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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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verbinden. Ich kann verstehen, warum du dich entschieden hast, sie nicht zu heiraten. Auch mir gefällt sie besser in meinem Bett als auf meinem Thron. Ich habe dir meinen Sohn Mesilim geschickt, der eine Nachricht von mir bei sich trägt. Nimm davon Kenntnis und handele entsprechend. Gruß, Scharrukena.«
    Als ich von der Tontafel aufsah, sah ich Seneferus versteinerte Miene. Seine Augen waren auf Mesilim gerichtet, der vor ihm stand. Das einzige Zeichen seines Unwillens waren die zusammengezogenen Augenbrauen.
    Rahotep hingegen saß sprungbereit wie ein Panther neben seinem Vater. Seine Hände hatten sich um die Armlehnen seines Stuhls gekrallt. Kanefer stand unruhig daneben.
    Mesilim lächelte spöttisch, als er Rahoteps Reaktion auf den Brief seines Vaters sah.
    »Du scheinst keinen Zweifel zu haben, dass du diesen Raum lebend verlässt!«, fauchte Rahotep.
    »Ist das die berühmte kemetische Diplomatie?«, fragte Mesilim.
    Der König hob die Hand. »Ich will die Nachricht von König Sargon sehen!«, befahl Seneferu.
    Mesilim verneigte sich, zog eine Tontafel hervor und warf sie vor Seneferu auf den Boden, wo sie in mehrere Stücke zerbrach. »Das hier lässt Euch mein Vater überbringen, Majestät.«
    Kanefer trat vor, hob die Scherben vom Boden auf und versuchte, sie zusammenzusetzen. Ich trat neben ihn. Ein Blick reichte mir, um festzustellen, um welches Dokument es sich handelte.
    »Majestät, das sind die Scherben des Friedensvertrages.«
     
     
    »Du wolltest mich sprechen, Mesilim?« Ich empfing Sargons Sohn nach der Audienz beim König im Ministerium für fremdländische Angelegenheiten. »Was kann ich für dich tun?«
    »Du könntest mir freies Geleit nach Akkad zusichern!«
    »Du bist kein Gefangener!«
    »Du könntest befehlen, dass die Eskorte, die mir im Abstand von zwei Ellen folgt, verschwindet.«
    »Der Wesir hat angeordnet, dass du …«
    »Du könntest mir aber auch einfach einen Stuhl anbieten! Ich habe eine Nachricht von meinem Vater für dich.«
    Ich deutete auf einen der Sessel vor dem Schreibtisch, und Mesilim ließ sich nieder. »Mein Vater schickt dir das hier.«
    Mesilim stellte eine kleine Flasche aus Alabaster vor mir auf den Tisch.
    Ich nahm das Gefäß in die Hand und hielt es gegen das Licht. In der Flasche schimmerte eine durchsichtige Flüssigkeit.
    »Was ist das?«, fragte ich Mesilim.
    »Schnee.«
    »Schnee?«, fragte ich erstaunt.
    »Nun ja, der Schnee ist geschmolzen, als wir die Grenze zu Kemet passiert hatten. Die Winter sind hier sehr warm. Es
war
Schnee.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Tausend Gedanken rannen wie der geschmolzene Schnee durch meinen Kopf. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich nie in meinem Leben kalten, festen, gefrorenen Schnee berühren würde.
    »Gibt es eine Nachricht von deinem Vater?«
    »Ich soll dir sagen, dass er sein Versprechen gehalten hat. Er hatte dir vor Jahren in Pihuni gesagt, dass du eines Tages Schnee sehen würdest.«
     
     
    Seit Mesilims Abreise nach Akkad waren fast vier Wochen vergangen, und ich hatte mich in meine Arbeit vergraben. Ich hatte vergessen wollen, warum ich einen Abend lang eine kleine Alabasterflasche mit Wasser angestarrt hatte. Meine Freiheit schien dahingeschmolzen wie der Schnee, den Sargon mir sandte.
    Die Bauarbeiten an der neuen Pyramide, die mittlerweile die Rote Pyramide genannt wurde, waren seit über einem Jahr in Gang. Das Fundament aus Tura-Stein war verlegt, und die roten Steine aus den Steinbrüchen neben der Baustelle wuchsen Steinlage um Steinlage in den Himmel. Erneut untersuchte ich das Plateau unterhalb des Grabmals. Die Baukatastrophen der beiden anderen Pyramiden hatten mich vorsichtig gemacht.
     
     
    »Du hast bei Sennedjem offiziell um eine Audienz in deiner Funktion als Königlicher Bauleiter nachgesucht, Nefrit?«, fragte mich Seneferu, als ich eines Morgens in seinem Arbeitszimmer erschien.
    »Ja, Majestät! Ich will Euch etwas zeigen. Kommt mit auf das Dach des Palastes!«
    Seneferu sah mich fragend an. »Wird der Palast einstürzen?«
    Ich lachte: »Nein! Kommt mit!« Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn zur Verwunderung der Würdenträger durch die Gänge des Palastes, die Treppen hinauf bis auf das Dach.
    »Und nun?« Seneferu starrte auf den fernen Horizont. »Was soll ich hier sehen? Die Invasionstruppen aus Sumer?«
    »Sieh stromaufwärts, Seneferu!«, forderte ich ihn auf. »Was siehst du?«
    »Eine Pyramide.«
    »Eine vollendete Pyramide!«
    Er nahm mich in die

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