Die Herrin der Pyramiden
wirken.«
»Das seltsame Fieber, als er vom Sumer-Feldzug zurückkam?«
»Es hat ihn nicht umgebracht!«
Ich schüttelte den Kopf. »Du hast auch Sekhem ermordet, nicht wahr?«
»Dein Sekretär hat durch seine unsinnige Affäre mit Merit Khufus Legitimation gefährdet. Merit war entschlossen, ihren Vater zu bitten, ihre Ehe mit Khufu aufzulösen. Alles nur wegen eines kleinen Schreibers! Sekhem auf dem Thron der Beiden Reiche? Das konnte ich nicht zulassen!«
Neferakhet stand hinter der halb offenen Tür, unsichtbar für Iya, die meinen Sohn auf dem Arm hielt, als wäre es ihr eigener.
»Warum hast du Tutmosis entführt, Iya?«
»Khufu ist völlig vernarrt in ihn. Er hält ihn für seinen Sohn! Ich werde ihm Tutmosis zu Füßen legen, und er wird mich wieder in sein Bett lassen. Ich werde ihn erziehen wie meinen eigenen Sohn, und er wird nie erfahren, wer seine Mutter war.«
»Du willst mich also auch töten?« Ich dachte nach. »Das Attentat mit der Ptah-Statue? Ich habe dich im Tempel gesehen.«
»Ich habe die halbe Nacht gebraucht, um die Verankerung zu lösen. Dann war es nur noch ein kleiner Stoß.«
»Du hast auch das Feuer in Sarenputs Grab gelegt?«
Sie nickte.
Und ich hatte Khufu beschuldigt, mich umbringen zu wollen! Ich hatte Khufu den Mord an Sekhem vorgeworfen, weil ich nicht an seine Unschuld glauben wollte!
»Aber heute wirst du sterben, Nefrit!« Sie legte meinen Sohn auf das Bett.
Dann zog sie ihren Dolch und kniete sich neben mich. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ihre Nasenflügel blähten sich wie bei einem Menschen, der zutiefst erregt ist. Ich hörte sie tief atmen. Ihre mit Malachit geschminkten Augen öffneten sich weit, als wollten sie die erregenden Gefühle der Macht bis tief in die Seele einlassen, der Macht, einen anderen Menschen vernichten zu können. Sie hob den Dolch, um mir die Kehle durchzuschneiden.
In diesem Augenblick stürzte Neferakhet mit gezogenem Schwert in den Raum. Iya wirbelte herum und sah ihn erschrocken an. Damit verlor sie kostbare Augenblicke, die der Hauptmann nutzte. Iya hatte keine Chance, obwohl sie sich wehrte wie ein gefangener Panther.
Wir brachten Iya zum Haus der Gerechtigkeit, wo ein Priester der Maat meine Aussagen aufnahm. Seine Augen wurden immer größer, als ich die Anschuldigungen gegen Iya vorbrachte: Ermordung der Königin, Mordanschlag auf den Herrscher, Mord an meinem Sekretär, drei Mordanschläge auf mich selbst, Entführung meines Sohnes und die beabsichtigte Ermordung einer Prinzessin. Das Motiv: Machtgier.
Der Richter sah mich an, als hätte mich mein Ka verlassen. Dann erhob er sich und verschwand für einige Augenblicke im Nebenraum, wo Iya festgehalten wurde. Er kehrte sehr nachdenklich zu mir zurück. Dieser Fall konnte entweder einen Sprung nach oben in seiner Karriere bedeuten oder ihr abruptes Ende.
»Die Angeklagte Iya hat einige deiner Aussagen in einem Geständnis bestätigt. Andere nicht. Ich werde sie hier behalten, bis die Anklage offiziell vertreten wird. Ich brauche deinen Namen, deinen Wohnsitz und den Namen des Anwaltes, der dich vertreten soll.«
»Ich bin Prinzessin Nefrit, wohne im Palast von Mempi und mein Anwalt ist der Wesir Kanefer.«
»Das hat aber lange gedauert!«, beschwerte sich Neferakhet, der vor dem Haus der Gerechtigkeit mit dem schlafenden Tutmosis auf mich gewartet hatte.
»Der Richter war etwas schwer von Begriff«, sagte ich leichthin. Ich hatte keine Lust, die Situation aufzuklären.
»Und nun?«, fragte er.
»Ich kehre nach Mempi zurück.«
»Du kannst nicht allein reisen. Du zitterst immer noch.« Er nahm meine Hand. »Ich werde dich und deinen Sohn nach Mempi bringen.«
Hauptmann Neferakhet ließ mich nur so lange warten, bis sein Wagen angeschirrt war, er Feigen und Honigkuchen besorgt und zwei Wasserflaschen gefüllt hatte. Die Sonne war längst untergegangen, als wir aufbrachen.
Wir fuhren die Uferstraße nach Norden. Neferakhet hatte gute Pferde, und wir kamen trotz der Dunkelheit schnell voran.
»Zieht der König in den Krieg?«, fragte Neferakhet.
»Wie kommst du darauf?«
»Siehst du die Fackeln dort vorn auf der Straße? Das sind schnelle Streitwagen, die uns entgegenkommen.«
Rahoteps Wagen kam direkt vor mir zum Stehen. Mein Gemahl sprang ab und lief mir entgegen. »Nefrit!«
Dann stand Seneferu neben mir. Er schloss mich vor seinen Männern in die Arme und hielt mich fest. »Wo ist mein Sohn?«, flüsterte er in mein Ohr.
»Ich
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