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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Majestät. Ich habe alles gelernt, was es außerhalb von Sumer zu lernen gibt. Urnammu ist zufrieden mit mir.«
    »Ich habe davon gehört, wie zufrieden er mit dir ist.«
    »Diese Gerüchte entsprechen nicht der Wahrheit, Majestät.«
    »Das hatte ich auch nicht angenommen, Nefrit. Ich werde dir nur eine einzige Frage stellen: Willst du gehen?«
    »Zum Wohle von Kemet: Ja, Majestät.«
    »Und wenn du nicht gehen musst?«
    »Die Antwort kennt Ihr, Majestät.«
    »Ich werde Sargon vorschlagen, ihm Tiya als Gemahlin zu senden.«
    »Das wird er nicht akzeptieren.«
    Seneferus Blick hielt den meinen gefangen. »Khufu ist der Meinung, dass es politisch ungeschickt ist, dich mit Sargon zu verheiraten.«
    Ich lachte. »Welche Alternative hat er Euch vorgeschlagen?«
    »
Er
will dich heiraten.«
     
     
    Ich stand in Sarenputs Grab, das noch nicht versiegelt worden war. Ich wollte in Ruhe Abschied nehmen von meinem Gemahl und meinem früheren Leben. Ich setzte mich auf den Boden des Grabes und starrte eine Weile blicklos vor mich hin. Was war geschehen seit dem Attentat auf der Sonnenbarke? Mit Kemet? Mit Seneferu? Mit mir selbst?
    Ich hatte mich verändert. Ich hatte niemanden, weder Vater noch Mutter, noch Ehemann. Geschieden von Rahotep, verwitwet von Sarenput, sollte ich nun Königin von Sumer werden, an der Seite von König Sargon, den ich nicht gut genug kannte, um mir ein Leben mit ihm vorstellen zu können. Wollte ich nach Akkad gehen? Ich war jetzt siebenundzwanzig Jahre alt und suchte einen Halt in meinem Leben, etwas, auf das ich mich stützen konnte. Sollte ich nach Akkad gehen? Seneferu hatte mir angeboten, Tiya an meiner Stelle zu senden. Sollte ich sein Angebot annehmen und in Mempi bleiben? Welche Zukunft hatte ich hier? Die Bauleitung der neuen Pyramide? Die Arbeit an der Seite Kanefers? Mein Kampf mit Khufu? Eine neue Heirat? Kinder?
    Ich schreckte auf, als ich hinter mir ein Geräusch vernahm. Ich lauschte, konnte aber nichts hören. Draußen wieherten Pferde – meine eigenen.
    Dann wieder ein Geräusch!
    Eine Öllampe war hinter mir zu Boden gefallen, das dünnflüssige Lampenöl verteilte sich auf dem Boden des Grabes. Ich erhob mich und nahm eine der Tonscherben in die Hand. Die Lampe war durch den Grabschacht heruntergeworfen worden. Grabräuber? Ich sah mich um. Keine der Grabbeigaben für Sarenput fehlte.
    Während ich noch mitten im Grab stand, flog ein brennendes Stück Leinen über meine Schulter und landete in der Ölpfütze vor mir. Innerhalb von wenigen Herzschlägen stand das Grab in Flammen. Das vergossene Lampenöl setzte sich mit einer Gewalt in Brand, dass auch der Streitwagen und die vertrockneten Blumengirlanden sofort Feuer fingen. Die Flammen griffen schnell auf die anderen Grabbeigaben aus Holz und Papyrus über.
    Ich floh mehrere Schritte zurück und tastete mich hustend durch den Rauch hindurch, bis ich eine Wand erreichte. Ich hatte die Orientierung verloren. In welcher Richtung lag der Ausgang?
    Wessen Werk war dieses Attentat auf den Toten? Grabräuber hätten sich der wertvollen Gegenstände bemächtigt, bevor sie den mumifizierten Körper des Prinzen vernichtet hätten. Wessen Hass auf Sarenput war groß genug, um eine solche Abscheulichkeit zu begehen?
    Wieder hörte ich ein Geräusch. Ein Mann stürmte den Grabschacht hinab, durch die dichten Rauchschwaden hindurch.
    »Ist noch jemand hier?«, hörte ich ihn rufen.
    »Ich bin hier!«, rief ich zurück.
    Dann stand Khufu neben mir. »Nefrit! Was bei allen Göttern tust du hier? Komm!«
    Er ergriff meine Hand und zog mich durch den Grabschacht. Hustend folgte ich ihm durch den dichten Rauch an die Oberfläche.
    Draußen ließ er mich nicht los, sondern presste mich an sich. »Geht es dir gut?«, fragte er mich mit übertriebener Fürsorglichkeit.
    »Es geht mir gut, Khufu. Mir ist nichts passiert.«
    »Osiris sei Dank! Ich war mit Kanefer auf einer Inspektionsfahrt zum Baufortschritt der Pyramide. Ich sah Rauch aus Sarenputs Grab aufsteigen und bin herübergekommen.«
    »Wo ist Kanefer?«
    »Er ist im Bauleiterzelt. Er hielt den Rauch für aufgewirbelten Sand.«
    Ich glaubte ihm kein Wort.
     
     
    Sarenputs Grab war wie seine sterblichen Überreste völlig vernichtet. Wie groß musste Khufus Hass auf Sarenput gewesen sein, um solch eine schreckliche Tat zu begehen: die Vernichtung des Namens und des Körpers eines Menschen, der ihm ohnehin nicht mehr im Weg stand!
    Mein Hass auf Khufu und meine Verachtung für seine Tat waren

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