Die Herrin der Pyramiden
verletzt, Nefrit«, unterbrach er mich, nahm meine Hand und führte mich vom Zelt weg.
»Hat er mit dir über mich gesprochen?«
»Letzte Nacht. Er hat mir alles erzählt.«
»Alles?«
»Auch von jener Nacht. Er liebt dich. Er will dich nicht verlieren.«
»Warum erzählt er dir so etwas?«
»Er vertraut mir. Ich bin sein Freund.«
»Hat er dich geschickt, Djedef?«
»Nein.«
Wir gingen einige Schritte, dann blieb ich stehen. »Ich will mit ihm sprechen.«
»Er will dich nicht sehen.«
»Djedef, was steht in Kanefers Brief?«
»Königin Hotephores ist tot.«
Am nächsten Morgen brach Seneferu mit fünfhundert Bewaffneten auf, um auf dem schnellsten Weg nach Kemet zurückzukehren. Ich blieb mit Djedef, Rahotep und Khufu im Feldlager zurück, um die Verhandlungen mit Sargon zu einem befriedigenden Ende zu bringen.
Sargon zeigte sich betroffen vom plötzlichen Tod der Königin von Kemet und schloss den Friedensvertrag ohne viel Aufhebens, nachdem ich ihm versichert hatte, eine Ehe mit ihm einzugehen.
Khufu ließ das Lager abbrechen, um nach Mempi zurückzukehren. Djedef sollte mit uns nach Mempi kommen, bis die Begräbnisfeierlichkeiten für Hotephores beendet sein würden, und dann erst nach Amurru zurückkehren.
Auch in Mempi empfing Seneferu mich nicht. Drei Tage nach meiner Bitte um Audienz übermittelte mir Sennedjem die Absage: Seine Majestät habe keine Zeit für mich.
Am gleichen Tag ging ich zu Kanefer und bat ihn, mir eine Audienz bei seinem Vater zu vermitteln. Kanefer versprach, sich für mich einzusetzen. Der Bote kehrte sehr schnell zurück und teilte dem Wesir in meinem Beisein mit, dass Seine Majestät mich nicht empfangen werde. Nicht an diesem Tag oder an irgendeinem anderen.
»Mein Vater missbilligt deine Entscheidung nach Akkad zu gehen.«
»Ich tat es für den Frieden.«
»Das weiß er.«
Eine Woche nach meiner Ankunft in Mempi kam die Familie auf Wunsch von Kanefer zusammen. Er hatte das Siegel des Testaments der Königinmutter Meresankh erbrochen und ihren letzten Willen gelesen.
Schweigend saßen die Prinzen und Prinzessinnen im großen Halbkreis im Garten und erwarteten die Erläuterungen des Wesirs. Ich fragte mich, warum ich gerufen worden war. Ich gehörte offiziell nicht zur Familie und war daher gar nicht erbberechtigt.
»Ich bin leider erst jetzt dazu gekommen, das Siegel des Testamentes zu brechen und den Inhalt zu studieren. Ich habe euch rufen lassen, weil ihr in Meresankhs Testament erwähnt werdet. Mehr oder weniger. Ich werde nicht die gesamte Verfügung vorlesen, das würde zu lange dauern. Ich werde lediglich die Stellen zitieren, in denen sie persönliche Mitteilungen an ihre Erben vermerkt hat«, erläuterte Kanefer.
Tiya erhielt von Meresankh eine kostbar gefertigte Truhe aus Ebenholz mit Bronzebeschlägen, Nefertari Ohrringe in Form eines fliegenden Horus.
»Das kann doch nicht alles sein, was sie vermacht hat«, begehrte Rahotep auf, der auf eine Stiftung für seinen Sonnentempel hoffte. »Sie hat doch nicht nur Schmuck und Möbel besessen. Was ist mit all dem Silber und Gold, mit den Villen, dem Grundbesitz? Was ist mit …«
»Sei doch nicht so ungeduldig!«, warf Merit ein.
»Hesire«, fuhr Kanefer unbeirrt fort, »erhält für den Atum-Tempel eine Stiftung von eintausend Barren Silber.« Rahotep verzog das Gesicht, während Hesire zufrieden lächelte. »Außerdem vermacht Meresankh dir einen goldenen Halskragen, verbunden mit dem Wunsch, mehr auf deine äußere Erscheinung zu achten.
Rahotep bekommt für den Re-Tempel ebenfalls eine Stiftung von eintausend Deben Silber. Außerdem vermacht Meresankh dir ein Senet-Brettspiel aus Ebenholz und Gold. Du sollst das Leben mehr als ein Spiel sehen, schreibt sie.«
»Eintausend Silberbarren? Das ist doch nicht einmal ein Bruchteil ihres Vermögens! Was ist mit dem Rest?« Rahotep war aufgesprungen.
Kanefers Gesichtsausdruck war so undurchsichtig wie das Wasser des Hapi zur Zeit der Flut. »Khufu erhält den Siegelring von Huni, den Meresankh all die Jahre nach dem Tod unseres Großvaters verwahrt hat. Ich selbst erhalte eine goldene Statue des Gottes Thot, der mich nach ihren Worten zu mehr Weisheit bei meinen Entscheidungen anleiten soll.«
Khufu grinste seinen Bruder unverschämt an.
»Merit wird als Nächste genannt. Meresankh vermacht dir ihre beiden Villen in Mempi und in Pihuni. Du sollst dich dorthin zurückziehen, wenn dir Khufus Eskapaden zu viel geworden sind.«
Merit sah
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