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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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auf den Markt geschickt.
    Tutmosis’ Protestschreie kamen aus dem oberen Stockwerk. Ich verließ die Küche, schlich lautlos einen Säulengang entlang und erreichte die breite Zedernholztreppe, die ins obere Stockwerk und dann weiter auf das Dach führte.
    Wo war Hauptmann Neferakhet?
    Ich stieg die Treppe hinauf. Die Stufen knarrten, ich blieb stehen und hielt die Luft an. Niemand hatte mich gehört. Ich eilte einen Korridor entlang, an dessen Ende ich zwei Türen entdeckte. Beide standen einen Spaltbreit offen. Ich folgte Tutmosis’ Geschrei und betrat einen der Räume. Es war ein Schlafgemach mit einem hohen Bett mit vergoldetem Baldachin, zwei flachen Kleidertruhen aus Holz mit Bronzebeschlägen und zwei geschnitzten Stühlen um einen runden Tisch. Auf dem Boden lag eine elegante Matte aus kunstvoll geflochtenem Papyrus.
    Das Schlafgemach der Königinmutter. Es war ihre Villa gewesen, bevor sie sie Merit vermacht hatte. War dies der Raum, in dem ich gezeugt worden war? War dies der Raum, in dem Meresankh und Tutmosis sich ihrer geheimen Leidenschaft hingegeben hatten, so wie ich mich heimlich in meiner Villa mit Sarenput getroffen hatte?
    Auf dem Bett lag mein Sohn, streckte Arme und Beine von sich und schrie, als würde er im Feuer gebraten. Iya war nicht im Raum. Ich eilte zu Tutmosis und nahm ihn hoch. Er war beinahe sofort ruhig. Ich küsste ihn und versprach ihm, dass ihn seine Mutter nie wieder aus den Augen lassen würde.
    Ich hörte Iya nicht, bis es zu spät war.
    Dann stürzte ich zu Boden.
     
     
    Als ich zu mir kam, lag ich vor dem Bett. Meine Hände und Füße waren mit in Streifen gerissenen Windeltüchern und einem Vorhangseil an die Beine des Bettes gefesselt. Iya versuchte, Tutmosis aus einer kleinen Flasche warme Milch einzuflößen. Aber mein eigensinniger Sohn drehte immer wieder den Kopf weg.
    »Er mag keine Flaschen«, sagte ich. »Halte ihm den kleinen Finger an die Lippen und versuche es noch mal.«
    Iya sah auf. »Willkommen im Reich der Lebenden!«
    Mein Kopf schmerzte unerträglich, und ich konnte nicht klar sehen. Sie hatte mich mit dem goldenen Handgriff eines Federfächers niedergeschlagen, als sie wegen der plötzlichen Stille im Schlafgemach aus dem Nachbarraum kam und mich mit meinem Sohn fand.
    »Wie lange werde ich noch leben?«, fragte ich.
    »Nicht lange, Nefrit. Du hättest nicht kommen sollen.«
    Der Trick mit dem Finger funktionierte. Tutmosis trank einige Schlucke Ziegenmilch. Er war ruhig, sah aber misstrauisch zu der fremden Frau auf, die sich seit zwei Tagen um ihn bemühte.
    »Warum hast du das getan, Iya?«
    »Ich hasse dich!«
    »Ist das ein Grund, meinen Sohn zu entführen?«
    Tutmosis stieß mit seinen kleinen Händen die Flasche weg.
    »Seit wir uns kennen, hast du mir alles weggenommen, was ich jemals besessen habe: Djedef, Sarenput und jetzt auch noch Khufu!«
    »Du bist wirklich verrückt, Iya!«
    Sie hatte die Fesseln an meinen Händen sehr fest angezogen. Meine Hände fühlten sich kalt und taub an. Ich versuchte die Finger zu bewegen, die Hände zu drehen, um das Seil zu lockern.
    »Djedef ist in dein Bett gekrochen, sobald ich wegen des Sturzes während des Stieropfers im Haus des Lebens lag!«
    »Das war nicht …«
    »Sarenput lief dir hinterher, solange ich mit ihm verheiratet war!«
    »Du hast doch die Scheidung gewollt, weil du Khufus Geliebte warst! Ich habe dir Sarenput niemals weggenommen!«
    Langsam kam Leben in meine linke Hand zurück. Ich bewegte die Finger und ballte sie zur Faust. Ich drehte mich auf die rechte Schulter, um Iya und die Tür besser im Auge zu behalten. Wo war Hauptmann Neferakhet?
    »Und Khufu?«, fragte Iya. »Seit Monden spricht er nur noch von dir! Wenn er in mein Bett steigt, denkt er nur an dich. Wenn er mich liebt, liebt er dich. Wenn er einschläft, tut er es an deiner Seite. Wir hatten einen furchtbaren Streit deswegen. Ich habe eine Vase nach ihm geworfen.«
    Tutmosis steckte den Holzsoldaten in den Mund, den Iya ihm gab.
    »Ich dulde nicht, dass irgendjemand Khufu seinen Weg zum Thron verwehrt! Ich bin die Frau an seiner Seite! Und wenn er seinem Vater auf den Thron des Horus gefolgt sein wird, werde ich neben ihm sitzen.«
    »Merit ist …«
    »Sie wird wie Königin Hotephores früh sterben!«
    Ich starrte sie an. Und dann begriff ich. »Hotephores starb nicht an einer Lungenentzündung?«
    »Das Gift wirkte so schnell, dass es wie ein Tod durch Ersticken aussah. Bei Seneferu schien es dagegen nicht zu

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