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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Geliebten.
    »Wie lange willst du in Gisa bleiben? Ich sehne mich nach dir!», sagte Seneferu.
    »Nur noch ein paar Wochen, mein Liebster. Die Arbeiten am Grabschacht gehen gut voran, und das Plateau ist bald vorbereitet.«
    »Und wenn das geschehen ist, dann werden die ersten Steinlagen verlegt, und du bist unabkömmlich.«
    »Möglich.«
    »Und dann müssen Winkelmessungen vorgenommen werden, die kein Mensch außer dir vornehmen kann.«
    »Das ist notwendig.«
    »Und dann gibt es während der nächsten Flut ein Chaos auf der Baustelle, das nur du beseitigen kannst.«
    »Wahrscheinlich.«
    Er lehnte sich in die Kissen zurück. »Ich glaube, ich werde einen anderen Bauleiter ernennen.«
    »Das verbiete ich dir, Majestät!«
     
     
    Die Arbeiten am Grabschacht gingen in den ersten Wochen zügig voran, obwohl nur zwei Arbeiter gleichzeitig in dem zwei Ellen breiten und zweieinhalb Ellen hohen Gang arbeiten konnten. Doch dann tauchten Komplikationen auf, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Die Länge des Schachtes bis zur Felsenkammer war auf hundertsechzig Ellen bemessen. Nach etwa achtzig Ellen traten die ersten Probleme auf. Der Gang war eng und dunkel, und die Steinschläger und die Arbeiter, die die geschlagenen Steine aus dem Schacht entfernen sollten, mussten im Schein von Öllampen arbeiten. Der Atem der Arbeiter, der Schweiß, der Staub der geschlagenen Steine und die Öllampen führten trotz der kühlen Wintermonde zu einer gefährlichen Luftknappheit so tief unter der Oberfläche. Die Arbeiter konnten nur jeweils zwei Stunden im Schacht arbeiten, dann mussten sie durch neue ersetzt werden.
    Parallel zu den Grabungen im Schacht ließ ich weiter zur geplanten Pyramidenmitte einen Belüftungsschacht graben, der mit einem steileren Winkel auf den Grabschacht zulief. Die Bauleitung musste sich einige Wochen in Geduld üben, bis ich sicher war, dass die Winkelmessungen korrekt waren. Doch dann kam der Ruf: »Wir sind durchgebrochen!«
    Die Arbeiten im Grabkorridor gingen nun zügiger voran. Die Arbeitsschichten legte ich auf vier Stunden fest, denn ein ganztägiges Arbeiten in dem engen Gang war trotz des Luftschachtes nicht möglich.
     
     
    An dem Tag, als ich den Befehl zur Ausschachtung der Felsenkammer gab, kehrte die Flotte zurück. Vom Plateau aus kontrollierte ich die Vermessungsarbeiten und die Markierung des Grundrisses, als ich die ersten Schiffe auf dem Hapi stromaufwärts segeln sah.
    An der Spitze segelte die
Udjat
, ihr folgten die
Ankh,
die
Djed
und die Kriegsschiffe der Flotte. Die Schiffe lagen tief im Wasser und hatten offenbar ihre menschliche Fracht in Amurru aufnehmen können.
    Ich sprang in meinen Wagen und trieb die Pferde zum Galopp an.
    Den Hafen von Mempi erreichte ich, als die
Udjat
mit einem gewagten Manöver an den Landungssteg heransteuerte. Ich stieg vom Wagen und lief ungeduldig zum Kai hinüber. Ich wollte Rahotep über den Baufortschritt an seiner Pyramide informieren.
    Als Erster schritt Khufu über den Steg. Als er mich sah, kam er sofort zu mir herüber. Er nahm mich in den Arm und rieb die Nasen mit mir. »Bevor du irgendwelche Anschuldigungen gegen mich vorbringst, Nefrit: Ich bin nicht schuld!«
    Djedef trat neben mich. Auch er umarmte mich mit ernster Miene.
    »Djedef! Wie schön, dich zu sehen!»
    »Khufu hat Recht, Nefrit«, sagte er. »Es war nicht seine Schuld.«
    »Was ist geschehen?« Dann sah ich mich nach meinem Gemahl um. »Wo ist Rahotep? Auf einem der anderen Schiffe?«
    »Rahotep ist tot.«
     
     
    Rahotep kehrte nach Mempi zurück wie ein siegreicher Feldherr. Sein Leichnam war auf einem Wagen aufgebahrt, der von vier Pferden gezogen wurde. Djedef und Khufu fuhren mit ihren Kampfwagen an der Spitze der drei Regimenter. Die Männer zogen schweigend in Mempi ein. Das Volk, das in den Straßen der Hauptstadt die Brüder, Väter und Söhne empfing, schwieg. Kein Laut war zu hören außer den Tritten der Soldaten auf dem sandigen Boden, dem Getrappel der Hufe, dem Knirschen der metallbeschlagenen Räder der wenigen mitgeführten Streitwagen.
    Unbeweglich wie eine Statue stand Seneferu am Erscheinungsfenster des Palastes. Seine Augen waren auf den fernen Horizont des Westens gerichtet, auf das Land der Toten. Ich konnte die Tränen in seinen Augen sehen.
    Nach dem Empfang für Khufu und Djedef wurde Rahoteps Leichnam in das Haus des Todes gebracht, um einbalsamiert und für die Bestattung vorbereitet zu werden. Sethi hatte mich um die Ehre gebeten, Rahotep für

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