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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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meinen neuen Spitznamen. Hinter vorgehaltener Hand nannte man mich den General, weil ich mit einigen Arbeitern nicht gerade rücksichtsvoll umgegangen war, nachdem sie in ihrer Wut den Lebendigen Gott gelästert hatten. Nachdem ich zwei Arbeiter mit Stockschlägen bestrafen musste, kehrte wieder Ruhe ein und die Arbeiten wurden fortgesetzt.
    Das Heraufholen der schweren Steinquader aus dem engen Schacht stellte sich als zunehmend schwierig heraus. Ich ließ einen Lastkran auf den glatten Steinlagen der obersten Plattform verankern, der die Quader aus der Tiefe holen sollte. Und dennoch schafften die Arbeiter nur vier Quader pro Stunde.
    Als einer der letzten Steine aus der Kammer emporgeholt werden sollte, passierte das Unglück. Der Kran bog sich unter der Last des Quaders, die Seile rissen und der Stein stürzte hinab in die Tiefe und erschlug zwei Arbeiter unter sich.
    »Diese Pyramide ist verflucht!« hörte ich rechts und links neben mir die Arbeiter rufen. Sie standen hilflos am Rand des Grabkammerschachtes und blickten auf ihre toten Kollegen hinunter. »Von Anfang an ging alles schief. Diese Pyramide ist verflucht!«
    Ich befahl einem Trupp von Arbeitern, in die Kammer hinabzusteigen, um die letzten Quader heraufzuholen, doch sie weigerten sich.
    Schließlich entledigte ich mich selbst meines Kleides und ließ mich über den Kran hinab in die Kammer abseilen. Der Anblick der Zerschmetterten war entsetzlich. Die gesamte Kammer war von ihrem Blut getränkt, aber die Arbeiten mussten fortgesetzt werden. Der Kran wurde mit einem neuen Seil ausgestattet, das zu mir in die Kammer hinabgelassen wurde. Doch alleine konnte ich das Seil am abgestürzten Quader nicht befestigen.
    »Ich brauche Hilfe!« schrie ich hinauf zu den wartenden Arbeitern.
    Niemand rührte sich.
    »Ihr verdammten Feiglinge!« rief ich hinauf. »Hier ist nichts, wovor ihr Angst haben müsst.«
    Zögerlich erklärten sich neun der Männer bereit, Steinschlepper, Steinverleger und ein Vorarbeiter, in die Kammer herunterzukommen, um mir bei der Fixierung des Seils am Steinquader zu helfen. Es dauerte fast eine Stunde, bis alle Männer in der Kammer angekommen waren. Gemeinsam setzten wir die Stemmwerkzeuge aus Bronze an und stellten den Quader aufrecht hin, damit wir die Seile befestigen konnten. Die Luft in der Kammer war heiß und stickig und die Männer und ich kamen ins Schwitzen.
    Schließlich war der Quader transportbereit und der Kran zog ihn empor. Unter dem Stein lagen die sterblichen Überreste der beiden zerschmetterten Männer. Während der Quader zur obersten Plattform unterwegs war, drückten die Arbeiter sich an die Wände der Kammer, um von einem erneut abstürzenden Stein nicht ebenfalls getroffen zu werden.
    Als ich wieder die oberste Bauplattform erreicht hatte, traf ich meinen Vater, der bereits aus dem Zelt des Bauleiters gerufen worden war.
    »Was ist geschehen, Nefrit?«
    »Ein Seil ist gerissen, der Quader ist in die Kammer gefallen und hat zwei Arbeiter erschlagen.«
    »Diese verfluchte Pyramide. Was soll denn noch alles passieren?«
    »Das ist auch die Meinung der Arbeiter.«
    »Was?« fragte er mich verständnislos.
    »Dass diese Pyramide verflucht ist.«
     
     
    Die rituelle Reinigung der Grabkammer von den Seelen der erschlagenen Arbeiter und von ihrem Blut dauerte zwei Tage, an denen die Ausschachtungsarbeiten in der neuen Grabkammer ruhten. In der Zwischenzeit wurden die Arbeiten an den Steinlagen der Plattform fortgesetzt und auch der Kernturm wuchs um zwei weitere Steinschichten.
    Als die Grabkammer endlich wieder betreten werden konnte, schickte ich vier Steinbrucharbeiter hinab, die den Grabkorridor zum Gewölbe der unteren Grabkammer durch die Steinlagen schlagen sollten. Die Vermessung des Winkels war nicht einfach, denn wir hatten keinerlei Anhaltspunkte, in welcher Richtung die alte Grabkammer unterhalb der neuen Grabkammer lag. Mein Vater und ich kamen bei vier Berechnungen auf drei verschiedene Winkel.
    »Wenn die Steinschläger den Gang auch nur in die Nähe des Gewölbes der alten Kammer bringen, haben wir Glück gehabt.« meinte mein Vater.
    »Wir haben keine Möglichkeit zu noch genaueren Messungen, Vater. Wir müssen es einfach versuchen.«
    »Wenn wir uns nur um zwei Grad vermessen haben, graben sich die Arbeiter durch die halbe Pyramide, bevor wir merken, dass wir nicht die richtige Richtung eingeschlagen haben.«
    Die Arbeiten für den neuen Grabkorridor dauerten nur wenige Tage, an denen ich mein

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