Die Herrin der Pyramiden
bestürzt.
Ich schloss die Augen und nickte.
Urnammu ballte die Hand zur Faust und sprang auf. Kanefer erhob sich ebenfalls und hielt ihn an den Schultern fest, um zu verhindern, dass der sumerische Prinz sich auf den erschöpften Khufu stürzte.
Dann war ich fest eingeschlafen.
Kanefer setzte mich vor sich auf sein Pferd. Mein Kopf lehnte an seiner Schulter. »Wie geht es dir, Nefrit?«, fragte er sehr liebevoll, fast zärtlich.
»Ich bin müde«, seufzte ich und lehnte mich gegen ihn. Seine Nähe tat mir unendlich gut.
»Wir reiten jetzt zurück ins Lager, Nefrit. Das wird einige Stunden dauern. Wirst du das aushalten?«
»Habe ich eine Wahl?«
»Nein«, sagte er ernst.
Wir ritten Stunde um Stunde. Hin und wieder hielt Kanefer an, um mir Wasser aus seiner Flasche einzuflößen. Zweimal, dreimal schlief ich an seiner Schulter ein.
»Nefrit, schläfst du?«, flüsterte Kanefer.
Ich schreckte hoch. »Nein.«
»Sprich nicht so laut!«
Die anderen Reiter ritten in einigen Schritten Abstand zu uns. Khufu hatte das Pferd des kemetischen Hauptmannes bestiegen, der hinter dem Prinzen herlief.
»Ich war so froh, dass euch die Flucht geglückt war!«, murmelte Kanefer. »Ich wusste nicht, wann Khufu reagieren würde.«
»Die Entführung war abgesprochen?«, fragte ich ungläubig.
»Nicht so laut!« Seine Hand umfasste meinen Arm. »Khufu und ich hatten sie am Abend zuvor geplant. Wir haben unserem Vater versprochen, dich wohlbehalten wieder nach Mempi zu bringen, und die Situation mit Rimusch und Urnammu wurde immer gefährlicher. Wir hatten beschlossen, dich zu entführen, um eine Ehe mit Sargon unmöglich zu machen. Wir sahen keine andere Möglichkeit.«
»Ich verstehe nicht …«
»Wir haben geplant, den Prinzen zu erklären, Khufu habe dich vergewaltigt und damit entehrt. Wenn du von Khufu schwanger wärst, könntest du unmöglich Sargons Königin werden.«
»Aber Khufu hat …«
»Du musst die Schwangerschaft eben vortäuschen ...«
Am Abend erreichten wir das sumerische Lager. Rimusch war mit seinem Suchtrupp bereits aus der anderen Richtung zurückgekehrt und war erfreut, dass sein Bruder Urnammu bei seiner Suche Erfolg gehabt hatte.
Von Kanefers Verhandlungen mit den beiden Prinzen hörte ich ebenso wenig wie Khufu. Wir beide wurden in unsere Zelte geleitet und schliefen die ganze Nacht durch.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, saß Kanefer neben mir und lächelte mich an. »Die beiden Prinzen glauben tatsächlich, dass Khufu dich vergewaltigt hat. Sie bezweifeln, dass Sargon dich noch als Königin will. Urnammu wollte einen Boten zu Sargon schicken, wovon ich ihn eben erst abbringen konnte.«
»Was wird jetzt geschehen?«
»Wir kehren nach Mempi zurück.«
»Und dann?«
»Khufu wird bestraft werden«, grinste Kanefer mich verschmitzt an. »Sargon wird eine andere Prinzessin erhalten. Mein Vater hatte sich bereits vor deiner Abreise entschlossen, Tiya nach Akkad zu senden ...«
»Nefrit! Ich bin so froh, dass du zurückgekommen bist!« Seneferu nahm mich in seine Arme und hielt mich fest. Dann küsste er mich sehr zärtlich.
Kanefer sah verlegen weg, Khufu starrte mich an.
»Ist der Plan gelungen?«, fragte Seneferu schließlich.
»Ja, Majestät. Der Plan scheint aufzugehen. Ich werde morgen mit Urnammu und Rimusch sprechen«, kündigte Kanefer an. »Ich werde mich in aller Form für Khufus Verhalten bei ihnen und ihrem Vater entschuldigen, dann werde ich einen Brief an Sargon aufsetzen und Tiya reisefertig machen.«
Ich war so erschöpft, dass ich beinahe im Stehen eingeschlafen wäre. Khufu wollte mich zu meiner Wohnung begleiten, doch sein Bruder hielt ihn davon ab.
Kanefer verabschiedete sich nicht an meiner Tür, sondern begleitete mich bis in mein Schlafzimmer. Mit verschränkten Armen sah er mir zu, wie ich mich entkleidete und mein Bett bestieg.
Wartete er auf irgendetwas?
Als ich unter das Laken gekrochen war, setzte er sich zu mir auf den Rand des Bettes. »Wenn ich wüsste, dass ich nicht jemandem, der mir sehr viel bedeutet, in die Quere kommen würde, würdest du heute Nacht nicht allein bleiben.«
Ich suchte seinen Blick, während er mich zudeckte. Was hatte er gemerkt?
Mit der Hand strich ich sanft über Kanefers Gesicht, und er küsste meine Hand. »Ich liebe dich!«, flüsterte er.
Seneferu
Es war beinahe Mittag, als ich die Augen öffnete und eine Dienerin die Leinenvorhänge vor dem Fenster zurückschlug, um das
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