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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Licht hereinzulassen.
    Ich frühstückte allein in meinem Garten. Ich wollte niemanden sehen. Was sollte ich fortan tun? Wie sollte ich meine Beziehung zu Kanefer gestalten? Zu Khufu? Zu Rahotep? Zu Seneferu?
    Mir war so übel, dass ich kaum einen Bissen herunterbrachte. War das die Aufregung, wieder in Mempi zu sein? Nicht Königin von Sumer zu werden und Sargon nie wiederzusehen?
    Am Nachmittag, als sich die Übelkeit noch nicht gelegt hatte, schickte ich nach Sethi. Nach seiner Untersuchung sagte er: »Ich kann in diesem frühen Stadium nicht viel sagen, Nefrit. Aber ich würde vermuten, dass du schwanger bist.«
    »Verdammt!«
    »Ich nehme an, dass dieses Kind nicht erwünscht ist?«
    »Völlig unerwünscht!«
    Er schien irgendwie erleichtert. »Was meint der Vater dazu?«
    Ich starrte ihn an. Vermutete er, dass das Kind von Rahotep war? »Diese Entscheidung treffe ich selbst, Sethi. Das geht niemanden außer mir etwas an.«
    Nachdem mir Sethi einen bitteren Trank verabreicht hatte, blieb ich zwei Tage im Bett. Ich war zu schwach, um aufzustehen.
    Am Nachmittag des zweiten Tages begannen die Blutungen, die für fast zwei Tage nicht aufhören sollten. Sie vernichteten das Leben, das ich in mir trug. Sethi blieb die ganze Zeit an meiner Seite.
    Während ich im Bett lag, hatte ich mehrere Besucher. Zuerst erschien Kanefer, um nach mir zu sehen, weil ich nicht zum Empfang für Rimusch und Urnammu gekommen war.
    Er setzte sich an mein Bett und nahm meine Hand in seine.
    »Was ist mit ihr?«, fragte er Sethi.
    »Sie ist erschöpft, mein Prinz. Sie hat sich in der Wüste überanstrengt.«
    Kanefer hielt es nicht lange an meinem Bett aus, dann riefen ihn seine Pflichten zurück ins Ministerium. Aber er versprach, bald wiederzukommen, und küsste mich sehr zärtlich auf die Wange.
     
     
    Der nächste Besucher war Khufu. Ich nahm ihn nur im Halbschlaf wahr. Sethi hatte mir Opium gegen die Krämpfe gegeben, und ich sah Khufu nur wortlos am Fußende des Bettes stehen und auf mich herabsehen. Sethi hatte rechtzeitig die Decken und die Tücher gewechselt, sodass der Blutgeruch mich nicht verriet. Wie hätte Khufu reagiert, wenn er gewusst hätte, dass ich sein Kind bereits abgetrieben hatte?
     
     
    »Wie geht es ihr?«, fragte eine vertraute Stimme.
    »Sie ist sehr schwach, Euer Majestät.«
    Seneferu nahm meine Hand, während er neben meinem Bett saß. »Kann ich etwas tun?«
    »Nein, Euer Majestät. Nur warten!«
    »Geh schlafen, Sethi. Ich werde heute Nacht an ihrem Bett wachen.«
     
     
    Als Tiya am Morgen in meinem Schlafzimmer auftauchte, hatte die Wirkung des Opiums nachgelassen, und ich konnte mich ein wenig mit ihr unterhalten. »Es tut mir Leid, dass du an meiner Stelle gehen musst«, sagte ich.
    »Mein Vater hat mir die Situation erklärt, und ich habe meine Aufgabe verstanden. Ich werde Sargon heiraten. Ich werde meine Pflichten für die Dynastie erfüllen.«
    »Ich wäre gegangen, Tiya, wenn …«
    »Ich weiß, Nefrit, ich weiß. Khufus Tat war unverzeihlich.«
    »Wer weiß noch davon?«
    »Nur ich weiß davon. Mein Vater hat mich eingeweiht.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Wie eine Friedenstaube, die auf dem Brandopferaltar dargebracht wird.«
    »Er sieht gut aus.«
    »Wer?«
    »König Sargon.«
    »Das taten Kanefer, Sarenput und Maatkare auch.«
     
     
    Zwei Tage später suchte ich meinen Arbeitsraum im Palast des Wesirs auf. Ich setzte mich still an meinen Schreibtisch und sichtete die Papyri, die ich fand. Einer meiner Schreiber musste Kanefer von meiner Ankunft verständigt haben, denn er erschien wenig später. »Hast du Sehnsucht nach deiner Arbeit, Nefrit?«
    »Ich freue mich seit Tagen auf eine sinnvolle Beschäftigung.«
    Kanefer zeigte mir den Brief, den er für Sargon verfasst hatte, und las ihn mir vor:
    »Seneferu Nebmaat, Herr der Weltordnung, Sohn des Re, Eroberer der Fremdländer, Herrscher des Oberen und Unteren Landes, grüßt seinen Bruder Scharrukena. Ich hoffe, dass du wohlbehalten deine Hauptstadt Akkad erreicht hast. Mein Herz ist von Zorn erfüllt, dass ich den Frieden zwischen unseren Völkern nicht durch ein Bündnis stärken kann, wie wir es abgesprochen hatten. Durch eine unbedachte Handlung hat mein Sohn Khufu deine Braut Nefrit, die du zu deiner Königin machen wolltest, entehrt. Mein Sohn wird für diese Tat bestraft werden. Deinen Willen vorausgesetzt, dich noch immer mit mir zu verbinden, sende ich dir meine Tochter Tiya. Sie ist die ranghöchste Prinzessin meiner Dynastie

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