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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Vermählung des Thronfolgers fand in diesem Jahr auf dem großen Platz von Mempi vor dem alten Königspalast statt. Das ganze Volk sollte an der Hochzeit des künftigen Herrschers teilhaben.
    Die Hochzeitszeremonien hatten keine Ähnlichkeit mit den Zeremonien im Tempel des Atum vor sieben Jahren. Rahotep demonstrierte die Macht von Iunu durch die Anwesenheit von zweihundert Priestern und den beiden Propheten des Sonnengottes. Kein anderer Priester irgendeines Gottes war anwesend, mit Ausnahme von Rahoteps Bruder Merire, der als Mitglied der königlichen Familie hinter uns Platz genommen hatte, und Hesire, der die Kleidung des Hohepriesters abgelegt hatte und im Leinenschurz eines Prinzen erschienen war. Die Zeremonien begannen mit einem gemeinsamen Gebet zum Sonnengott Re und dem Sonnengesang, der in Stellvertretung des Hohepriesters durch den Propheten von Iunu rezitiert wurde.
    Dann trat Seneferu vor uns und verheiratete seinen Sohn und Nachfolger mit seiner eigenen Geliebten. Seneferu nahm Rahoteps linke Hand und verband sie mit meiner rechten durch ein golddurchwirktes Band, das die Strahlen seines göttlichen Vaters Re symbolisieren sollte. »Im Angesicht der Sonne erkläre ich euch zu Mann und Frau!«
    Am Abend fand in der Halle des Horus der Empfang für die Würdenträger des Reiches statt. Rahotep und ich empfingen die Gäste wie bei unserer ersten Vermählung auf kleineren Thronen neben dem des Herrschers. Seneferu saß zu meiner Linken, Rahotep zu meiner Rechten. Der Thron der Königin blieb leer.
    Unter den fremdländischen Botschaftern war auch Prinz Mesilim aus Sumer.
    »Es ist mir eine Freude, dich in Mempi zu begrüßen, Mesilim!«, sagte ich zu Sargons Sohn. »Bist du der neue Botschafter von Sumer?«
    Rahotep kniff die Lippen zusammen. Es war Mesilim gewesen, der ihn während des Feldzuges mit Ramesse bei Jericho so schwer verwundet hatte.
    »Ich habe Neferatum und Djedkare nach Mempi begleitet, als die überraschende Nachricht von deiner Vermählung mit Rahotep nach Akkad kam. Mein Vater lässt dir seine Grüße übermitteln, Nefrit.«
    »Ich danke König Sargon für seine Grüße. Und ich danke dir, Mesilim, dass du die weite Reise unternommen hast, um mir seine Nachricht zu überbringen.«
    »Mein Vater war sehr ungehalten, als er von deiner Vermählung mit dem Thronfolger hörte. Er bedauert, dass du nicht seine Königin geworden bist.«
    Bevor ich antworten konnte, fragte Rahotep: »Ist meine Schwester Tiya wohlbehalten in Akkad angekommen?«
    »Sie ist angekommen, Rahotep. Bei meiner Abreise hatte mein Vater sie bereits in sein Bett befohlen. Sie wird ihm weitere Söhne schenken.«
    »Wann wird die Hochzeit …?«
    »Es wird keine Hochzeit geben. Mein Vater hat sich entschlossen, Tiya als seine Geliebte zu betrachten, solange er Gefallen an ihr findet.«
    Rahotep war aufgesprungen. »Als Geliebte?«
    »Hast du geglaubt, dass mein Vater sich durch Tiya vertrösten lässt?«
    Ich erhob mich und stellte mich zwischen Mesilim und Rahotep, bevor die beiden Prinzen aufeinander losgingen. »Mesilim, würdest du mir die Ehre erweisen und mich zum Abendessen begleiten?« Ich reichte ihm meine Hand. Entgegen jedem Hofzeremoniell begab ich mich mit Mesilim durch die Reihen der wartenden Würdenträger hindurch in den benachbarten Bankettsaal.
    Das Essen zog sich bis kurz vor Mitternacht hin. Ich war so müde, dass ich kaum etwas von den köstlichen Speisen aß. Auch die zweite Hochzeitsnacht verbrachte ich nicht mit Rahotep. Ich überließ meinen Gemahl seinem Geliebten Sethi und schlich mich in das Bett des Königs.
     
     
    Am nächsten Morgen empfingen Seneferu, Rahotep und Kanefer den jüngsten Sohn des Königs Sargon, der dem Herrscher der Beiden Länder einen Brief von seinem Vater überbrachte. Sargons Brief war in Keilschrift auf einer Tontafel verfasst.
    Ich übersetzte den Brief, während ich ihn las:
    »Scharrukena von Akkad, Herrscher der vier Weltteile, an Seneferu Nebmaat, Herrscher der Zwei Reiche. Du nennst dich Herr der Weltordnung, mein Bruder, und hast deinen eigenen Sohn Khufu nicht in deiner Macht? Mit Wut im Herzen habe ich die Nachricht vernommen, dass Nefrit, die ich zu meiner Königin machen wollte, durch Khufu entehrt wurde. Mein Zorn wurde nicht geringer, als ich von ihrer bevorstehenden Vermählung mit Rahotep erfuhr, den du zu deinem Nachfolger ausersehen hast. Und dann warst du so unverfroren und selbstgefällig, mir Tiya als Gemahlin zu senden, um unsere Dynastien zu

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