.
     
     
    Nachdem Urnammu sich offiziell bei Wesir Kanefer über das über uns bestehende Gerücht beschwert hatte, erklärte sich Seneferu endlich bereit, mich zu empfangen.
    Der König erwartete mich in seinem Arbeitsraum. Er war blass, doch das geheimnisvolle Fieber schien besiegt. »Hast du dich auf deine neue Rolle vorbereitet, Nefrit?«, fragte er mich.
    »Ja,

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